Seit wenigen Wochen neuer Präsident des Pensionistenverbandes Österreich, und schon bei Generation55Plus.net im Exklusivinterview: Dr. Peter Kostelka. Was „die Alten“ von „den Jungen“ lernen können, persönliche Tipps für´s gesunde Altern, für wen er bei der Fußball-WM die Daumen drückt, seine drei wichtigsten persönlichen Meilensteine, u.v.m. lesen sie hier.
Wie war Ihr Bild vom Altsein, als Sie 25 waren? Wie hat es sich bis heute geändert?
25 Jahre alt war ich im Jahr 1971. Da war gerade Aufbruchstimmung in allen Gesellschaftsschichten in Österreich. Auch und besonders bei den Senioren, die durch die Sozialpolitik von Bruno Kreisky einen ganz neuen Stellenwert in der Gesellschaft bekommen haben.
Heute ist zu befürchten, dass in einer durch den Neoliberalismus zunehmend polarisierten Gesellschaft dieser Stellenwert in Gefahr gerät und verteidigt werden muss. Die Tendenz, ältere Menschen bloß als „Kostenfaktor“ zu sehen, nimmt zu.
Was bedeutet für Sie „älter werden“?
Älter werden bedeutet, durch Erfahrung in den Entscheidungen sicherer zu werden.
Ist das Bild der älteren Menschen in Ö noch verbesserungswürdig?
Ja – das zeigt jedes Jahr die Vergabe der Medienpreise „Senioren-Rose“ und „Senioren-Nessel“. Was aber vor allem verbesserungswürdig ist, ist die Situation der älteren Menschen in Österreich: Eine fairere Berechnung der Pensionen zählt ebenso zu den notwendigen Maßnahmen wie die volle Berücksichtigung der Kindererziehungszeiten für die Pension von Frauen oder die Werterhaltung des Pflegegeldes.
Sind ältere Menschen in Österreich gut vertreten?
Österreich hat mit dem Österreichischen Seniorenrat eine hervorragende und auch international viel beachtete Interessenvertretung, die auch schon sehr viel für die ältere Generation erreicht hat. Aber das kann und muss noch weiter ausgebaut werden: Wir fordern die Anerkennung des Österreichischen Seniorenrates als vollwertigen Sozialpartner.
Wie müssten die Strukturen in Österreich aussehen, damit v.a. ältere Menschen 2050 immer noch gut leben?
Jüngste Zahlen zeigen: die Strukturen stimmen! Das österreichische Pensionssystem ist für Jahrzehnte gesichert. Auch 2070 wird der Staat für die Pensionen anteilsmäßig nicht mehr aufwenden müssen, als es heute der Fall ist. Das müssen die älteren Menschen der Gesellschaft wert sein.
Es liegt am politischen Willen, ob zukünftige Pensionisten-Generationen eine faire Pension erhalten.
Was können die „Alten“ von den „Jungen“ lernen?
Wie man sich der neuen Medien bedient, um soziale Kontakte auch über die Entfernung oder bei Krankheit aufrecht zu erhalten oder sogar neue Kontakte zu knüpfen. Es war noch nie so einfach wie heute, dass Menschen mit gleichen Interessen zueinanderfinden können.
Wie wichtig ist lebenslanges Lernen?
Lebenslanges Lernen ist der Motor für ein erfülltes Leben im Alter. Das kann jede erdenkliche Ausformung haben: heimwerken, musizieren, kochen, studieren, sporteln. Auf jedem Gebiet kann man immer dazulernen und Neues erfahren. Wichtig ist nur, dass man offen für Neues ist und ein Ziel oder auch mehrere Ziele vor Augen hat. Dank dem Internet waren Information und Wissen im Allgemeinen noch nie so leicht zugänglich.
Haben Sie einen „persönlichen“ Tipp für gesundes Altern bzw. was kann der einzelne tun, um gesund alt zu werden?
Meine persönlichen Tipps sind: engagiert sein, sich nicht gehen lassen, positiv denken, Freunde und Freude suchen und vor allem: Machen sie Bewegung so viel und so oft sie können!
Worauf werden Sie bis zum Schluss nicht verzichten wollen?
Auf Gerechtigkeit, auf soziale Kontakte, auf ein gutes Buch.
Peter Kostelka im Wordrap
Lieblingsspeise
Wiener Schnitzel mit Kartoffelsalat
Lieblingsgetränk
Weißer Spritzer
Das beste/ aktuelle Buch, das Sie lesen?
Herbert Lackner: Die Flucht der Dichter und Denker
Morgen- oder Abendmensch?
Morgenmensch
Welche Jahreszeit haben Sie am liebsten?
Frühling
Worüber freuen Sie sich am meisten?
Das Zusammensein mit der Familie und das erfolgreiche Vertreten der Interessen der älteren Generation.
Fußball: Wer gewinnt die WM 2018?
Da Österreich leider nicht teilnimmt, drücke ich meine Daumen für Brasilien, weil meine ältere Tochter dort lebt.
Wer hat Sie politisch am meisten geprägt?
Bruno Kreisky, Heinz Fischer und Karl Blecha
Ihre drei wichtigsten persönlichen Meilensteine
Tätigkeit in der Bundesregierung, als Volksanwalt und als Interessenvertreter der älteren Generation.
Herr Kostelka, vielen Dank für das Interview!
(Bild/ Bildausschnitte: Lukas Beck/ PVÖ)