Die privatuniversitäre Forschung und Entwicklung [F&E] gewinnt in Österreich zunehmend an Bedeutung und ist eine zentrale Aufgabe der Privatuniversitäten. Meilenstein dafür war der Zugang zur zentralen öffentlichen Forschungsförderung in Österreich im Jahr 2012. Seitdem rückt die privatuniversitäre Forschung zunehmend auch ins Blickfeld der internationalen Öffentlichkeit. So werden laufend aktuelle Studien- und Forschungsergebnisse publiziert und mit nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet.
Die Vielseitigkeit der Privatuniversitäten zeigt sich auch in der Bandbreite der aktuellen Forschungsgebiete zum Thema Covid-19-Pandemie, deren Auswirkungen und Chancen. Sehen sie hier einen kurzen Überblick, woran betreffend Covid-Themen geforscht wird und welche Ergebnisse bereits auf dem Tisch liegen.
Ethische Aspekte der Datenerhebung und -verarbeitung
Ein Großteil der Covid-bezogenen Forschung der Central European University [CEU] konzentriert sich beispielsweise auf die zugrunde liegenden Probleme und ethischen Aspekte der Datenerhebung und Datenverarbeitung während der Pandemie, sowie auf die sozioökonomischen und die gesellschaftspolitischen Auswirkungen der Pandemie auf die Gesellschaft insgesamt.
Eine der Studien, die über den Einfluss von Covid-19 Massenantigentests auf die Prävalenz der Krankheit durchgeführt wurde, ergab, dass wiederholte Massenantigentests Infektionen um etwa 25 bis 30 Prozent reduzieren. Die Studie legt nahe, dass Massentests ein wirksames Instrument zur Eindämmung der Krankheit sein könnten, vorausgesetzt sie werden häufig und in kurzen Intervallen durchgeführt. Im Rahmen einer CEU-Studie, die Störungen der Geschäftsbedingungen infolge sozialer Distanzierung untersucht, wurde ein neues Modell entwickelt, mit dessen Hilfe die absoluten wirtschaftlichen Kosten sozialer Distanzierung quantifiziert werden können.
Mehr Informationen dazu finden sie HIER.
Dem Geruchssinn auf der Spur
Die Danube Private University [DPU] hat gemeinsam mit der Universität Innsbruck einen Review zur Antikörper-Persistenz publiziert. Zudem führte sie die sogenannte Wachau-Studie durch, um die Prävalenz-Entwicklung des SarS-CoV2 in einer niederösterreichischen Gemeinde im Laufe von zehn Monaten zu untersuchen. Die Privatuniversität hat außerdem mehrere Antikörper-Persistenz-Studien durchgeführt und viele Publikationen auf dem Pre-Print-Server des BMJ/ Yale hochgeladen.
Des Weiteren hat sie in einem von der NÖ-Landesregierung geförderten Projektes einen Geruchsautomaten zur Früherkennung von Covid-Erkrankungen mitentwickelt. Außerdem wurden weitere Geruchsstudien zum Corona-Virus veröffentlich, die sich mit der Dauer von Geruchsverlust beschäftigen und zudem einzelne Geruchsstoffe identifizierten, die speziell bei Corona schwerer zu erreichen sind.
Die DPU ist auch Teil eines europäischen Konsortiums, das im Rahmen eines Horizon2020-Programms speziell auf Viren abzielende Luftreinigungssysteme entwickelt.
Mehr Informationen dazu finden sie HIER.
Patientenmanagement und Empfehlungen für die Intensivmedizin
Geforscht wurde und wird an der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften [KL] in Bereichen wie Mikrobiologie, Psychologie, Gerontologie, Pneumologie, Kardiologie, Immunologie. Die Themen reichen dabei von Möglichkeiten des Virusnachweises in Abwässern, Krisenhandling für Kinder und Familien, emotionaler Stabilität in der Pandemiesituation, Patientenmanagement, Auswirkung des Lockdowns auf Heimbewohner•innen, Empfehlungen in der Intensivmedizin, Bestimmungsgenauigkeit von Antikörpern in bestimmten Umfeldern, möglichen Determinanten für schwere Krankheitsverläufe, Auswirkungen der Pandemie in der Langzeitpflege und viele mehr.
Schon in der Anfangsphase der Pandemie stellte die KL als Serviceangebot für niedergelassene Mediziner•innen eine Plattform mit tagesaktuellen medizinisch-praktischen Richtlinien zur Verfügung.
