Bisher war es nicht möglich, die Gesundheitssysteme in den Bundesländern zu vergleichen und damit Aussagen für das gesamte österreichische Gesundheitssystem zu treffen. Die Datenlage war zu fragmentiert und regional nicht abgegrenzt. Um diese Lücke zu schließen und mehr Transparenz zu schaffen, hat Philips Austria die Studie „Leistungskraft regionaler Gesundheitssysteme“ in Auftrag gegeben, deren Ergebnisse in diesem Jahr mit 28 Indikatoren weiter vertieft wurden. Das dabei entstandene Fact Book zeigt teils starke Bundesländerunterschiede in Bezug auf den Gesundheitszustand und seine Determinanten, bei der Qualität, dem Zugang, der Effizienz und der Fairness.
7 Headline- und 21 weitere Indikatoren
Das Fact Book führt erstmals Informationen, Gesundheitsindikatoren und institutionelle Indikatoren zusammen. „Es soll eine Grundlage sein die Gesundheitsversorgung zu informieren, wo Herausforderungen bestehen, die mehr Augenmerk brauchen, um die Leistungsfähigkeit sicherzustellen und auszubauen“, erklärt Studienautorin MMag. Maria M. Hofmarcher-Holzhacker, Direktorin von HS&I HealthSystemIntelligence und Vorstandsmitglied der Denkfabrik aha. Austrian Health Academy.
Die Indikatoren sind aufgesplittet in sieben Headline-Indikatoren – gesunde Lebenserwartung, Übergewicht, Wartezeiten, vermeidbare Sterblichkeit vor 75 Jahren, Gesundheitsausgaben pro Kopf, Lebensjahre in Relation zu Ausgaben und private Gesundheitsausgaben als Anteil an den Gesamtgesundheitsausgaben – und weitere 21 Schlüsselindikatoren. „Mit dieser Studie wollen wir einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung des österreichischen Gesundheitssystems leisten. Obwohl jeder und jede Einzelne etwas für seine Gesundheit tun kann, beeinflussen doch viele gesellschaftliche, systembedingte und soziale Faktoren die Gesundheit der Bevölkerung“, meint Robert Körbler, CEO Philips Austria GmbH.
Leistungskraft: Gesundheitszustand und -ausgaben stehen im Zusammenhang
Einen der auffälligsten Unterschiede zeigt die Lebenserwartung bei guter Gesundheit und ihr Zusammenhang mit den Pro-Kopf-Ausgaben für Gesundheit. Wie schon im Vorjahr angedeutet, sind die Ausgaben in den Bundesländern sehr unterschiedlich. Diese Unterschiede bleiben, auch nach Strukturbereinigung der Ausgaben (Alter und Patientenmigration in der stationären Versorgung).
„Während Oberösterreich, Tirol, Salzburg und die Steiermark unter dem Durchschnitt von 4.002 Euro pro Kopf liegen, sind Wien, Vorarlberg und Niederösterreich deutlich darüber. Die Unterschiede in den Ausgaben stehen vermutlich im Zusammenhang mit dem Gesundheitszustand, denn: Menschen in Tirol und Salzburg können erwarten, dass sie über 70 Jahre in guter Gesundheit leben können, jene in Wien und im Burgenland nur 65 Jahre. Diese Ergebnisse müssen aber sorgfältig interpretiert werden, denn Niederösterreich und Oberösterreich haben in der Lebenserwartung bei guter Gesundheit einen fast identischen Wert, während die Kosten pro Kopf in Oberösterreich wesentlich niedriger sind“, so die Studienautorin.
Soziales und Verhalten beeinflussen Gesundheit
Soziale Komponenten und Lebensstil wirken sich auf die Ausgaben und auf die Gesundheit aus. Wo viel geraucht wird, ist Lungenkrebs am häufigsten, zB in Wien und Vorarlberg. Weniger körperliche Aktivität und weniger gesunde Ernährung, wie etwa im Burgenland oder in Niederösterreich (laut Eigenangaben von Befragten), wirken sich auf das Gewicht der Bevölkerung aus. Hier ist der Wert der übergewichtigen oder adipösen Personen (laut Eigenangaben von Befragten) höher als im Rest von Österreich. Soziale Faktoren, wie etwa Arbeitslosigkeit und depressive Gefühle, könnten sich negativ auf die Lebensqualität chronisch kranker Menschen auswirken.
Verbesserungsbedarf beim Zugang
Österreich hat einen umfassenden Versicherungsschutz und die Kapazitäten im Gesundheitswesen sind im europäischen Vergleich hoch. Dennoch gibt es Verbesserungsbedarf beim Zugang: Im Krankenhausbereich unterscheiden sich Wartezeiten auf geplante Eingriffe zwischen den Bundesländern um neun Tage, bei einem Durchschnitt von 23 Tagen. Am kürzesten wartet man in Kärnten (18) und Salzburg (19), am längsten in Wien (27), was wahrscheinlich mit dem Nachfragedruck aus anderen Bundesländern zusammenhängt. Menschen mit geringerem Einkommen berichten über mehr ungedeckten Bedarf an Versorgung als Menschen mit hohem Einkommen – „obwohl die Zugangshürde insgesamt im Vergleich zu anderen europäischen Ländern gering ist“, wie Hofmarcher-Holzhacker betont.
Zusammenarbeit aller Politikfelder notwendig
Die Studie kommt zu dem Schluss, dass besonders die Politik gefordert ist, gemeinsam und koordiniert zu arbeiten, um die künftigen Herausforderungen im Gesundheitswesen bestmöglich zu meistern. Die wichtigsten Herausforderungen für das Gesundheitssystem der Zukunft lauten lt. Studie:
- Schaffung von Möglichkeiten für alle Menschen, gesund und aktiv zu altern
- Aus- und Aufbau der ambulanten Versorgung am „best point of service“
- Ausreichende Sicherstellung personeller Ressourcen auf allen Ebenen des Gesundheitswesens
- Bessere Abstimmung der Versorgung zwischen Gesundheit und Pflege
Service
Das „Fact Book“, das die Ergebnisse der Studie zusammen fasst, können sie HIER als Pdf downloaden.
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(Bild: Pixabay.com)