Mobilität spielt im Leben nicht nur von älteren Menschen eine große Rolle. Dabei gibt es zwei Aspekte zu beachten: zum einen die körperliche Mobilität und zum anderen die räumliche. Gerade und vor allem in ländlichen Gebieten ist die räumliche Mobilität sehr eng mit dem eigenen Auto bzw. Führerschein verbunden, Stichworte #Greißlersterben und #Nahversorgung.
Mobilität und ihre zwei Aspekte
Gut Sehen, Hören, sich selbst an- und ausziehen können, grundsätzlich nicht durch Schmerzen eingeschränkt sein oder auf Medikamente angewiesen zu sein, kein Angst vor Stürzen oder sozialen Kontakten – körperliche Mobilität hat unzählige Aspekte. Und nicht zuletzt stellt sie eine Grundvoraussetzung für die Teilnahme an gesundheitsfördernden Aktivitäten im Alter dar, die das Ziel haben, die körperliche Mobilität so lange wie möglich zu erhalten und zu fördern.
Doch was nützen einem die besten körperlichen Voraussetzungen, wenn die räumliche Mobilität nicht mitspielt? Gerade in ländlichen Regionen ist es oft eine ziemliche Herausforderung, von einem Ort zum anderen zu kommen. Die räumliche Mobilität hängt zudem auch sehr stark mit der sozialen Eingebundenheit von älteren Menschen zusammen. Oder anders gesagt: Je enger alte Menschen in ein soziales Netzwerk eingebunden sind, umso öfter gehen sie außer Haus.
Dabei ist zu bemerken, dass Männer deutlich weniger Wege außer Haus zurück legen als ältere Frauen. Durchschnittlich legen sie 2,7 Wege am Tag zurück, ab 75 Jahren sinkt dieser Durchschnitt auf nur noch 1,9 Wege pro Tag.
Die Bedeutung des Autofahrens im Alter
Vor dem Hintergrund, dass die räumliche Mobilität vor allem auf dem Land oft eine Herausforderung darstellt, kann man dem Auto als Verkehrsmittel für ältere Menschen nicht genug Bedeutung zumessen. Das beweisen auch die Zahlen: 63 Prozent der über 75-Jährigen verfügen über einen Führerschein, das bedeutet – Tendenz steigend.
Dabei zeigt sich: je früher eine Person einen Führerschein besitzt und das Auto nutzt, desto eher ist dieses Mobilitätsverhalten „eingelernt“ und wird im Alter auch fortgeführt. Hierbei ist der Genderaspekt bedeutsam: Ältere Männer berichten von deutlich mehr Fahrpraxis als ältere Frauen. Ältere Frauen stellen eine heterogene Gruppe von teils sehr unsicheren Fahrerinnen und teils sehr routinierten Fahrerinnen dar. Wenn ein Paar gemeinsam in einem Haushalt lebt, übernehmen häufig die Männer das Autofahren bzw. teilt man sich die Wege: Die Männer übernehmen Langstrecken, die Frauen Kurzstrecken.
Autofahren ist im Alter Ausdruck vielfältiger Lebensbedürfnisse und hängt eng mit der Selbstständigkeit, den Aktivitäten des täglichen Lebens und der sozialen Teilhabe der Seniorinnen/ Senioren zusammen. Etwa zwei Drittel der älteren Menschen in Österreich wohnen in Stadtrandlage oder am Land, wo die Verkehrsinfrastruktur das Autofahren oft notwendig macht. Die Gründe für die Autofahrten sind v.a. Einkaufen, Gesundheit und Freizeit.
Die Bedeutung des Autofahrens im Alter
Das Auto erfüllt eine Vielzahl von Funktionen im Alltag älterer Menschen. Es dient als Transportmittel und zum Transportieren von Einkäufen und schweren Gegenständen oder als Verkehrsmittel zB zu Kindern und Enkelkindern. Und es wird noch wichtiger, wenn Seniorinnen/ Senioren Orte, Aktivitäten oder Menschen erreichen möchten, die nicht in ihrer Nachbarschaft angesiedelt sind, oder wenn der eigene Wohnort nicht gut zu erreichen ist. Die Bedeutung des Autos steigt mit der Exponiertheit des Wohnortes.
