Kreativität ist – laut Wikipedia – die Fähigkeit, etwas vorher nicht da gewesenes, originelles und beständiges Neues zu kreieren, sei es schöpferisch oder gestalterisch. Klingt vielleicht etwas sperrig. Besser wäre vielleicht „… wenn es im Kopf nur so sprudelt von neuen Einfällen…“. Aber egal, wie man Kreativität umschreiben will, fest steht: manchmal haben wir x Ideen auf ein mal und dann herrscht wieder gähnende Leere im Kopf. Woran das liegen kann und worauf sie bei kreativen Tätigkeiten achten sollten, lesen sie hier.
Ist Kreativität eine Begabung?
Wir kennen es aus der Arbeitswelt: gibt es eine neue Herausforderung, braucht es einen guten Einfall, eine tolle Idee, eine kreative Lösung. Dinge zu verbessern, sich Neues einfallen zu lassen – im engeren Sinne also kreative Tätigkeiten – stehen längst im Zentrum vieler Berufe. Dabei ist Kreativität nichts unfassbar Schwieriges oder Geheimnisvolles. Denn jeder, der denken kann, ist auch fähig, Ideen zu haben. Jeder, der denken kann, hat auch die Anlage zur Kreativität.
An uns selbst glauben
Viele Menschen halten sich selbst nicht für sonderlich kreativ – zu unrecht! Weil jeder von uns hat die Anlage dazu, kreativ zu sein. Unterschiedlich ist nur, wie stark oder schwach die Ausprägung dieser Anlage ist, und in welchen Bereichen es uns leichter fällt, kreativ zu sein als in anderen. Als Kinder beispielsweise waren wir alle kreativer, als wir es heute sind. Denken sie einmal daran, welche phantastischen Spiele sie sich früher ausgedacht und gespielt haben. Oder wie gerne und eifrig sie gemalt haben. Oder welche kreativen Einfälle ihnen in den Sinn kamen, wenn sie etwas basteln wollten. Es gibt wahrscheinlich keinen Menschen, der niemals in irgendeiner Form kreativ war.
Einfallsreichtum ist nämlich nicht ein besonderes Talent von wenigen, sondern unter bestimmten Voraussetzungen können die allermeisten Menschen kreativ sein. Dennoch fällt es vielen im Alltag schwer. Warum?
Unkreative Arbeitswelt
In unseren Breiten verbinden wir Arbeit an sich sehr stark mit dem Ernst des Lebens. Kreativität hingegen wird eher mit Spielen verbunden bzw. hat sogar teilweise einen negativen Beigeschmack. Das hängt sehr stark damit zusammen, dass sich die Erziehung immer noch an der industriellen Produktionskultur orientiert. Am Fließband war es wichtig, konstante Leistung zu erbringen. Jedes Werkstück soll genauso ausschauen wie das andere. Dass man auch bei der Arbeit auch Spaß haben darf, können viele nur schwer mit ihrer Arbeitsmoral vereinbaren. Zu groß ist die Angst vor Fehlern, oder davor, sich zu blamieren.
Spaß ist aber nötig, wenn Menschen neue Lösungen entwickeln sollen. Wir müssen quasi unser „inneres Kind“ wieder entdecken. Fragt man zB in einer Volksschulklasse, wer malen kann, zeigen alle Kinder auf. Die gleiche Frage an Erwachsene wird wahrscheinlich wenige zum Aufzeigen bewegen. Eine Voraussetzung für Kreativität ist also, auch an die eigenen Fähigkeiten zu glauben.
Unser Gehirn braucht auch Pausen
Die meisten Menschen verbinden Kreativität mit den Künsten. Kreativität beschränkt sich aber nicht nur auf Malen, Musizieren oder Schauspielern. Kreativität wird überall dort gebraucht, wo es darum geht, neue Wege, neue Lösungen oder neue Ideen zu finden. Und das beginnt schon bei so vermeintlich banalen Dingen wie die Möbel in der Wohnung umstellen.
