Flugzeuge, Autos, Musik, Baumaschinen – Geräusche umgeben uns tagtäglich, 24 Stunden am Tag. Und unsere Ohren fangen all diese Geräusche auf. Permanent. Ohne Pause. Ungefähr 15.000 Hörzellen, die sich im Inneren der Ohren befinden, fangen die Schallwellen jedes Tons ab, verarbeiten sie zu Signalen und schicken diese ans Gehirn. Dort werden sie bewertet und verarbeitet. Weshalb Lärm aber sehr subjektiv ist und wie er sich auf die Gesundheit auswirkt, lesen sie hier.
Geräusche ge-hören dazu zum Leben
Obwohl Geräusche zu unserem täglichen Leben dazugehören, empfinden wir viele als unangenehm. In diesem Fall schimpfen wir über Lärm. Aber was ist Lärm genau? Und ab wann stört er?
Grundsätzlich ist es relativ einfach: wenn wir durch ein Geräusch beeinträchtigt werden, uns also zB von ihm gestört fühlen, spricht man von Lärm. Und dieses „sich gestört Fühlen“ ist sehr subjektiv und hängt von vielen Faktoren ab. Unter anderem spielt die Situation eine Rolle, in der wir uns gerade befinden, die Lautstärke und die Art des Geräuschs.
Beispiele sagen mehr als 1.000 Worte
Nehmen sie an, sie sitzen im Zug/ Bus/ Straßenbahn und möchten „in Ruhe“ lesen. Neben ihnen sitzt jemand, der/ die ständig mit Freunden telefoniert. Solche unerwünschten Gespräche stören sehr, da sie einen hohen Informationsgehalt aufweisen. Unser Gehirn stuft ein Gespräch als wichtig ein und will die Information deshalb wahrnehmen. Dh, wir können solche „Nebengespräche“ nur schwer ausblenden und fühlen uns gestört.
Oder der oft zitierte Klassiker „Rasen Mähen“. Mäht der „liebe“ Nachbar womöglich noch zur Mittagszeit seinen Rasen, fühlen wir uns besonders stark belästigt. Aber auch wenn wir gewisse Erwartungen an etwas haben – zB die im Reise-Katalog angepriesene „sehr ruhige Lage“ eines Hotels –, stört es ungleich mehr, wenn die Realität dann doch etwas anders aussieht.
Wie ist das nun mit den täglichen Geräuschpegeln?
Stehen wir direkt neben einer stark befahrenen Straße, sind wir einem Lärmpegel von 70 bis 80 Dezibel ausgesetzt. Braust ein Lastwagen vorbei, kommt er auf ca. 90 Dezibel. Ein startendes Flugzeug bringt es auf 120 bis 130 Dezibel. Eine Autohupe kann schon mal auf rund 100 Dezibel kommen, ebenfalls der bereits erwähnte Rasenmäher vom Nachbarn. Gespräche stehen mit etwa 60 bis 70 Dezibel zu Buche – je nachdem, wie laut wir reden und wie weit weg unser Gesprächspartner ist.
Geräusche in der Natur weisen sehr unterschiedliche Lautstärken auf. Blätterrascheln im Wald verursacht gerade mal leise zehn Dezibel. Ein leichter Sommerregen prasselt mit etwa 30 Dezibel auf uns nieder. Ein tosender Wasserfall dagegen bringt es schon auf bis zu 90 Dezibel. Und bei einem Gewitter kann es schon mal mit über 120 Dezibel und mehr über unseren Köpfen donnern.
Natürlich können diese Dezibel-Werte sehr stark schwanken, da sie von vielen Faktoren abhängen, zB wie weit ist die Lärmquelle entfernt, weht Wind und wenn ja, aus welcher Richtung, gibt es sonstige Geräusche im Hintergrund, etc.
Wie schädlich ist Lärm für unsere Ohren?
Mit Lärm ist nicht zu spaßen! Einerseits kann Lärm direkt das Gehör schädigen, andererseits kann er sich aber auch auf den ganzen Körper auswirken. Sind wir nur kurz einem sehr lauten Geräusch ausgesetzt (ab 120 Dezibel), können wir einen akuten Hörschaden davontragen. Vorübergehende Schwerhörigkeit oder Ohrensausen sind typische Symptome. Oft erholt sich das Ohr von diesem Zwischenfall aber wieder. Tückischer dagegen ist ständiger, dauerhafter Lärm, der schon bei leiseren Tonlagen gefährlich werden kann. Ist zB jemand über viele Jahre am Arbeitsplatz täglich einem Pegel von 80 Dezibel und mehr ausgesetzt, kann er einen dauerhaften Hörschaden erleiden.
Zudem löst Lärm im Körper Stress aus, unser Organismus schüttet Stresshormone aus, der Blutdruck steigt und das Herz schlägt schneller. Wer tagsüber dauerhaft Straßenverkehrslärm in Höhe von 65 Dezibel oder mehr ertragen muss, hat ein höheres Risiko einen Herzinfarkt zu bekommen. Eine Studie an rund einer Million Menschen aus dem Rhein-Main-Gebiet, die 2015 veröffentlicht wurde, zeigte: Auch die Gefahr für einen Schlaganfall und eine Herzschwäche nimmt zu.
Nächtlicher Lärm belastet besonders. Grund dafür: unsere Ohren reagieren auf Lärm deutlich sensibler, wenn wir schlummern. Nachts hören wir jedes Knacken, weitaus leisere Geräusche als bei Tag stören den Schlaf. Während der Nacht kann ein Geräuschpegel schon ab 40 Dezibel der Gesundheit schaden.
Sehen sie hier einen Film zu der NORAH-Studie, der Hintergründe, Ziele und Ergebnisse kurz erklärt:
Wie schütze ich mich nun aber vor Lärm?
Die schlechte Nachricht: wir können Lärm nicht vollständig entrinnen. Die gute Nachricht: es gibt viele Tipps, wie uns Lärm weniger bis nichts anhaben kann: Das Schlafzimmer zB sollte sich – wenn möglich – auf der ruhigsten Seite des Hauses oder der Wohnung befinden. Teppiche, Vorhänge und Decken mindern den Schallpegel im Raum. Und das Schlafzimmerfenster sollte nachts notfalls geschlossen bleiben.
Hören wir Musik, sollten wir unbedingt auf die Lautstärke achten. Denn Musik über den Kopfhörer bei voller Lautstärke gehört kann schon mal an die 100 Dezibel laut sein. Also nicht voll aufdrehen! Gehen wir auf ein Live-Konzert, helfen unter Umständen leichte Ohrstöpsel. Direkt an den Lautsprecher-Boxen können die Lieder mit über 120 Dezibel dröhnen.
Benutzen wir ein lautes Gerät – Rasenmäher, Schleifmaschine, Kettensäge, Kompressor, etc. – empfiehlt sich dringend ein Hörschutz. Und wenn der Nachbar wieder statt zu mittag zu essen seinen Rasen mäht, hilft wahrscheinlich dann doch am ehesten ein konstruktives Gespräch.
Machen sie mal den Selbstversuch und schalten sie daheim einfach mal alle Lärmquellen wie Radio, Fernseher, PC, etc. aus. Und dann genießen sie die Ruhe. Sie werden hören: Ruhe ist ein kostbares Gut 🙂
(Bilder: Pixabay.com; Video: Youtube.com)