Dichtes, wallendes Haar – sozusagen ein äußeres Zeichen von Schönheit und Gesundheit. Haarausfall passt da nicht ins Konzept. Grundsätzlich ist es ja völlig normal: ein altes Haar fällt aus, und ein neues wächst nach. Aber ab wann ist es „zu viel“? Ab wann sollten wir uns also Sorgen machen und ev. mal den einen oder anderen Gesundheitscheck machen?
Die gute Nachricht: ein bisschen Haarausfall ist völlig normal
Jede/ r von uns hat zwischen 100.000 und 150.000 Haare am Kopf. Und diese befinden sich grundsätzlich in einem ständigen Erneuerungsprozess. Sprich fällt ein altes Haar aus, wächst ein neues Haar nach. Auf diese Weise verlieren wir täglich unterschiedlich viele Haare – zwischen 20 bis 100 Stück. Und das ist kein Grund zur Besorgnis, sondern völlig normal.
Jedes einzelne Haar durchläuft einen Zyklus aus einer Wachstums-, einer Übergangs- und einer Ruhephase. Die meisten unserer Haare befinden sich in der Wachstumsphase. In der Übergangsphase stellen die Haare dann nach und nach ihre Stoffwechselaktivität ein, bis sie schließlich in der Ruhephase ausfallen – sozusagen ein natürlicher Vorgang.
Nimmt nun die Anzahl der Haare im Ruhestadium überhand, spricht man von Haarausfall. Von krankhaftem Haarausfall sprechen Ärzte erst dann, wenn regelmäßig Tag täglich mehr als 100 Haare ausfallen. Sind schon kahle Stellen am Kopf zu erkennen, bezeichnet man das als Alopezie – oder umgangssprachlich als Glatze.
Haarausfall ist kein Einzelphänomen
Schätzungen zufolge leiden beispielsweise allein in Deutschland zwischen 10 bis 12 Millionen Menschen unter Haarausfall. Bei diesen Zahlen ist allerdings anzumerken, dass hier alle möglichen Formen des Haarausfalls summiert werden.
Verschiedenste Faktoren oder Einflüsse können vorübergehend zu vermehrtem Haarverlust führen. Dazu zählen vor allem Stress, Krankheiten, Nährstoffmangel, Schwangerschaft, Wechseljahre/ Hormone und Medikamente. Ist der Haarausfall aber keine „Eintagsfliege“, sind in den allermeisten Fällen die Gene schuld. Bestimmte Erbgutanteile bewirken nämlich, dass die Haarwurzeln ihre Funktion einstellen. Es kommt zum anlagebedingten Haarausfall, der durch Alterung verursacht wird und eben (auch) von familiären Veranlagungen abhängig ist.
Ist man von Haarausfall betroffen, hat das meist keine körperlichen Konsequenzen nach dem Motto „das ist halt so“. Allerdings leiden sehr viele Betroffene psychisch sehr darunter. Aber all jenen sei gesagt: Menschen können auch ganz normal, glücklich und zufrieden ohne wallender Haarpracht leben – Stichwort „entzückend Baby…“ 😉
Ein kleiner Selbstversuch
Wenn sie nun das Gefühl haben, dass ihre Haarpracht weniger und weniger wird, können sie einen kleinen Selbstversuch starten. Sammeln sie für zirka eine Woche jeden Tag – so gut wie möglich – alle Haare ein, die sie zB auf dem Boden, im Waschbecken, in der Dusche/ Badewanne und Bürste/ Kamm finden. Diese stecken sie in ein Briefkuvert und zählen sie grob.
Vergleichen sie auch, wie viele Haare ihnen ausgehen, wenn sie den Kopf waschen bzw. wie viele es sind, wenn sie es nicht tun. Denn nach dem Haare Waschen gehen normalerweise mehr Haare aus. Verlieren sie nun täglich ungefähr gleich viele Haare, ist das eher auffällig.
Aber wenn sie plötzlich ganze Büschel in der Hand halten, der Scheitel sichtbar ausdünnt oder lichte Stellen entstehen, sind das Hinweise auf Haarausfall. Von krankhaftem Haarausfall spricht man aber erst – wie bereits erwähnt – bei einem Verlust von mehr als 100 Haaren pro Tag. Denn dann ist das Verhältnis von ausfallenden und nachwachsenden Haaren nicht mehr ausgeglichen.
