Die meisten Unfälle passieren in den eigenen vier Wänden, Stichwort Haushaltsunfall. Unachtsamkeit und Ablenkung sind dabei die häufigsten Unfallursachen. Der österreichische Versicherungsverband VVO, das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) und das Rote Kreuz präsentierten dazu eine aktuelle Studie, die zeigt, dass es zu Hause „gefährlicher“ ist als zB auf der Straße!
Alle zwei Minuten eine schwere Verletzung
Vier von zehn Unfällen (39 Prozent) in Österreich ereignen sich zuhause oder in der näheren Wohnumgebung. „Alle zwei Minuten verletzt sich eine Person in den eigenen vier Wänden so schwer, sodass eine Behandlung im Krankenhaus erforderlich ist“, erklärt KR Prof. Elisabeth Stadler, Leiterin der Vienna Insurance Group und Vizepräsidentin des Roten Kreuzes.
Allein im Vorjahr 2016 verunglückten 306.800 Personen zuhause oder in der näheren Umgebung, die in Folge ihrer Verletzungen im Krankenhaus behandelt werden mussten. Während die Unfallzahlen in anderen Lebensbereichen wie zB im Straßenverkehr zurückgehen, steigt die Zahl der Haushaltsunfälle an. „Dass sich im Haushalt beinahe vier Mal so viele Unfälle wie im Straßenverkehr ereignen, ist vielen nicht bewusst“, so Stadler.
Im Haushalt fast vier Mal so viele Unfälle wie im Straßenverkehr
Wie eine aktuelle Umfrage des KFV (Kuratorium für Verkehrssicherheit) zeigt, unterschätzt die österreichische Bevölkerung das Unfallrisiko in den eigenen vier Wänden: Nur etwa drei Prozent der Befragten schätzen das Risiko, zuhause zu verunfallen, als hoch ein. Immerhin 21 Prozent der Befragten halten einen Unfall in den eigenen vier Wänden zumindest für wahrscheinlich. Im Vergleich deutlich höher schätzen die Befragten das Unfallrisiko im Straßenverkehrsbereich ein: 50 Prozent der Befragten halten einen Unfall im Straßenverkehr für wahrscheinlich.
„Im Straßenverkehr herrscht allgemein ein großes Unfallrisikobewusstsein. Tatsächlich ist das Risiko zu Hause zu verunfallen viel größer“, erklärt Dr. Othmar Thann, Direktor des KFV. Was Haushalts- und Verkehrsunfälle aber gemeinsam haben: Ablenkung! Diese ist in beiden Bereichen mittlerweile die Unfallursache Nummer Eins. Ein Viertel aller Haushaltsunfälle ist auf Ablenkung oder Unachtsamkeit zurückzuführen.
Gefahrenquellen im Haushalt
Viele Menschen schätzen sich selbst als Multitasking fähig ein. Tatsächlich sind die Kapazitäten zur Informationsaufnahme und Informationsverarbeitung des menschlichen Gehirns jedoch beschränkt. Wenn von verschiedenen Sinnesorganen gleichzeitig Informationen einströmen, führt dies rasch zur Überforderung. Mögliche Folgen sind: Stolpern, Stürzen, Verletzung durch scharfe Gegenstände, etc.
Die häufigsten Ablenkungsunfälle im eigenen Zuhause sind Stolperunfälle, die dadurch entstehen, dass sich die betroffene Person vor dem Sturz auf eine andere Sache konzentriert hat. Häufig sind darüber hinaus auch Unfälle, bei denen das Unfallopfer aus Eile – häufig bedingt durch das Klingeln der Wohnungstür oder des Telefons – die Stiegen hinauf- oder hinunterläuft und stürzt. Nicht zu unterschätzen sind zudem Ablenkungsunfälle bei automatisierten Abläufen: Fast 20 Prozent der Unfälle, die beim Kochen oder bei Reinigungsarbeiten passieren, sind auf Stress, Eile, Hektik, Unachtsamkeit, Unkonzentriertheit oder Ablenkung durch äußere Umstände oder Reize zurückzuführen.
Tipps zur Vermeidung von Haushaltsunfällen
- Der Mensch ist nur begrenzt Multitasking fähig. Daher sollte eine Tätigkeit nach der anderen erledigt und Prioritäten gesetzt werden.
- Nicht hetzen lassen und zB bei Heimwerkerarbeiten bereits vorab genügend Zeit für die Erledigung der geplanten Tätigkeiten einplanen!
- Telefonate sollten während Haushaltstätigkeiten vermieden werden.
- Wenn das Mobiltelefon klingelt oder jemand an der Wohnungstür läutet, nicht hetzen lassen. Bei den meisten Anrufen reicht es, wenn man einige Minuten später zurückruft.
- Teppiche können ganz leicht und schnell mit Anti-Rutsch-Streifen rutschsicher gemacht werden.
- Regale sollten unbedingt mit Kippschutz montiert werden, ganz besonders dann, wenn auch Kinder im Haushalt sind.
- In allen Haushalten mit Kindern sollten Fenster und Balkontüren mit Fenstersperren versehen und Aufstiegsmöglichkeiten im Bereich von Balkonen und Fenstern entfernt werden.
Sehen Sie hier auch noch ein kurzes Video mit zusätzlichen Tipps, wie sie „Gefahrenquellen“ im Haushalt beseitigen und vermeiden können.
(Bilder: Screenshot, VVO/ APA-Fotoservice/ Hautzinger; Grafik: VVO/ KfV)