Pro Jahr landen in jedem Österreichischen Haushalt Lebensmittel im Wert von mehreren Hundert Euro(*) im Müll – allen voran Obst, Brot und Gebäck sowie Gemüse. Jüngere schmeißen dabei eher etwas weg als Ältere. Weggeworfen wird aus den unterschiedlichsten Gründen, wie eine aktuelle Studie[1] im Auftrag von iglo Österreich zeigt. Die gute Nachricht: Wer auf ein paar einfache Tipps zurückgreift, kann die Summe, die pro Jahr im Müll landet, drastisch reduzieren, sprich die Lebensmittelverschwendung minimieren und so ganz nebenbei einfach Geld sparen.
8 von 10 haben Lebensmittel entsorgt, unter Jüngeren sogar 95 Prozent
In den letzten drei Monaten haben laut der Studie knapp 80 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher Lebensmittel weggeworfen. Auffällig dabei ist, dass es in der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen knapp 95 Prozent sind, unter den über 60-Jährigen jedoch nur mehr knapp 60 Prozent. Die Haushaltsgröße spielt beim Wegwerfen von Lebensmittel ebenfalls eine Rolle. Ein-Personen-Haushalte gehen mit Nahrungsmitteln sorgsamer um, unter ihnen haben 65 Prozent in den letzten drei Monaten etwas weggeschmissen, dagegen 89 Prozent der Haushalte mit drei oder mehr Personen.
Obst, Brot bzw. Gebäck und Essensreste landen am ehesten im Biomüll
Beinahe jede bzw. jeder Zweite hat Obst [45,7 Prozent] sowie Brot bzw. Gebäck [44,3 Prozent] entsorgt. Reste vom Mittag- oder Abendessen sind bei mehr als einem Drittel [35,7 Prozent] im Müll gelandet. Aber auch Gemüse [29,9 Prozent], Milch- [22,3 Prozent] und Wurstprodukte [18 Prozent] erleiden dieses Schicksal. Seltener werfen die Österreicher Fleisch [10,2 Prozent], Nudeln und Reis [10 Prozent], [9 Prozent] und Mehlspeisen [7,8 Prozent] in die Tonne. Wenige Personen entsorgen Tiefkühlprodukte [5,9 Prozent], Kräuter und Gewürze [3,9 Prozent], Fertiggerichte [2,7 Prozent] und Fisch [2,3 Prozent].
Neben der Frage, was weggeworfen wird, stellt sich auch die Frage, wie oft das passiert. Hier zeigt sich, dass Reste vom Mittag- oder Abendessen in den letzten drei Monaten am häufigsten im Müll landen [5,2 Mal]. Obst haben die Österreicherinnen und Österreicher im gleichen Zeitraum 3,6 Mal weggeworfen. Dicht dahinter folgen Gemüse mit 3,5 Mal sowie Brot bzw. Gebäck mit 3,4 Mal.
Vergesslichkeit ist Hauptgrund für Lebensmittelverschwendung
Stellt sich natürlich auch die Frage, warum sich Lebensmittel statt am Teller [immer wieder] im Abfallbehälter wiederfinden? Ein Hauptgrund, den die Studie aufzeigt: Lebensmittel werden gekauft und dann schlicht und ergreifend einfach vergessen [60 Prozent], bis diese schließlich verdorben sind.
Ein weiteres Thema ist Unsicherheit. Knapp ein Drittel ist sich bei manchen Lebensmitteln nicht sicher, ob sie noch genießbar sind – zur „Sicherheit“ landen sie daher im Müll. Reste vom Mittag- oder Abendessen sind in den Augen vieler zu wenig, um am nächsten Tag noch gegessen zu werden [13 Prozent]. Ein überschrittenes Mindesthaltbarkeitsdatum ist für ebenso viele ein Grund, sich von Nahrungsmitteln zu trennen.
Je eine bzw. einer von zehn gibt zudem an, dass Kinder bzw. Partner die Lebensmittel nicht wie geplant gegessen haben, die Lagerbedingungen falsch waren bzw. zu viel eingekauft wurde. Und leider ist ein nicht mehr so ansprechendes äußeres Erscheinungsbild immer noch ein Grund, Lebensmittel zu entsorgen [10 Prozent]. Immerhin fast sieben Prozent geben an, Essen zu entsorgen, weil das Gericht misslungen ist. Und beinahe zwei Prozent essen einfach nicht gerne aufgewärmte Gerichte.
Praktische Tipps gegen Lebensmittelverschwendung
Was tun mit…
Obst
- Zu Röster oder Kompott verarbeiten
Ob Zwetschken, Marillen oder Beeren – kurz mit wenig [für Röster] oder mehr [für Kompott] Wasser und/ oder Zitronensaft aufkochen, nach Belieben Gewürze hinzufügen. Kompott ist schon für sich eine Nachspeise, wer Röster kocht, kann es mit Naturjoghurt kombinieren und hat einen tollen süßen Snack. Wer noch Flocken dazufügt, hat ein Frühstück. - Eingefroren
Manche Obstsorten kann man gewaschen direkt einfrieren – etwa Zwetschken oder Marillen, entsteint für süße Knödel im Winter, auch Beeren eigenen sich. Wenn das Obst schon sehr reif oder nicht mehr so schön anzuschauen ist, ist das Einfrieren der pürierten Früchte eine Idee. Zum Einsatz kommt das Püree dann als Fruchtspiegel für Desserts oder als Zugabe zu Naturjoghurt. - Zu Smoothies verarbeitet
Sehr reifes Obst kann gut für Smoothies verwendet werden.
