Grundsätzlich gibt es unterschiedliche Formen demenzieller Erkrankungen. Und alle haben zumindest zwei Gemeinsamkeiten: Zum einen weiß man [noch] nicht, warum Menschen daran erkranken – man kennt „nur“ diverse Risikofaktoren wie ungesunde Ernährung, rauchen [Raucher habe zum Beispiel ein 80 Prozent höheres Risiko für Demenzerkrankungen], Diabetes oder wenig Bewegung. Und zum anderen gibt es [noch] keine Chancen auf Heilung.
Mit einer entsprechenden Lebensweise gibt es allerdings Möglichkeiten, eine Verschlechterung des Zustandes zumindest zu verlangsamen. Unter anderem spiele dabei Nüsse eine nicht unwesentliche Rolle.
Eine Möglichkeit, einer Demenz vorzubeugen, beginnt in der Küche
Die gute Nachricht: in der Küche eröffnen sich gleich mehrere Möglichkeiten, einer Demenz vorzubeugen. Da wäre zunächst mal der viel zitierte mediterran inspirierte Speiseplan mit viel Gemüse, Obst, Fisch und Olivenöl, der am ehesten einer kritischen Überprüfung standhält. Zusätzlich dazu sollte man seinen Alkoholkonsum niedrig halten, sowie das B-Vitamin Folsäure, das unter anderem in grünem Blattsalat, Eigelb und Nüssen vermehrt vorkommt, zu sich nehmen.
Vor allem einem hohen Verzehr von Nüssen wird eine vorbeugende Wirkung von altersbedingtem kognitivem Abbau zugeschrieben. Zu diesem Ergebnis kommt auch eine aktuelle, vom International Nut & Dried Fruit Council [INC] durchgeführte Studie, die in Molecular Nutrition & Food Research[1] erschienen ist.
Eine Forschergruppe hat untersucht, ob eine nussreiche Ernährung über einen Zeitraum von drei Jahren vor altersbedingtem kognitivem Abbau schützen kann. Zu diesem Zweck wurden aus der sogenannenten InCHIANTI-Kohorte [eine repräsentative, populationsbasierte Studie von älteren Einwohnern in Chianti/ Italien] insgesamt 119 Teilnehmer*innen im Mindestalter von 65 Jahren ausgewählt, die an Demenz leiden. Die Teilnehmer*innen wurden anhand ihres Nusskonsums ausgewählt: Menschen, die keine Nüsse verzehren [Nicht-Nuss-Gruppe], und Menschen, die regelmäßig Nüsse verzehren [Nuss-Gruppe, die mindestens 2,9 g Nüsse pro Tag essen].
Zusammenhang zwischen Nusskonsum und abgeschwächtem kognitivem Abbau
Der Nusskonsum wurde zu Beginn der Studie mittels einer validierten Befragung zum Lebensmittelkonsum oder mit einem Analyse-Tool zur Charakterisierung der Phenolverbindungen [bioaktive Pflanzenstoffe] ermittelt. Des Weiteren wurde der kognitive Abbau mit dem Mini-Mental State Examination-Test – ein Screening-Verfahren zur Feststellung kognitiver Defizite – gemessen.
Die Forscher stellten bei 38 der 119 Teilnehmer*innen einen kognitiven Abbau fest, 28 davon aus der Nicht-Nuss-Gruppe und 10 aus der Nuss-Gruppe. In beiden Fällen bestand eine Verbindung zwischen Nusskonsum [gemessen mit dem Ernährungsmarker- oder Urinmarkermodell] und abgeschwächtem kognitivem Abbau.
„Ein derartiges Stoffwechselprofil liefert genaue und komplementäre Informationen zum Nusskonsum und untermauert die Ergebnisse, die aus den Ernährungsdaten gewonnen wurden„, erklärt Prof. Andrés-Lacueva, ICREA Academia an der Universität Barcelona, Gruppenleiter von CIBERFES on Frailty and Healthy Aging und Hauptprüfer der Studie.
Was besser nicht [so oft] auf dem Speiseplan stehen sollte
Haben auf der einen Seite eine mediterrane Küche und insbesondere auch Nüsse positive Auswirkungen im Zusammenhang mit demenziellen Erkrankungen, sollte man auf der anderen Seite gewisse Nahrungsmittel weg lassen. So häufen sich beispielsweise die Indizien, dass der Verzicht auf Junkfood das Demenzrisiko deutlich senken könnte. Vor allem sollte man auch weniger Zucker und andere stark verarbeitete Kohlenhydrate zu sich nehmen.
Die Verbindung zwischen Junkfood und Demenz zeigt sich, wenn man bedenkt, dass der geistige Verfall bestimmte Risikosymptome mit anderen ernährungsbedingten Volkskrankheiten wie Bluthochdruck und Übergewicht teilt. Dazu zählen unter anderem zu viel Salz und Zucker in der Nahrung, sowie zu wenig Anteil an „gesundem“ Fett. Immer mehr Untersuchungen deuten mittlerweile darauf hin, dass für das Demenzrisiko Ähnliches gilt. Eine bildgebende Studie von Gehirnen von knapp 600 gesunden Erwachsenen im durchschnittlichen Alter von 39 Jahren hat ergeben, dass erhöhter Blutdruck mit Störungen in der weißen Hirnsubstanz zusammen hängt.
Übergewicht ist ebenfalls ein nicht zu unterschätzender Risikofaktor für Bluthochdruck und einer daraus resultierenden Schädigung der Gefäße. Außerdem besteht eine Verbindung zwischen Übergewicht und einem gestörten Insulinstoffwechsel, der wiederum zu Typ-II-Diabetes führen kann – ebenfalls ein Risikofaktor für demenzielle Erkrankungen, da die erhöhten Mengen von sowohl Zucker als auch Insulin im Blut von Diabetikern zu Gefäßschädigungen beitragen kann.
Insulin spielt aber auch im Gehirn selbst wichtige Rollen. Zum Beispiel sorgt es für die Energieversorgung von Neuronen, das Wachstum neuer Blutgefäße und die Regulierung von Signalprozessen, die für Lern– und Erinnerungsprozesse wichtig sind.
[1] Rabassa, M., Zamora-Ros, R., Palau-Rodriguez, M., Tulipani, S., Miñarro, A., Bandinelli, S., … Andres-Lacueva, C. (2019). Habitual Nut Exposure, Assessed by Dietary and Multiple Urinary Metabolomic Markers, and Cognitive Decline in Older Adults: The InCHIANTI Study. Molecular Nutrition & Food Research, e1900532.
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