Im Rahmen des MUTTER ERDE-Schwerpunkts „Unser Klima, unsere Zukunft – Wir haben es in der Hand“ stellt die Initiative MUTTER ERDE gemeinsam mit der österreichischen Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 und dem Marktforschungsinstitut Integral die erste Sinus-Milieu-Studie* zum Thema Klimakrise in Österreich vor. Sinus-Milieu-Studien erforschen die soziokulturellen und die sozialstrukturellen Veränderungen in den jeweiligen Gesellschaften.
„Die Unterstützung für Klimaschutzmaßnahmen in der Bevölkerung ist überwältigend. Das ist erfreulich. Die Studie ist daher ein klarer Handlungsauftrag an die Bundesregierung, neue Maßnahmen auf den Weg zu bringen. Der wichtigste nächste Schritt ist jetzt eine Ökologisierung des Steuersystems. Damit kann sichergestellt werden, dass der in Zukunft erwartete Wirtschaftsaufschwung in die richtige Richtung gelenkt wird und die Energiewende unterstützt,“ betont Agnes Zauner, Geschäftsführerin von GLOBAL 2000. „In der Umfrage unterstützen 88 Prozent der Befragten Klimaschutzmaßnahmen und 79 Prozent unterstützen eine Gestaltung des Steuersystems nach dem Verursacherprinzip, das klimafreundliches Verhalten günstiger macht und klimaschädliches Verhalten teurer.“
„Nur 10 Prozent der Österreicher*innen fühlen sich über die Klimakrise sehr gut informiert. Hier liegt ein eindeutiger Auftrag vor, dieses Informationsdefizit zu beheben,“ ergänzt Anita Malli, Geschäftsführerin der Initiative MUTTER ERDE.
Interesse ist hoch, Information fehlt
Die Umfrage zeigt das hohe Interesse am Klimaschutz. 79 Prozent der Befragten zeigen sich sehr oder eher interessiert, aber nur 55 Prozent der Befragten fühlen sich auch sehr gut oder gut über das Thema informiert. Die Klimakrise ist also ein Thema, das der Bevölkerung unter den Nägeln brennt.
Gleichzeitig schätzt die Mehrheit der Österreicher*innen die Lage als bedrohlich ein, mehr als die Hälfte der Bevölkerung hat vor dem Klimawandel Angst [54 Prozent]. Und 64 Prozent vertreten die auch durch die Klimawissenschaft gedeckte Aussage, dass sich in den nächsten zehn Jahren entscheidet, ob wir eine Klimakrise noch stoppen können. Das Verbrennen von Kohle, Öl und Gas wird als die wichtigste Ursache der Klimakrise gesehen [74 Prozent].
Dr. Bertram Barth von Integral Markt- und Meinungsforschung zur Studie: „Speziell die klassischen Verantwortungsmilieus der Postmateriellen, Etablierten und Konservativen, aber auch die technokratische Elite der Performer haben ein hohes Problembewusstsein und fordern aktiv Maßnahmen gegen die Klimakrise ein. Ihr Einfluss reicht bereits in die gesellschaftliche Mitte. Andere Milieus, wie die ‚Zukunftsmilieus‘ der Adaptiv-Pragmatischen oder der Digitalen Individualisten, benötigen noch relevante Informationen und leicht umsetzbare Verhaltenshinweise.“
Die nächsten zehn Jahre sind entscheidend
In den Grundzügen hat die Bevölkerung das Problem gut erkannt. Die nächsten zehn Jahre entscheiden, ob sich die Klimakrise noch einigermaßen eindämmen lässt. Deshalb müssen jetzt die Weichen in die richtige Richtung gestellt werden. Politik und Wirtschaft sollten mutig vorangehen.
Erfreulich ist auch, dass sich 80 Prozent klimafreundlicher verhalten wollen. Die Bereitschaft in der Bevölkerung, einen aktiven Klimaschutzkurs mitzugehen, ist also ganz klar vorhanden. Jetzt geht es darum, dass Wirtschaft und Politik die Rahmenbedingungen dafür setzen, dass es möglichst einfach wird, sich klimafreundlich zu verhalten. Klug umgesetzter Klimaschutz ist ein Gewinn an Lebensqualität. Dazu können wir tausende Arbeitsplätze schaffen, wenn wir unsere Gebäude klimafit machen, Heizungen modernisieren, den öffentlichen Verkehr ausbauen und auf naturverträgliche erneuerbare Energien setzen.
Mehr Verantwortung für die Verursacher und mehr Maßnahmen gegen die Klimakrise
Grundsätzlich sehen die Österreicher*innen sowohl die Wirtschaft [87 Prozent], jede/ n Einzelne/ n [85 Prozent] als auch die Regierung [80 Prozent] in der Pflicht, mehr Maßnahmen zu setzen. Am Größten ist die Zustimmung für den Ausbau von Ökostrom [89 Prozent], den Öffentlichen Verkehr [82 Prozent] und für ein Steuersystem [79 Prozent], das nach dem Verursacherprinzip ausgerichtet wird und klimafreundliches Verhalten günstiger macht und klimaschädliches Verhalten verteuert. 75 Prozent unterstützen auch den schrittweisen Ausstieg in den nächsten 20 Jahren aus Öl- und Gasheizungen. Das ist ein klarer Handlungsauftrag an Wirtschaft und Politik beim Klimaschutz mehr Initiative zu zeigen.
Agnes Zauner weiter: „Jedes größere Unternehmen sollte einen Plan haben, wie es in den nächsten 20 Jahren aus fossiler Energie aussteigen wird. Die Bundesregierung sollte nun rasch ein Erneuerbaren-Ausbaugesetz und den massiven Ausbau des öffentlichen Verkehrs beschließen. Auch den Ausstieg aus Öl- und Gasheizungen gilt es nun gesetzlich zu verankern. Weiters ist es notwendig, eine Öko-soziale Steuerreform voranzutreiben. Diese sollte ein Volumen von mehreren Milliarden Euro haben und muss langfristig ausgerichtet sein.“
Hintergrundinformationen
*Zur Studie: Mittels Hybridstichprobe [Mix aus telefonischer und Online-Befragung] wurden im Zeitraum 04. bis 13. August 2020 n=1.000 Personen repräsentativ für die österreichische Bevölkerung ab 16 Jahren befragt.
Wovor die Österreicher*innen Angst haben, welche Änderungen ihrer Meinung nach dringend auf den Weg gebracht werden sollen und was uns als Staat offenbar daran hindert, klimabewusster handeln zu können – all das und noch mehr ist der neue Sinus-Milieu-Studie „Mutter Erde Studie – Klimawandel“ zu entnehmen. Eine Zusammenfassung der Ergebnisse können sie HIER als Pdf downloaden.
Die Initiative MUTTER ERDE wurde 2014 vom ORF und den führenden Umwelt- und Naturschutzorganisationen Österreichs ins Leben gerufen. Sie wird vom Verein „Umweltinitiative Wir für die Welt“ getragen, das sind der ORF, Alpenverein, BirdLife, GLOBAL 2000, Greenpeace, Naturfreunde, Naturschutzbund, VCÖ und WWF. Gemeinsames Ziel ist es, Nachhaltigkeit zum Thema zu machen, zu informieren und Spenden für Umweltschutzprojekte zu sammeln. MUTTER ERDE wird von Tchibo, Kronen Zeitung und Lidl Österreich unterstützt.
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