Bemerken sie solche Anzeichen oder haben das Gefühl, die Haarpracht wird merklich dünner, dann sollten sie ihren Arzt/ Ärztin aufsuchen, um nach den Ursachen des Haarausfalls zu forschen.
Haarausfall bei der Frau vs. Haarausfall beim Mann
Haarausfall bei Männern ist zumeist Veranlagung und hormonell gesteuert. Dabei bewirken die Hormone bei Männern einerseits ein gesteigertes Wachstum im Bartbereich, andererseits die Vermehrung von Talgdrüsen am Kopf – was Haarausfall nach sich zieht. Normalerweise beginnt diese Veränderung zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr und beginnt im Bereich der Stirnhöcker und der Scheitelregion – Stichwort Geheimratsecken. Im weiteren Verlauf „wachsen“ die haarfreien Zonen zusammen, so dass allmählich eine Glatze entsteht.
Hormonbedingter Haarausfall ist bei Frauen hingegen selten. Häufiger kommt es bei Frauen zur Ausdünnung der Kopfbehaarung vor allem im Bereich des Scheitels. Der Haarausfall ist diffus und meist über den ganzen Kopf verteilt. Dabei wird das Haar bei Frauen zwar dünner, aber richtig kahle Stellen oder gar eine Glatze treten nur äußerst selten auf.
Dieses Phänomen betrifft nahezu 40% der Frauen ab dem 50. Lebensjahr. Dann sinkt die Produktion der weiblichen Geschlechtshormone (Östrogene) im Rahmen der Wechseljahre, wodurch die in geringen Konzentrationen vorkommenden männlichen Geschlechtshormone (Androgene) an Einfluss gewinnen.
Ursachen und Behandlungsmethoden
Die häufigste Ursache für Haarausfall ist aber letztlich bei Frauen genauso wie bei Männern das [männliche] Hormon Testosteron. Dieses greift die Haarwurzel an, so dass das Haar nicht mehr ausreichend mit Nährstoffen versorgt wird. Als Konsequenz fällt das Haar [noch] schneller aus. Ein „natürlich gewachsener“ männlicher Glatzkopf zeigt daher, dass viel Testosteron vorhanden ist. Bei Frauen ist es meist eine vererbte Überempfindlichkeit gegen das männliche Hormon, das auch Frauen im Körper haben.
Neben der erblichen Veranlagung kann das Hormon bei Frauen aber auch durch bestimmte Lebensveränderungen produziert werden und entsprechend Haarausfall auslösen: Beispielsweise während einer Schwangerschaft, in den Wechseljahren oder durch die Einnahme der Anti-Baby-Pille.
Weil die Gründe für Haarausfall sehr vielfältig sein können, ist für eine wirksame Behandlung eine exakte Diagnose notwendig. Gerade bei Haarausfall ist die aber oft langwierig und erfordert von allen Beteiligten eine gehörige Portion Geduld – sowohl vom behandelnden Arzt/ Ärztin als auch vom Patienten.
Grundsätzlich gilt: Je frühzeitiger Haarausfall angegangen wird, desto besser sind die Heilungschancen. Aber man sollte sich auf keinem Fall irgendwelchen falschen Illusionen hingeben. Denn egal, welche Behandlungsmethode man anwendet, es dauert, bis ein Haar wieder nachwächst – im Normalfall bis zu sechs Monate. Und so manch einer wartet letztlich doch vergeblich. Denn wer bereits eine ausgeprägte Glatze oder Geheimratsecken hat, bei dem hilft meist auch kein Medikament mehr.
Hinweis zum Schluss
Übrigens: Haare färben, tönen oder Dauerwellen haben keinerlei Einfluss auf Haarausfall. Allerdings wirkt sich zu heißes Fönen und heftiges, reißendes Bürsten negativ auf die Haarwurzeln aus und sollte vermieden werden. Um Haare und Kopfhaut zu schonen, sollte außerdem auch das Shampoo immer gut ausgewaschen werden. Rubbeln sie die Haare auch nicht zu heftig trocken, sondern gehen sie dabei eher ruhig und sanft vor. Und schließlich sind zu streng gebundene Zöpfe nicht empfehlenswert, da sich der ständige Zug negativ auf die Haarwurzeln auswirkt.
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