Mehr Informationen dazu finden sie HIER.
Gesellschaftliche Auswirkungen der Pandemie – Perspektiven aus unterschiedlichen Sektoren
Auch Professor•innen der Modul University Vienna [MU] beschäftigen sich in ihren Forschungsdepartments mit verschiedenen Aspekten der Covid-19 Pandemie, etwa mit einem Mood-Barometer. Von Prof. Dagmar Lund-Durlacher wiederum wurde die Frage untersucht, ob Tourismus nach der Krise nachhaltiger sein wird. Auch das Konsumverhalten während der Pandemie wurde von Prof. Marion Garaus analysiert. Prof. Ivo Ponocny führte außerdem 2020 eine Umfrage unter Studierenden der MU durch und befragte diese, wie sie die Pandemie empfinden und welchen Belastungen sie sich ausgesetzt fühlen.
Auf der Webseite der Privatuniversität gibt es auch einen Covid-19 Blog, wo über aktuelle Forschung zu den Auswirkungen der Pandemie auf den Tourismus berichtet wird.
Mehr Informationen dazu finden sie HIER.
Wie Corona Familien belastet
Das Institut für Early Life Care der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Salzburg stellte sich die Frage, wie es Familien im Lockdown geht und wie Familiensysteme den neuen Herausforderungen gut begegnen können. An der begleitenden Online-Studie im April 2020 beteiligten sich 651 Familien aus dem deutschsprachigen Raum. Sie wurden nach ihren subjektiv empfundenen Belastungen sowie deren psychischen Auswirkungen befragt. Gleichzeitig wurde erhoben, welche Mechanismen den Familien im Lockdown helfen, um ein gutes Familienfunktionsniveau aufrechtzuerhalten.
Mehr Informationen dazu finden sie HIER.
„Innenräume“ aus Sicht der Pandemie
Im Sommersemester 2020 haben sich die Studierenden des Masters »Innenarchitektur & visuelle Kommunikation« der New Design Private University St. Pölten [NDU] wiederum auf unterschiedlichste Weise mit der bewussten Wahrnehmung von Innenwelten während des ersten Lockdowns beschäftigt. Daraus ist auch eine Publikation entstanden. »Intensives Wohnen – Momentaufnahmen 2020« zeigt eine Auswahl an Beobachtungen zum persönlichen Wohnraum im Moment des Lockdowns. Entstanden sind etwa Tagebucheinträge, ein Musikvideo, Foto-Dokumentationen und Diagramme. Mit der Publikation wurde etwas Bleibendes, Materielles, Haptisches geschaffen, das auch für künftige Generationen zugänglich ist und zeigt, was die Covid-19-Krise für uns und unsere Innenräume bedeutet hat.
Mehr Informationen dazu finden sie HIER.
Arbeitsumfeld an Bedürfnisse der Mitarbeiter•innen anpassen
Eine aktuelle Studie von Univ.-Prof. Clemens Hutzinger, Ph.D. und Sebastian Stangl, B.Sc. von der Privatuniversität Schloss Seeburg untersucht, wie sich Persönlichkeitszüge und demografische Merkmale von Menschen auf das Phänomen Präsentismus auswirken. Befragt wurden 646 berufstätige Personen, die in der oberen hierarchischen Hälfte ihres Unternehmens tätig sind.
Die Empfehlung für die Praxis: Verstärkt auf Mitarbeiter•innen zu achten, die leicht ängstlich oder deprimiert werden. Zum anderen sind hier vor allem jene zu nennen, die verstärkt antisoziales Verhalten zeigen und sich wenig in andere Menschen hineinversetzen können. Um langfristige körperliche und psychische Leiden der Belegschaft, aber auch wirtschaftliche Probleme für das Unternehmen zu vermeiden, gilt es, ein passendes Arbeitsumfeld zu schaffen.
Mehr Informationen dazu finden sie HIER.
Welche Rolle spielt Inklusion in Zeiten einer Pandemie?
Die Covid-19-Pandemie stellt eine komplexe Herausforderung für die gesamte Gesellschaft dar. Studien zeigen aber auch, dass in Zeiten der Pandemie wesentliche Schritte in Richtung Teilhabe und Inklusion gefährdet sind. Dr. Oliver Koenig, Professor für Inklusive Pädagogik und Transformatives Inklusionsmanagement an der Bertha von Suttner Privatuniversität St. Pölten, nimmt unter dem Forschungstitel „Vulnerabilitäten in Krisenzeiten neu denken“ gemeinsam mit Michelle Proyer vom Zentrum für LehrerInnenbildung der Universität Wien die längerfristigen Auswirkungen auf die Bildungs-, Lebens- und Unterstützungssituation von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit Behinderungen in den Fokus.