Gemüse
- Einfrieren
Insbesondere einzelne Gemüsesorten lassen sich wunderbar einfrieren, ohne sie vorher zu kochen. Einfach wie gewünscht vorbereiten [waschen, schneiden], eventuell kurz blanchieren und im Idealfall gleich in Portionen einfrieren, die dann zum Kochen verwendet werden können. - Einkochen
Das einfachste Gemüse zum Einkochen sind wahrscheinlich Tomaten, die unkompliziert zu passierten Tomaten verarbeitet werden können und damit in vielen Gerichten Verwendung finden. Aber auch andere Gemüsesorten kann man einkochen. Rezepte findet man online oder in Kochbüchern zum Thema. - Gerichte mit nicht mehr ganz knackigem Gemüse
Gemüsesuppen, Gemüsestrudel oder Pürees eignen sich besonders gut, um nicht mehr ganz knackiges Gemüse zu verarbeiten. Besonders Suppen kann man wunderbar auf Vorrat kochen und einfrieren.
Brot/ Gebäck
- Trockenes Brot eignet sich sehr gut für einen Brotsalat oder als Suppeneinlage [Croutons]. Besonders Ciabatta oder ähnliche Brote, aber auch Schwarzbrot ist dafür gut geeignet. Ein guter Tipp: Getoastet oder geröstet schmeckt das Brot noch besser.
- Wer altes Weißbrot hat, kann dieses mit der Hand oder der Küchenmaschine zu Bröseln reiben, statt Brösel zu kaufen. Alte Semmeln werden einfach zu Knödelbrot.
Milchprodukte
- Harten Käse [zum Beispiel Parmesan] kann man reiben und dann einfrieren, um ihn so bei Bedarf zu verwenden.
- Andere Milchprodukte werden am besten verkocht: Palatschinken, Frittaten, Waffeln: alles ist erlaubt. Und die Endprodukte kann man dann auch einfrieren.
Fleisch/ Fisch
- Roh einfrieren
Fleisch und Fisch können roh [gut verschlossen] eingefroren werden. Wenn man schon weiß, was daraus gekocht wird, können die Produkte bereits geschnitten und in der richtigen Portionsgröße vorbereitet werden. - Verarbeitet einfrieren
Wer sich über fertig gekochte Gerichte aus dem Tiefkühler freuen möchte, friert Fleisch und Fisch bereits als fertiges Gericht ein. Das können Eintöpfe, aber auch Füllungen für Wraps oder Toppings für Bowls sein. Auch Pasta-Saucen eigenen sich dafür gut.
Nichts mehr vergessen: Planung ist das halbe Leben
Wer regelmäßig vergisst, was zuhause im Kühlschrank oder in den Vorratsschränken zu finden ist, kann sich mit einer Inventarliste helfen. Die kann im einfachsten Fall aus einem Zettel bestehen, auf dem steht, was noch auf Vorrat ist und ausgestrichen wird, was bereits verwendet wurde. Oder man wird kreativer und arbeitet zum Beispiel mit Magneten oder bastelt sich selbst eine Lösung, die dann auch noch lustig aussieht.
Wer weiß, was es die nächsten Tage zu essen gibt, tut sich leichter, dafür einzukaufen und vermeidet Impulskäufe, Stichwort Vorausplanung. Und es erspart tatsächlich Zeit, nämlich die Zeit, da man sonst überlegen müsste, was es denn heute geben könnte. Das kann man auch gemeinsam mit Kindern und Partnern machen. Für die Umsetzung gibt es auch Apps, die beim Organisieren helfen, oder in der Familie geteilte Einkaufslisten, so dass jeder den Überblick behält.
Sollen Tomaten nun in den Kühlschrank oder nicht? Und stimmt es, dass Äpfel anderes Obst schneller reifen lassen? Unsicherheiten wie diese, wie man Lebensmittel richtig lagert, sind meist mithilfe des Internets schnell geklärt.
Schönheit ist nicht alles
Wie so oft im Leben: auf die inneren Werte kommt es an. Insbesondere bei Obst und Gemüse gibt die Optik nicht unbedingt Aufschluss über Geschmack. Nicht mehr so schönes Obst und Gemüse sollte daher im Zweifel gekostet werden oder eine Chance bekommen: eingekocht als Kompott, püriert als Suppe oder als Smoothie.
In diesem Zusammenhang auch wichtig zu wissen: Das Mindesthaltbarkeitsdatum [MHD]kann im Prinzip als eine „Frischegarantie“ angesehen werden. Produkte werden mit den Worten „mindestens haltbar bis…“ gekennzeichnet. Deshalb wird das MHD fälschlicherweise umgangssprachlich als Ablaufdatum bezeichnet. Diese Frischegarantie soll angeben, bis wann ein Lebensmittelprodukt ungeöffnet und mit richtiger Lagerung mindestens haltbar ist.
Das Mindesthaltbarkeitsdatum ist eine Richtlinie für Konsumentinnen und Konsumenten, aber nicht automatisch ein „Wegwerfdatum“. Nicht alles verdirbt mit dem MHD. Der 3-Sinne-Test schafft hier Klarheit: sehen sie sich ihre Lebensmittel an, riechen und schmecken sie, ob diese noch genießbar sind. Vorsicht gilt lediglich bei Wurst, Fleisch und Fisch – sie sind im verdorbenen Zustand potenziell schädlich für die Gesundheit.
[1]Über die Umfrage
Für die Umfrage hat die Innofact AG im Auftrag von iglo Österreich August 2024 512 Österreicherinnen und Österreicher im Alter von 18 bis 79 Jahren online repräsentativ für diese Zielgruppe befragt.
* Zum Wert der Lebensmittel, die die Österreicherinnen und Österreicher pro Jahr wegwerfen, gibt es unterschiedliche Studien und Schätzungen, zum Beispiel auf der Seite des BMK oder auf jener des WWF.
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