Die Influenza-Impfung wird Personen mit chronischen Erkrankungen seit Jahren dringend ans Herz gelegt. Menschen mit COPD oder Diabetes lassen sich auch deutlich öfter impfen als Menschen ohne diese Vorerkrankungen. Anders ist das bei jenen, die an Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden. Hier liegt die Durchimpfungsrate nur einige Prozentpunkte über dem Schnitt. Dabei profitieren auch sie eindeutig von der Impfung, besonders dann, wenn sie regelmäßig erfolgt. Mittlerweile gibt es auch Daten, die eindeutig belegen, dass sogar Personen, die „nur“ mit Bluthochdruck zu kämpfen haben, ein signifikant geringeres Sterberisiko haben, wenn sie gegen Influenza geimpft sind.
Und ganz allgemein gilt: Je mehr Menschen gegen Influenza geimpft sind, desto weniger kann sich das Virus bei uns ausbreiten – sozusagen genau gleich wie bei der Impfung gegen das Corona-Virus. #ImpfenSchützt!
Nur knapp mehr als ein Viertel der Herz-Kreislauf-Patient•innen geimpft
Im letzten Herbst/ Winter war die Durchimpfungsrate bei der Influenza-Impfung mehr als doppelt so hoch wie sonst. Allerdings sind die etwas mehr als 20 Prozent im internationalen Vergleich immer noch recht mager. Bei den Risikogruppen waren vergleichsweise mehr Menschen geimpft, das gilt auch für Menschen mit chronischen Erkrankungen wie COPD oder Diabetes, wie eine Erhebung von INTEGRAL im Auftrag des Österreichischen Verbandes der Impfstoffhersteller [ÖVIH] zeigt. Bei Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen lag die Durchimpfungsrate jedoch nur bei 28 Prozent[1], obwohl auch sie in den Impfempfehlungen des Gesundheitsministeriums explizit als Personen „mit Risiko für einen schweren Verlauf“ genannt werden. Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt bei Personen über 65 beziehungsweise in der Gruppe der chronisch Kranken allerdings eine Durchimpfungsrate von 75 Prozent.[2]
Influenza-assoziierte Sterblichkeit bei Personen mit chronischer Herzkrankheit stark erhöht
„Viele Menschen unterschätzen die Gefährlichkeit des Influenza-Virus immer noch und lassen sich nicht gegen Influenza impfen“, berichtet Priv.-Doz. Dr. Christopher Adlbrecht, MBA, FHFA, FESC Leiter der Arbeitsgruppe Herzinsuffizienz der Österreichischen Kardiologischen Gesellschaft. „Manche unterscheiden nicht zwischen einem grippalen Infekt und der ‚echten‘ Grippe/ Influenza. Dabei kann letztere gerade für Menschen mit kardiovaskulären Vorerkrankungen sehr gefährlich sein.“
Das zeigt zum Beispiel eine Statistik aus England. Ihr zufolge ist die Influenza-assoziierte Sterberate bei Personen mit einer bestehenden chronischen Herzkrankheit um mehr als das 10-fache erhöht.[3] „Als Kardiolog•innen sind wir hier in der Pflicht“, betont Adlbrecht. „Wir müssen unsere Patient•innen noch besser aufklären und ihnen näher bringen, dass die Impfung unter Umständen sogar ihr Leben retten kann.“
Influenza-Impfung senkt Sterberisiko für Patient•innen mit Herzinsuffizienz
Ganz spezifische Daten gibt es auch zur Wirkung der Influenza-Impfung bei Personen mit bestehender Herzinsuffizienz. In einer Kohortenstudie aus Dänemark mit über 134.000 Personen haben Wissenschaftler•innen untersucht, wie sich die Influenza-Impfung auf Personen mit bekannter Herzinsuffizienz auswirkt. Dabei zeigte sich, dass mindestens eine Impfung im Untersuchungszeitraum von mehreren Jahren eine Reduktion des Sterblichkeitsrisikos – egal welcher Ursache – um 18 Prozent zur Folge hatte.
Die jährliche Impfung mehrmals hintereinander und die Verabreichung zu Beginn der Saison führten zu einer besseren Risikoreduktion im Vergleich zu sporadischen Impfungen.[4] Kardiologe Adlbrecht: „Die Daten sprechen für sich. Außerdem empfehlen die 2021 publizierten Guidelines der Europäischen Kardiologischen Gesellschaft[5] die Influenza-Impfung für Patient•innen, um Herzinsuffizienz-bedingte Krankenhausaufenthalte und Todesfälle zu verhindern.“
Impfempfehlung auch für Hypertoniker•innen
In einer anderen dänischen Kohortenstudie, diesmal mit über 600.000 Patient•innen wurde untersucht, ob die Influenza-Impfung die Sterblichkeit bei Personen mit Bluthochdruck verringern kann. Eingeschlossen wurden nur Personen, die mindestens zwei verschiedene Klassen Antihypertensiva einnehmen. Schwerwiegende Vorerkrankungen wie COPD oder Krebs wurden ausgeschlossen. Auch in diesem Fall zeigt sich, dass sich die Influenza-Impfung positiv auf das Überleben der Patient•innen auswirkte. Das betrifft nicht nur die Verhinderung von kardiovaskulären Todesfällen, sondern von Todesfällen allgemein.[6] „Diese Analyse belegt, dass Menschen mit Bluthochdruck, auch dann, wenn sie sich sonst bester Gesundheit erfreuen, von einer Influenza-Impfung profitieren„, erläutert Adlbrecht. Wer sich schützen wolle, könne die Impfung ab November in Anspruch nehmen.
Zur Verfügung stehen dafür moderne Vierfach-Impfstoffe, in denen je zwei A- und zwei B-Stämme enthalten sind. Für Personen ab 60 gibt es auch einen speziellen Hochdosisimpfstoff, für Personen ab 65 zusätzlich einen Impfstoff mit Wirkverstärker, um diese Personengruppe besonders gut zu schützen.[7] Die gleichzeitige Verabreichung von Covid-19-Impfstoffen ist möglich.[8] Für Kinder bis zum Alter von 15 Jahren ist die Influenza-Impfung im kostenfreien Kinderimpfprogramm enthalten.
Quellennachweise
[1] INTEGRAL-Marktforschung zur Grippeimpfung Herbst/Winter 2020/21
[2] https://www.ots.at/redirect/ecdc.europa1. Zuletzt abgerufen am 25.10.2021
[3] Public Health England, Greenbook of Immunisation: chapter 19 – Influenza, 2019
[4] Modin D., et.al., Influenza Vaccine in Heart Failure Cumulative Number of Vaccinations, Frequency, Timing, and Survival: A Danish Nationwide Cohort Study, Circulation. 2019;139:575–586.
[5] McDonagh T.A. et al. 2021 ESC Guidelines for the diagnosis and treatment of acute and chronic heart failure: Developed by the Task Force for the diagnosis and treatment of acute and chronic heart failure of the European Society of Cardiology (ESC) With the special contribution of the Heart Failure Association (HFA) of the ESC, European Heart Journal Volume 2021; 42: 3599–3726
[6] Modin, D., et. Al., ESC Congress 2019 together with World Congress of Cardiology 31 August – 4 September 2019, Paris – France
[7] BMSGPK, Empfehlung Influenza Impfung („Grippeimpfung“) Saison 2021/2022 Version 1.1, 08.09.2021
[8] BMSGPK, COVID-19-Impfungen: Anwendungsempfehlungen des Nationalen Impfgremiums Version 5.2, Stand: 15.10.2021
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