Johanniskraut ist schon seit über 2.000 Jahren als Heilpflanze bekannt. Seither schreiben Heilkundige der sonnenliebenden Pflanze magische, vor bösen Einflüssen schützende Eigenschaften zu, die auf ihre heilende Wirkung hinweisen. Zunächst versuchte man mit dem Kraut Wunden, Hexenschüsse, Gicht und Rheuma zu kurieren. Im späten Mittelalter setzte man Johanniskraut auch gegen Angst und Stimmungsschwankungen ein.
Heute existieren buchstäblich Hunderte von Studien, die die verschiedenen Wirkungen eindeutig bestätigen. Johanniskraut ist bewiesenermaßen in der Lage, viele – auch schwere – Leiden zu lindern und sogar zu heilen. Doch wie wirkt Johanniskraut und wogegen kann es verwendet werden? Wir haben uns auf Spurensuche begeben.
Johanniskraut – Vorkommen und Aussehen
Das Echte Johanniskraut (Hypericum perforatum) kommt vor allem in Europa und Westasien in tiefen bis mittleren Höhenlagen vor. Es wächst verbreitet in Gebüschsäumen, an Waldrändern, Wegen und Böschungen, in Magerwiesen und Waldverlichtungen.
Die Heilpflanze kann bis zu einem Meter hoch werden und treibt einen verzweigten Stängel aus. Die gegenständigen Blätter sehen eiförmig bis linealisch aus und tragen zahlreiche durchscheinende Punkte auf der Oberfläche. Die goldgelben Blüten besitzen auffallend lange Staubblätter und sind ebenfalls mit hellen oder dunklen Punkten durchsetzt.
Die Frucht ist eine eiförmige, vielsamige Kapsel. Wer die Blüten zwischen den Fingern zerreibt, bekommt „blutige“ Hände, denn die verletzten Blüten sondern eine rötliche Flüssigkeit ab. Johanniskraut blüht von Juni bis September.
Johanniskraut gegen Depressionen
Das wohl bekannteste Anwendungsgebiet von Johanniskraut ist bei Depressionen. Alle depressiven Verstimmungen, die auf starke psychische Belastungen wie zB Trauer oder Stress-Situationen, hormonelle Schwankungen (Pubertät, Wechseljahre), oder als Begleiterscheinungen diverser chronischer Erkrankungen auftreten, können erfolgreich mit Johanniskraut behandelt werden.
Das pflanzliche Mittel gilt als natürliche Alternative zu chemischen Antidepressiva, ist generell besser verträglich und führt zu keine bzw. ganz wenigen Nebenwirkungen wie etwa Kopfschmerzen, Unruhe, Müdigkeit und eine gesteigerte Lichtempfindlichkeit der Haut. Allerdings ist das Kraut nur bei leichten bis mittelschweren Depressionen hilfreich, nicht bei schweren Fällen.
Johanniskraut kann die Stimmung aufhellen, Angstzustände lösen und nervöse Unruhe lindern. Und dass, obwohl der Mechanismus der antidepressiven Wirkung des Johanniskrauts bis heute eigentlich ungeklärt ist. Fest steht, dass es mehr als nur einen aktiven Inhaltsstoff gibt. Unklar ist aber, welcher der Inhaltsstoffe die wichtigsten für welche Wirkung sind.
Johanniskraut gegen innere Unruhe
Innere Unruhe kennzeichnet einen Zustand, in dem Betroffene zappelig, reizbar und hyperaktiv auf die Anforderungen des Alltags reagieren. Die verstärkte Unruhe wirkt erschöpfend und setzt einen wahren Teufelskreis in Gang, der im schlimmsten Fall in schweren Depressionen enden kann.
Johanniskraut sorgt für Entspannung, innere Ruhe und ermöglicht es dadurch, wieder neue Kraft zu schöpfen. Dadurch verbessern sich wieder die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit, man fühlt sich wieder stark und voller positivem Tatendrang.
Johanniskraut gegen Schlafstörungen
Schlafstörungen können auch Symptom einer Depression sein. Sehr oft gehen sie mit Unruhe, Angstzuständen und ergebnislosem, zermürbendem Grübeln einher. Die beruhigende und entspannende Wirkung von Johanniskraut hilft, Ein-/ Schlafstörungen wesentlich besser zu beseitigen als chemische Schlafmittel.
Letztere können zwar kurzfristig zum dringend benötigten Tiefschlaf verhelfen, wirken aber oft zu stark und der erwünschte Erholungseffekt bleibt aus. Längerfristig ist Johanniskraut effektiver und vor allem frei von Nebenwirkungen oder einem Abstumpfungseffekt, der eine Erhöhung der Dosis nötig macht.
Johanniskraut gegen Bluthochdruck
Grundsätzlich sollte sich jede/r, die/ der einen bedenklich hohen Blutdruck mit starken körperlichen Auswirkungen hat, schleunigst in ärztliche Behandlung begeben. Es kann fatal enden, wenn man in einer derartigen Situation mit selbstverordneten Heilmitteln experimentiert!
Wer aber „nur“ einen leicht erhöhten Blutdruck aufweist, kann mit Johanniskraut durchaus eine Verbesserung erzielen. Allerdings ist auch hier Vorsicht geboten, da einige Blutdruck-Senker von Johanniskraut in ihrer Wirkung gebremst werden. Ein Gespräch mit ihrem Arzt/ Ärztin ist daher in jedem Fall zu empfehlen.
Johanniskraut in den Wechseljahren
Johanniskraut hilft in den Wechseljahren, den Hormonhaushalt zu harmonisieren. Pflanzliche Präparate etwa aus Mönchspfeffer, Frauenmantel oder Johanniskraut haben sich hier laut Studien und Erfahrungen besser bewährt als Hormonersatz-Therapien.
Pflanzliche Präparate wie eben das Johanniskraut helfen, den Übergang sanft zu vollziehen, und gesund und ausgeglichen in die nächste Lebensphase zu gelangen. Der Organismus erhält so die Möglichkeit, sich langsam an die „neuen Gegebenheiten“ anzupassen.
Johanniskraut bei Reizdarm und gegen Blähungen
Menschen, die an einem Reizdarm-Syndrom leiden, haben es doppelt schwer: Zum einen sind da die wechselnden, aber anhaltende Probleme bei der Verdauung. Und zum anderen lässt sich zumeist keine bestimmte organische Ursache dafür finden. Zu den Symptomen zählen Magen- und Darmschmerzen, Krämpfe, Verstopfung oder Durchfall im Wechsel, Blähungen und Übelkeit.
Die entzündungshemmenden Gerbstoffe im Johanniskraut können zusammen mit den übrigen wirksamen Komponenten bewirken, dass Entzündungsprozesse in Magen und Darm abklingen, und die angegriffenen Schleimhäute sich beruhigen und heilen können. Werden Fäulnis- und Gärungsprozesse im Darm erst einmal dadurch unterbunden, bleiben in weiterer Folge auch die unangenehmen und schmerzhaften Blähungen aus.
Hinweis
Wer Johanniskraut einnehmen möchte, sollte dies auf jeden Fall vorab mit seinem Arzt/ Ärztin abklären. Er/ sie kann abwägen, ob sich im entsprechenden Fall die Heilpflanze oder ein chemisches Mittel besser eignet. Außerdem wirkt Johanniskraut auch nicht sofort nach der ersten Einnahme. In der Regel vergehen mehrere Wochen, bis sich ein positiver Effekt zeigt. Außerdem muss die Einnahmen richtig dosiert und auf etwaige Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten aufgepasst werden.
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