Lebensmittelverschwendung belastet nicht nur die eigenen Finanzen, sondern stellt vor allem ein ökologisches und ethisches Problem dar. Tag für Tag werden hierzulande große Mengen an [noch] Essbarem in den Müll geworfen. Dabei sind das trockene Brot, die braune Banane oder das abgelaufene Joghurt meist noch problemlos genießbar.
Wie achtsam die Österreicher*innen mit Nahrungsmitteln umgehen und wie dringlich das Problem der Lebensmittelverschwendung empfunden wird, zeigt nun eine aktuelle Umfrage* des Online Research Instituts Marketagent gemeinsam mit „Too Good To Go„. Ergebnis: Beim Großteil der heimischen Bevölkerung landen zumindest gelegentlich Lebensmittel oder Speisereste in der Tonne, meist sind diese dann aber bereits verdorben. Alles in allem liegt es den Österreicher*innen sehr am Herzen, sich gegen Lebensmittelverschwendung einzusetzen. Entsprechende Maßnahmen, um dieser entgegenzuwirken, sind in den heimischen Küchen sowie anhand des Konsumverhaltens der Bevölkerung auch zu beobachten.
Eine Million Speisereste landen im Müll. Allein in Österreich.
Dass ein Lebensmittel in der Vorratskammer, der Obstschale oder dem Kühlschrank in Vergessenheit gerät und in mehr schlecht als rechtem Zustand wieder auftaucht, ist wohl in den meisten Küchen eine durchaus bekannte Situation. Allein in Österreich landen Schätzungen zufolge dadurch rund eine Million Tonnen Speisereste pro Jahr im Müll.
Die Problematik der Lebensmittelverschwendung ist der Bevölkerung hierzulande auch bewusst. 9 von 10 verorten diese vor allem in der Gastronomie. Doch auch in der Lebensmittelindustrie und im privaten Umfeld besteht für 84 Prozent Handlungsbedarf. Und das zurecht, immerhin sind mehr als die Hälfte der entsorgten Nahrungsmittel auf Privathaushalte zurückzuführen. Indes halten nur 56 Prozent das Thema in der Landwirtschaft für problematisch. Dabei werden gerade in Industrieländern Gurken, Karotten und Co., die nicht der gewünschten Form und Größe entsprechen, oftmals entsorgt.
Reif für die Tonne? Wie die Österreicher*innen zu Hause mit Lebensmitteln umgehen
„Ein großer Anteil der Lebensmittelverschwendung spielt sich in Privathaushalten ab, wie auch die Umfrageergebnisse verdeutlichen. Bei 36 Prozent der Befragten wird mindestens einmal pro Woche Nahrung weggeworfen. Vor allem in den jüngeren Generationen wandern Lebensmittel oftmals zu leichtfertig in den Müll,“ erläutert Marketagent-Geschäftsführer Thomas Schwabl. Gut die Hälfte der 14- bis 39-Jährigen entsorgt einmal wöchentlich oder häufiger Speisereste bzw. Lebensmittel, bei den 40- bis 59-Jährigen trifft dies hingegen nur noch auf 3 von 10 zu. Am achtsamsten gehen die 60- bis 75-Jährigen mit Nahrungsmitteln um, nur bei 15 Prozent landet regelmäßig Essbares in der Tonne.
Durchschnittlich kommt jeder Haushalt auf 2,6 Lebensmittel, die pro Woche ihr trauriges Ende im Rest- oder Biomüll finden. Speziell die 14- bis 29- Jährigen [3,5 Lebensmittel pro Woche], aber auch die 50- bis 59-Jährigen [3,0 Lebensmittel pro Woche] gehen hier verschwenderischer mit den Ressourcen um. Insgesamt entsprechen die entsorgten Speisen einem geschätzten Gegenwert von 5,14 Euro pro Woche und Haushalt – im Laufe eines Jahres läppert sich hier dementsprechend eine nicht zu verachtende Summe zusammen. Was kaum überrascht: Am häufigsten handelt es sich bei den weggeworfenen Lebensmitteln um rasch verderbliche Speisen, allen voran Obst, gefolgt von Brot und Gebäck, Gemüse, Milch bzw. Milchprodukten sowie Aufstrichen.
In welchen Situationen sind Lebensmittel für die heimische Bevölkerung nur noch ein Fall für die Tonne?
Grundsätzlich entsorgt das Gros der Österreicher*innen Nahrungsmittel in erster Linie, wenn die Genießbarkeit leidet, entweder weil sie schlecht geworden [81 Prozent] oder von Schädlingen befallen sind [53 Prozent]. Für 4 von 10 reicht schon die Unsicherheit darüber, ob bereits angebrochene Lebensmittel noch einwandfrei essbar sind, aus, um diese zu entsorgen. Jede*r Fünfte wirft zudem Speisen weg, wenn die Portion zu groß war oder wenn es sich dabei um ein unerwünschtes Geschenk handelt, das nur höflichkeitshalber angenommen wurde.