Im bisherigen Diskurs blieben die Blickwinkel dieser Menschen nahezu unbeachtet. Mechanismen, die soziale Benachteiligung und Diskriminierung bedingen, wurden bis dato nicht klar erfasst und in geeigneter Form bearbeitet.
Mehr Informationen dazu finden sie HIER.
Psychische Langezeitfolgen
An der SFU wiederum forschen alle vier Fakultäten [Psychotherapiewissenschaft, Psychologie, Medizin, Rechtswissenschaft] intensiv zum Thema Covid und zu den psychosozialen und gesellschaftlichen Folgen.
Beispiele für das weite Spektrum in diesem Bereich sind Forschungsprojekte zu psychischen Langzeitbelastungen und Erschöpfung durch Lockdown und Ängste, Arbeiten zur Rolle von Haustieren im Lockdown, die mittlerweile medial sehr bekannte Langzeitstudie „Intimität, Sexualität und Solidarität in der Covid-19-Pandemie„, Forschung zu Demokratie und Menschenrechten während der Pandemie sowie zur Rechtmäßigkeit der Ausgangsbeschränkungen im Speziellen oder etwa zu Verlauf und Therapie kardiovaskulärer Erkrankungen im Rahmen der Covid-19-Pandemie.
Mehr Informationen dazu finden sie HIER.
Wissenschaftlich fundierte Daten sind wesentlicher Beitrag bei der Bewältigung von Krisen
Auch die UMIT TIROL forscht an zahlreichen Covid-Themen. So sind beispielsweise Wissenschaftler•innen der Privatuniversität Mitautoren der Studie „Daten und Statistik als Grundlage für Entscheidungen – eine Diskussion am Beispiel der Corona Pandemie“. Die Stellungnahme wurde kürzlich von der Deutschen Arbeitsgemeinschaft Statistik [DAGStat] veröffentlicht. Autor•innen waren Vertreter•innen von zehn Universitäten, vom Statistischen Bundesamt und von der SMDM [Society for Medical Decision Making]. Die Stellungnahme bezieht sich auf die Rolle von Daten, Statistiken und Modellen in der evidenzbasierten Entscheidungsfindung am Beispiel der aktuellen Corona-Pandemie.
Viele abgeleitete zukünftige Maßnahmen und Empfehlungen aus dem Dokument sind auch für Situationen abseits der Corona-Pandemie anwendbar und können die Vorsorgeaktivitäten bei Pandemien und Krisen unterstützen. „Wenn wir die Macht der Zahlen voll ausschöpfen wollen, müssen Daten national und international systematisch gesammelt werden. Außerdem müssen die Daten und die daraus entwickelten entscheidungsanalytischen Modelle und deren Ergebnisse transparent und offen kommuniziert werden. Ganz zentral ist dabei eine fächerübergreifende Zusammenarbeit und die Fähigkeit, Daten kritisch zu beurteilen„, fasst Univ.-Prof. Dr. Uwe Siebert von der UMIT Tirol zentrale Empfehlungen aus der Stellungnahme zusammen.
Mehr Informationen dazu finden sie HIER.
Die Rolle der EU in der Krisenbekämpfung
Seit dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie haben die Professor•innen der Webster Vienna Private University ihre Forschungsgebiete um die Facette der Pandemie erweitert, um spannende Erkenntnisse in diesem Zusammenhang zu gewinnen. So arbeitet beispielsweise Prof. Jozef Bátora, Full Professor in International Relations, an einem Kapitel für einen demnächst erscheinenden Routledge Sammelband [Hrsg. Jozef Batora und John Erik Fossum] über die differenzierte Integration und Dominanz in der EU-Governance. Das Kapitel wird sich hier vor allem mit der Reaktion der EU auf die Covid-Krise in Bezug auf die Entwicklung und Implementierung des EU-Konjunkturfonds Next Generation EU befassen. Dabei wird vor allem analysiert, wie die EU-Mitgliedsstaaten ihre Prioritäten in der Krisenbekämpfung setzen und wie die Governance des Fonds auf EU-Ebene gehandhabt wird.
Mehr Informationen dazu finden sie HIER.
(Bilder: Pixabay.com)