Nationalparks dienen weltweit neben dem Erhalt natürlicher und naturnaher Lebensräume auch als Erholungsraum für Besucherinnen und Besucher, denen ein möglichst unverfälschtes Naturerlebnis geboten werden soll. Jedoch ergibt sich mit der Ausweisung von Wegen unvermeidlich natürlich auch die Verpflichtung zur Sicherung dieser und somit zur Beseitigung von etwaigen Risiken, wie beispielsweise durch morsche Bäume.
Für die Gäste der österreichischen Nationalparks sollen ab sofort die charakteristischen Prozesse von Naturwäldern, wie Absterbe- und Zersetzungsphasen alter Bäume, durch eine neue Wegkategorie erfahrbar gemacht werden: Der „naturbelassene Weg“ ist ab sofort im Gelände durch eigene Hinweisschilder gekennzeichnet.
Naturbelassene Routen mit stark reduzierten Eingriffen
Die Eingriffe auf diesen naturbelassenen Routen sind stark reduziert und ermöglichen dadurch die Entwicklung einer reichhaltigen, für Besucherinnen und Besucher sichtbaren Tier- und Pflanzenwelt am Wegesrand. „Alternde Bäume haben einen sehr hohen ökologischen Wert. Die Ausweisung dieser naturbelassenen Wege ist ein Meilenstein, um allen Wanderinnen und Wanderern die Charakteristik intakter natürlicher Lebensräume noch besser zu vermitteln und menschliche Eingriffe in den Naturzonen der Nationalparks stark zu reduzieren“, sagt Klimaschutzministerin Leonore Gewessler.
Sicherung der Wege bleibt gewährleistet
Die Grundlage für die Ausweisung der neuen Wegekategorie liefert ein Baumhaftungskonzept, das in der Publikation „Baumgefahren-Management in Österreichs Nationalparks“ von Karoline Zsak und Ernst Karner, erschienen im Jan Sramek Verlag, genau erklärt und erläutert wird. Die Sicherung des Weges vor akuten Gefahren bleibt selbstverständlich auch auf naturbelassenen Wegen gewährleistet, so werden zum Beispiel über den Weg ragende, lose Baumteile entfernt, damit es nicht aufgrund umstürzender Bäume oder abbrechender Äste zu Unfällen kommt. Absterbende und tote Bäume bleiben jedoch grundsätzlich dem Ökosystem erhalten und haben nach wie vor eine wichtige Funktion für das Ökosystem.
Für Besucherinnen und Besucher bedeutet dies aber trotzdem, sich auf diesen »neuen« Wegen eigenverantwortlich zu bewegen und entlang der betreffenden, markierten Waldabschnitte besonders achtsam zu sein.
Eine wesentliche Aufgabe der österreichischen Nationalparks ist es, der Natur wieder mehr Raum zu geben, damit sie ihre ökologischen Prozesse mehr oder weniger ungestört entfalten kann. „Alte Bäume bilden die Lebensgrundlage für eine Vielzahl von Organismen wie Vögel, Fledermäuse, Kleinsäuger, Insekten, Pilze und Flechten. Diese benötigen die unterschiedlichen Stadien und Zustände der Bäume bis hin zum Totholz sowohl als Lebensraum als auch als Nahrungsquelle. Diese Artenvielfalt können wir nun für die Besucherinnen und Besucher viel besser erlebbar machen“, so Edith Klauser, Direktorin des Nationalpark Donau-Auen.
Herbert Wölger, Direktor des Nationalpark Gesäuse, ergänzt: „Die besondere Naturschutzleistung eines Nationalpark-Waldes liegt darin, dass Bäume nicht im besten Alter gefällt werden, sondern den gesamten Zyklus inklusive Zerfallsphase durchmachen. Mit der Ausweisung von naturbelassenen Wegen wird die Zerfallsphase von Bäumen nicht den Blicken von Besucherinnen und Besuchern entzogen, sondern kann – gemäß unserem Bildungsauftrag – auch vermittelt werden. Wir können mit naturbelassen Wegen unsere Naturschutz- als auch Bildungsziele noch besser erreichen als bisher.“
Sicherheit steht – wie sonst auch – an oberster Stelle
Für Besucherinnen und Besucher bedeutet das aber im Umkehrschluss auch, dass hier mit Gefahren aus einem Naturwald gerechnet und dass das eigene Verhalten im Wald an die Gegebenheiten angepasst werden muss. Gefahrenquellen sind zum Beispiel alte absterbende Bäume – erkennbar an Baumhöhlen, Spechtlöchern oder Baumpilzen. Auch können Äste herabfallen. Deshalb ist es wichtig, sich eigenverantwortlich im Naturwald zu bewegen und dabei potenzielle Gefahren wie Astbruch im Blick zu behalten. Schärfen sie ihre Sinne und gehen sie mit erhöhter Aufmerksamkeit, insbesondere in den Waldabschnitten, die durch Hinweisschilder gekennzeichnet sind.
Die Nationalparks empfehlen, beim Betreten eines Naturbelassenen Weges auf Folgendes zu achten:
- den Bereich der Baumkronen
- absturzgefährdete Äste oder Stammteile
- alte, absterbende Bäume, zu erkennen an Höhlen, Spechtlöchern oder Baumpilzen
- auf dem Weg liegende Äste und Bäume
- Geräusche, die von Bäumen ausgehen: verzichten sie auf Kopfhörer!
- nicht unter Bäumen mit hohem Totholzanteil verweilen
- bei starkem Wind oder Schneedruck sollten Waldgebiete umgehend verlassen bzw. nicht betreten werden
Service | weitere Informationen
Als gemeinsame Initiative von Nationalparks Austria können ab sofort naturbelassene Wege in den Nationalparks Donau-Auen, Thayatal, Kalkalpen und im Nationalpark Gesäuse besucht werden.
Weitere Informationen zu den naturbelassenen Wegen gibt es auf der Website von Nationalparks Austria nachzulesen. Den Folder „Naturbelassene Wege“ können sie HIER als Pdf kostenlos downloaden.
Über Nationalparks Austria
Der Dachverband Nationalparks Austria vereint die sechs österreichischen Nationalparks und fördert seit 2011 die dynamische Weiterentwicklung der Schutzgebiete, die Umsetzung gemeinsamer Projekte und die öffentlichkeitswirksame Kommunikation geteilter Anliegen.
(Bilder: NPA/ Baumgartner, NPA/ Kovacs, NPA/ Hollinger)