Für gut die Hälfte ist es ohnehin selbstverständlich, Produkte auch nach dem Überschreiten des Mindesthaltbarkeitsdatums in jedem Fall zu konsumieren. Speziell für Frauen sowie die Generation 40+ stellt das angegebene Datum maximal einen groben Richtwert dar, in erster Linie wird aber auf die eigenen Sinne vertraut.
„Nein“ zur Lebensmittelverschwendung
Doch egal aus welchem Grund ein Lebensmittel in den Müll wandert, leicht fällt das Wegwerfen kaum jemandem. 95 Prozent fühlen sich schlecht dabei, Nahrung zu entsorgen, wobei Frauen deutlich mehr Gewissensbisse plagen als Männer. Interessanterweise äußern auch die 14- bis 29-Jährigen, die in Bezug auf die Problematik tendenziell unachtsamer agieren, ein besonders unwohles Gefühl.
Daher überrascht es wenig, dass die Österreicher*innen dem Kampf gegen die Lebensmittelverschwendung eine hohe Wichtigkeit zuschreiben. 98 Prozent der Befragten liegt es persönlich am Herzen, der unnötigen Entsorgung von Nahrung in der Lebensmittel-Industrie entgegenzuwirken, 97 Prozent möchten dies in Privathaushalten und 96 Prozent in der Gastronomie forcieren. Für 92 Prozent sind entsprechende Schritte in der Landwirtschaft relevant.
Eine Reduktion der Lebensmittelverschwendung geht jedoch mit einigen Herausforderungen einher und ist nicht in allen Bereichen einfach zu erreichen. Die Gastronomie hat es dabei aus Sicht der Befragten am schwersten: Nur gut die Hälfte der Bevölkerung hält eine merkliche Reduktion der Abfälle in Restaurants oder Kantinen für realistisch, die andere Hälfte verortet hier durchaus große Hürden für die Lokale. Indes gilt eine geringere Lebensmittelverschwendung in der Industrie für 64 Prozent als gut machbar, in der Landwirtschaft für knapp drei Viertel.
Besonders einfach umzusetzen ist eine Reduktion der Müllmenge aber im privaten Bereich: Für 9 von 10 wäre es ein Leichtes, weniger Speisen wegzuwerfen. Viele Österreicher*innen werden zu diesem Zweck auch bereits selbst aktiv und setzen entsprechende Maßnahmen, um gegen die Verschwendung vorzugehen – Stichwort „Bewusster Konsum„. Je knapp 7 von 10 frieren Reste ein bzw. essen Lebensmittel auch dann, wenn das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten ist. Um gar nicht erst zuzulassen, dass Nahrung verdirbt, verbrauchen 6 von 10 zuerst die bestehenden Vorräte, bevor Neues nachgekauft wird. Zudem achtet jede*r Zweite darauf, bewusst einzukaufen. Lebensmittel, die bereits abgelaufen sind bzw. bald ablaufen werden, vor dem Schicksal in der Mülltonne zu retten, ist für 44 Prozent ein wichtiger Beitrag.

3 einfache Tipps gegen Lebensmittelverschwendung
Um der Lebensmittelverschwendung gemeinsam entgegenzutreten, hat „Too Good To Go“ abschließend drei praktische Tipps gesammelt, die jede*r Einzelne ganz einfach umsetzen kann:
- Das sinkende Ei – besonderer Tipp zu Ostern
Gerade zu Ostern werden viele Eier verschwendet, da man nicht sieht, was unter der Schale passiert. Rohe Eier können auf ihre Genießbarkeit getestet werden, indem man sie in eine Schüssel mit Wasser legt: Sinken die Eier zum Boden der Schüssel, sind sie noch frisch. Werden sie an die Oberfläche getrieben, sollte man sie nicht mehr essen. - Das unperfekte Gemüse und Obst kaufen
Im gekochten Zustand lässt sich eine perfekte Zucchini nicht von einer unperfekten auseinanderhalten. Wer dem unbeliebten Gemüse und Obst den Weg in die Tonne ersparen will, kauft beim Händler des Vertrauens die einzigartigsten Formen. - Inventur von Kühlschrank und Vorratsschrank
Schlechte oder fehlende Planung ist die Hauptursache für Lebensmittelverschwendung in Privathaushalten. Wenige Minuten grobe Planung vor dem Einkauf hilft schon, weniger zu verschwenden. Wenn es schnell gehen soll: einfach ein paar Fotos des Vorrats machen.
*Über die Umfrage
Im Rahmen der Umfrage wurden im Zeitraum 29.01. bis 03.02.2021 insgesamt 550 Österreicher*innen im Alter zwischen 14 und 75 Jahren mittels CAWI | Marketagent Online Access Panel befragt.
Eine Zusammenfassung der Ergebnisse können sie HIER als Pdf downloaden.
(Bilder: Pixabay.com, Marketagent/ Tatiana, Pixabay.com)