Viele Menschen haben ihr Kaufverhalten seit Beginn der Corona-Pandemie noch stärker in Richtung Internet verlagert. Aber gerade beim Onlinekauf von Medikamenten und Gesundheitsprodukten ist Vorsicht geboten. Nicht alle Händler halten sich an die in Österreich geltenden Bestimmungen, und Fälschungen sind leider ein gutes und florierendes Geschäft. Jedes Jahr zieht der Zoll in Stichproben große Mengen gefälschter oder illegaler Arzneimittel aus dem Verkehr.
Worauf man bei Online-Bestellungen von Arzneimitteln unbedingt achten sollte, hat das EVZ in Kooperation mit dem Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen [BASG], der Österreichischen Apothekerkammer und der Zollbehörde unter www.europakonsument.at/arzneimittel zusammengetragen. Wir haben hier für sie die wichtigsten Informationen dazu.
Onlinekauf von Medikamenten nur bei heimischen Apotheken oder jenen aus dem EWR-Raum
Angetrieben durch die Verunsicherung der Menschen durch die Corona-Welle wurden im Vorjahr um 58 Prozent mehr illegale Arzneimittel beschlagnahmt. In absoluten Zahlen sind das rund 350.000 gefälschte und andere illegale Medikamente, die im Pandemie-Jahr 2020 vom Zoll beschlagnahmt wurden – die zweithöchste jemals in Österreich aufgegriffene Menge. Derartige Arzneimittel bringen nicht nur wesentliche gesundheitliche Risiken mit sich, warnt das Europäische Verbraucherzentrum [EVZ] des Vereins für Konsumenteninformation [VKI]. Durch unachtsame Online-Käufe können sich Konsumentinnen und Konsumenten unter Umständen sogar selbst strafbar machen.
In Österreich ist es nämlich von Gesetzes wegen nur Apotheken mit Sitz in Österreich oder dem Europäischen Wirtschaftsraum [EWR] erlaubt, Arzneimittel über das Internet zu verkaufen. Denn nur so wird auch sichergestellt, dass die nationalen Qualitätsvorgaben und Bestimmungen einhalten werden. Bestellt und versendet werden dürfen nur rezeptfreie Medikamente – und zwar im Rahmen des persönlichen Bedarfs. Dieser wurde mit maximal drei Packungen pro Medikament festgelegt. Der Einkauf bei Apotheken in Drittstaaten [zum Beispiel USA, China] ist hingegen verboten.
Erkennbar sind zugelassene Online-Händler durch ein EU-weites Sicherheitslogo. Ein weißes Kreuz, das mit grünen Querstreifen hinterlegt ist, ergänzt um die Landesflagge, soll signalisieren, dass alle Vorgaben eingehalten werden. So weit die Theorie. Praxistests durch Verbraucherverbände haben leider ergeben, dass trotzdem immer wieder nicht zugelassene Medikamente nach Österreich gelangen.
Seriöse vs. unseriöse Anbieter
„Die Unterscheidung zwischen seriösen und unseriösen Anbietern ist – leider – auf einen ersten Blick nicht immer einfach“, berichtet EVZ-Juristin Mag. Elisabeth Barth. „Die meisten Probleme sehen wir bei Fake-Shops, die sich häufig als ‚Internet-Apotheke‘ einen seriösen Anstrich verpassen. Diese liefern die bestellte Ware dann allerdings entweder gar nicht oder – noch schlimmer – sie ist gefälscht und enthält womöglich problematische und gesundheitsschädliche Wirkstoffe. Diese Fälschungen schauen oft täuschend echt aus.“
Die Expertin warnt jedoch nicht nur vor einem massiven gesundheitlichen Risiko, sondern auch vor behördlichem Ungemach: „Die Zollorgane haben die Möglichkeit, rezeptpflichtige und/ oder illegale Medikamente, die aus dem Ausland eingeführt werden, zu überprüfen und können diese beschlagnahmen und vernichten. Die Kosten für den Aufwand trägt dabei immer der Besteller. Darüber hinaus drohen im Wiederholungsfall zusätzliche Verwaltungsstrafen von bis zu 7.260 Euro. Aus diesen Gründen raten wir, bei Online-Bestellung von Arzneimitteln und Medikamenten stets besonders vorsichtig zu sein.“
Folgende Punkte weisen auf einen Fake-Shop hin
Wie bereits erwähnt, ist es nicht immer einfach, Fake-Shops auf den ersten Blick zu erkennen. Folgende Punkte sollen ihnen dabei helfen, nach Möglichkeit nicht in die Falle zu tappen.
– Der Shop bietet nur ein sehr beschränktes Angebot [zum Beispiel nur Potenz-, Schlankheits- oder Haarwuchsmittel]
– Es wird eine „100 prozentige Wirkungsgarantie“ angepriesen.
– Die Texte sind in schlechtem Deutsch oder Englisch verfasst.
– Es werden sehr häufig Formulierungen wie „ohne Rezept erhältlich“ verwendet und in den Vordergrund gestellt.
– Der Shop liefert ausschließlich gegen Vorauskasse.
– Die Webseite weist kein oder nur ein unvollständiges Impressum ohne Kontaktmöglichkeiten auf.
„Überprüfen sie generell vor jeder Bestellung im Internet das Impressum und die Zahlungsarten des jeweiligen Online-Shops, sofern sie zuvor noch nie dort bestellt haben. Es ist auch sinnvoll, gezielt nach Erfahrungsberichten, Kundenbewertungen oder Warnungen von Verbraucherorganisationen zu suchen“, informiert Mag. Elisabeth Barth. „Wenn ein Kauf auf Rechnung nicht möglich ist, empfehlen wir, mit Kreditkarte oder PayPal zu bezahlen. Damit haben Geschädigte im Fall eines Betrugsfalls eine höhere Wahrscheinlichkeit, ihr Geld zurückzuerhalten.“
Wesentliches zum Medikamentenkauf im Internet
Kaufen sie im Internet nur dann Arzneimittel und Medikamente, wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind:
– Das Produkt ist rezeptfrei erhältlich und in Österreich zugelassen.
– Der Einkauf erfolgte für den Eigenbedarf mit maximal drei Packungen pro Medikament.
– Die Apotheke hat ihren Sitz in einem EU-Staat oder in Island, Liechtenstein oder Norwegen.
– Das EU-weite Sicherheitslogo ist auf der Webseite leicht auffindbar. Dieses ist ein weißes Kreuz, mit grünen Querstreifen hinterlegt, ergänzt um die jeweilige Länderflagge [siehe Bild oben]. Durch einen Klick auf das Logo kann man rasch und einfach überprüfen, ob die Internetapotheke offiziell registriert und gelistet ist.
Expertinnen und Experten vertrauen
Am sichersten ist es, Medikamente ausschließlich über öffentliche Apotheken zu beziehen bzw. rezeptfreie Arzneimittel ausschließlich über zertifizierte Webshops der österreichischen Apotheken zu bestellen. Eine Liste der registrierten und geprüften österreichischen Versandapotheken finden sie beim Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen HIER.
Weitere Informationen zum Thema Online-Medikamentenkauf finden sie HIER.
(Bilder: AdobeStock, BASG, AdobeStock)