Aktuelle Studien berichten über sieben Hauptfunktionen des Autofahrens:
- Freude/ Spaß/ „ich fahre gerne“
Selbstständig, autonom und jeder Zeit einen Ortswechsel vornehmen zu können, beschreiben ältere Menschen mit Freude und Glück. - Rauskommen/ Spazierfahrten/ Tagesfahrten
Viele ältere Personen haben ein Mobilitätsbedürfnis an sich, das heißt sie legen durchschnittlich zwei bis drei Wege am Tag außer Haus zurück. Beweglich zu sein, beschreiben sie als eine zentrale Funktion des Autofahrens. - Soziale Bedürfnisse/ Aktivitäten/ Familienangehörige/ Freunde
Das Autofahren unterstützt die soziale Teilhabe im Alter, das Treffen von Personen außerhalb der Nachbarschaft und das Teilnehmen an diversen Aktivitäten. - Freiheit und Unabhängigkeit
Eine weitere Funktion des Autofahrens ist die damit verbundene Freiheit, auf niemanden angewiesen zu sein. Das Autofahren erhält sozusagen die gewünschte Selbstständigkeit im Alter. - Abwechslung/ Tapetenwechsel
Das Auto dient auch dem Tapetenwechsel und der Ortsveränderung – und wenn es „nur“ zum Abholen der Enkelkinder ist. - Transportmittel
Für viele Seniorinnen/ Senioren ist das Auto auch ein Mittel zum Zweck. Es ist ein Hilfsmittel zum Transport von Waren und zum Einkaufen. Viele Einkaufszentren befinden sich am Stadtrand, was ein Auto notwendig macht, um diese zu erreichen. - Statussymbol/ „das hat man halt“
Schließlich ist das Auto nach wie vor auch eine Art Statussymbol. Gerade am Land bedeutet das Besitzen eines Autos etwas. Wie oft es genutzt wird, ist hingegen zweitrangig.
Herausforderungen beim Autofahren im Alter
Üblicherweise werden die Probleme beim Autofahren im Alter in vier Kategorien eingeteilt: verringerte körperliche Belastbarkeit, verminderte Sinnesleistungen, Probleme der Psychomotorik und kognitive Probleme. Um diese zu meistern, gibt es grundsätzlich mehrere Möglichkeiten:
Kompensation
Mit Kompensation sind Handlungsweisen gemeint, die vorhandene Probleme kaschieren, wie etwa langsameres Fahren. Es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten der Kompensation für Autofahrende im Alter: technische und ergonomische Unterstützung, Verhaltensänderung der Person, Fahrtenmanagement, Training und Schulung.
Selektion und Vermeidungsverhalten
Ältere Personen selektieren bei Problemen genau, welche Fahrten sie durchführen und welche nicht. Beispiele sind etwa das Vermeiden von Gefahrensituationen, Nachtfahrten oder bei Schlechtwetter. Die meisten älteren Befragten nutzen ihr Auto für Standardwege, da sie dadurch ungewohnte, neue und unsichere Situationen vermeiden. Die Wege sind im besten Fall alle bekannt: Einkaufen, Wege zu Angehörigen, Weg ins Gasthaus. Kurzstrecken sind im Alter sehr verbreitet. Im Alter werden dadurch wenige Kilometer gefahren und die gekauften Fahrzeuge sind lange im Besitz der Seniorinnen/ Senioren.
Optimierung
Mit Optimierungsmaßnahmen wird das Autofahren im Alter erleichtert, etwa durch eine technische Anpassung des Autos wegen einer gesundheitlichen Einschränkung. Hilfreiche Maßnahmen, die Seniorinnen/ Senioren vornehmen, sind die Anschaffung höherer Sitze zum leichteren Ein- und Aussteigen bzw. Ein- und Ausstiegshilfen oder ein Auto mit einer Automatikschaltung.
Was bedeutet das für die Gesundheitsförderung?
Körperliche und räumliche Mobilität spielen in der Gesundheitsförderung für ältere Menschen eine große Rolle. Während Einschränkungen in den Aktivitäten des täglichen Lebens oftmals in Studien berücksichtigt und abgefragt werden, ist die Verkehrsmittelwahl (räumliche Mobilität) meist kein Schwerpunkt von Befragungen – obwohl diese einen wesentlichen Aspekt der Zugänglichkeit von Projektaktivitäten darstellt.
Unterschiedliche Situationen im Alltag stellen ältere Menschen vor Mobilitätsanforderungen, die sie alleine oder mit Hilfe bewältigen müssen. Das Auto ist für die ältere österreichische Bevölkerung das Verkehrsmittel Nummer 1. Wichtig wäre es, künftig zu berücksichtigen, dass vier von zehn älteren Personen, die zB an gesundheitsfördernden Aktivitäten teilnehmen, nicht selbst Autofahren können. Diese benötigen eine Mitfahrgelegenheit, lehne allerdings Fahrtendienste aus sozialen Gründen oft ab.
Sie sehen, Mobilität wird mit zunehmendem Alter und/ oder eingeschränkter Gesundheit mehr und mehr eine Herausforderung. Wir nehmen uns daher dieses Themas an und berichten an dieser Stelle über Projekte, Initiativen und/ oder neue Möglichkeiten und Lösungen.
#MobilitätGehtUnsAlleAn
(Bilder: Pixabay.com)