Laut Überlieferung hatte zB Isaac Newton die entscheidende Idee für seine Gravitationstheorie, als er unter einem Baum saß, von dem ein Apfel fiel. Entscheidend dafür war wohl, dass er in diesem Moment an nichts anderes gedacht hat und daher frei denken und assoziieren konnte. Aber auch Bewegung fördert die Kreativität. Nach Spaziergängen sind wir nachweislich geistig flexibler als vorher.
Kreativität statt Medikamente
Ob Malerei oder Handarbeit, Musik oder Fotografie: Kreative Beschäftigung ist nicht nur bereichernd, sie kann auch ein Begleiter auf dem Weg eines gesunden und guten Alterns sein. Etliche Studien unterstreichen diesen Satz. Bei einem Experiment in den USA etwa veranstalteten Forscher Kunstkurse für „Spätzünder“. In der Folge gingen die beteiligten Senioren seltener zum Arzt, brauchten weniger Medikamente und fühlten sich insgesamt gesünder. Singen im Chor stärkt das Selbstvertrauen von Oldies, ergab ein anderes Forschungsprojekt. 2015 bilanzierten Forscher die Studienlage zum Stricken. DAs Ergebnis: Wer regelmäßig strickt, ist besser drauf, leidet seltener an Depressionen und ist geistig fitter.
Kreativ-schöpferisch tätig zu sein, wirkt anregend und beglückend. Kreative Beschäftigungen schlagen eine Brücke zwischen unserer linken Hirnhälfte, der Heimat des nüchternen Verstands, des logischen Denkens, der Zahlen und Sprache, und der rechten Seite, die als Quelle von Gefühlen und Ideen gilt.
Anregungen, um die kreative Ader in uns zu aktivieren
- Sehen sie in allem Potenzial, glauben sie daran, dass grundsätzlich alles verbessert werden kann. Das eröffnet der eigenen Kreativität enorme Spielräume.
- Stärken sie ihre Neugierde und nehmen sie ihre Umwelt bewusst und unvoreingenommen wahr.
- Gehen sie auch mal alleine aus. Wer auch mal alleine Kunstwerke, Aufführungen oder die Natur erlebt, nimmt seine Umgebung oft intensiver wahr als in Begleitung.
- Erfinden sie das Rad nicht neu. Nicht selten führt die Kombination von bereits bekannten Elementen zu erfolgreichen neuen Lösungen.
- Beginnen sie einfach. Viele sind zunächst blockiert, wenn sie ein leeres Blatt vor sich haben. Kunsttherapeuten beispielsweise arbeiten gerne mit kleinen Übungen, um ihre Teilnehmer aus der Reserve zu locken. Zum Beispiel: Minutenbilder, die in 60 Sekunden fertig sein sollen – da bleibt keine Zeit, groß zu überlegen.
- Woher neue Ideen nehmen? Sehr oft hilft es, in der Natur spazieren zu gehen und auf „Empfang“ zu schalten. Was für Formen und Muster finden sich im Herbstlaub? Wie fühlt sich der Feldstein an? Welche Gestalt haben die Wolken? Die Forschung hat herausgefunden, dass der kreative Funke am ehesten überspringt, wenn viele Sinneseindrücke zusammenkommen – sofern man sie bewusst wahrnimmt.
- Nehmen sie sich Zeit. Wer sich unter Druck setzt, wird mit seinem künstlerischen Hobby kaum glücklich werden. Vergisst man dagegen beim Schnitzen, Töpfern oder Basteln die Zeit, ist das in jedem Fall ein gutes Zeichen.
- Gehen sie auch Zimmersuche. Denn wer künstlerisch kreativ werden will, braucht Platz. Ideal ist ein eigener Raum, etwa ein Kinderzimmer, das heute nur selten als Gästeunterkunft genutzt wird. Wenn zu Hause nichts geht: nach „offenen Ateliers“ von Künstlern fragen, Volkshochschulkurs belegen oder eine „Malgemeinschaft“ mit Gleichgesinnten suchen.
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(Bilder: Pixabay.com)