Es ist so eine Sache mit der Prostata: jeder Mann hat zwar eine, aber im Grunde bleibt sie ein Leben lang quasi unbeachtet. So lange, bis sie „Probleme“ macht – und das macht sie immerhin bei der Hälfte aller älteren Herren so ab 55 Jahren. Grund genug, das wir uns die Prostata mal näher anschauen und bei der Gelegenheit auch gleich mit dem einen und/ oder andern Mythos aufräumen.
Worum handelt es sich bei der Prostata genau?
Grundsätzlich gehört die Prostata zu den sogenannten inneren männlichen Geschlechtsorganen, die auch Vorsteherdrüse genannt wird. Sie besteht aus Drüsengewebe und Muskulatur einerseits und einer Kapsel, die Gewebe und Muskulatur umgibt, andererseits. Die Prostata liegt unter dem Blasenausgang und umschließt wie ein Ring die Harnröhre. Sie gleicht in Größe und Form ungefähr einer Kastanie.
Wie Eingangs erwähnt, bleibt die Prostata im Großen und Ganzen unbeachtet, außer es kommt zu Problemen. Die häufigsten Symptome dabei sind, dass Mann andauernd den Drang verspürt, die Blase zu entleeren – das wird v.a. nachts zum Problem, weil der ständige Weg zur Toilette den Schlaf stört – Startschwierigkeiten beim Harnlassen oder ein Unangenehmes Nachtröpfeln nach dem Urinieren.
Doch abgesehen von diesen „Klassikern“ ranken sich um die Prostata und um die Krankheiten, von der sie betroffen sein kann, eine Vielzahl von Mythen. Wir haben uns die zehn häufigsten her genommen und mal näher beleuchtet:
Mythos 01: Die Prostata bräuchte man(n) gar nicht
Stimmt nicht.
Die Prostata spielt eine wichtige Rolle beim Sex. Sie produziert nämlich ein Sekret, das den Hauptbestandteil der Samenflüssigkeit bildet. Mit diesem Sekret werden nicht nur die Spermien im Milieu der Scheide geschützt, sondern sie bewegen sich auch schneller. Ohne dieses Sekret könnten Männer auf natürliche Weise kaum Kinder zeugen. Die Drüse ist daher wichtig für die Fruchtbarkeit.
Mit den Jahren wird die Prostata allerdings zu einem „schwachen Punkt“ des Mannes. Sie neigt dazu, sich zu vergrößern. Und weil die Drüse unterhalb der Blase liegt, wo sie die Harnröhre umschließt, kommt es so zu Schwierigkeiten beim Wasserlassen.
Mythos 02: Eine Vergrößerung der Prostata trifft nur ältere Männer
Stimmt nicht.
Prostataerkrankungen können bzw. treten auch schon bei jungen Männern auf. Schon ab dem 30. Lebensjahr kann das Organ aufgrund hormoneller Prozesse zu wachsen beginnen. In diesem Alter hat sie dann aber meist noch keinen Krankheitswert, weil die damit zusammenhängenden Symptome zunächst (noch) ausbleiben.
Unbestritten ist allerdings, dass das Risiko eine Prostataerkrankung zu erleiden, mit zunehmendem Alter steigt.
Mythos 03: Nur eine vergrößerte Prostata führt zu Problemen
Stimmt nicht (immer).
Das muss nicht immer stimmen. Denn ob das Wasserlassen schwierig wird, hängt nicht allein von der Größe der Prostata ab. Manche Männer haben trotz einer vergrößerten Drüse keine Probleme. Die Entscheidung, ob etwaige Symptome behandelt werden müssen, richtet sich daher nicht nur nach der Größe der Prostata, sondern nach den auftretenden Beschwerden.
Mythos 04: Ist die Prostata vergrößert, haben sie Prostatakrebs
Stimmt nicht.
Diagnostiziert der Arzt eine Vergrößerung der Prostata, ist das kein Grund zur Panik. Die Prostata vergrößert sich nämlich bei fast jedem Mann irgendwann im Laufe seines Lebens. Damit gehört sie zu den Alterungsprozessen beim Mann, die natürlich und gutartig sind.
Eine gutartige Vergrößerung stellt kein Vorstadium eines Tumors dar und erhöht auch nicht das Risiko, an Krebs zu erkranken. Prostatakrebs verursacht häufig keine Beschwerden und macht sich erst dann bemerkbar, wenn der Tumor bereits eine bestimmte Größe erreicht hat. Der fällt fast nur bei Früherkennungschecks auf.
Mythos 05: Ein erhöhter PSA-Wert zeigt eine Krebserkrankung an
Nicht ausschließlich
Das prostataspezifische Antigen, kurz PSA, bezeichnet das Sekret, das von der Prostata produziert wird und das den Samen verflüssigt. Ein erhöhter PSA-Wert tritt in unterschiedlichen Situationen auf, zB bei einer gutartigen Vergrößerung oder bei einer Entzündung der Prostata. Auch bei einem Prostatakarzinom ist der PSA-Wert erhöht, weshalb der PSA-Test mitunter für die Früherkennung genutzt wird.
Allerdings deutet ein hoher PSA-Wert keineswegs automatisch daraufhin, dass Prostatakrebs vorhanden ist. Hohe Werte verursacht etwa eine Entzündung. Eine vergrößerte Drüse hat ebenfalls Einfluss. Manchmal weisen auch völlig gesunde Männer hohe Werte auf. Mehr Aussagekraft als eine einzelne Messung besitzt daher der Verlauf. Steigt der Spiegel über die Jahre, sollte man das abklären.
Mythos 06: Eine Prostatavergrößerung muss immer operiert werden
Stimmt nicht.
Wenn ein oder mehrere Symptome vorliegen, die auf eine Erkrankung der Prostata hinweisen – wie zB häufiges Wasserlassen v.a. in der Nacht, eine Abschwächung des Harnstrahls und das Gefühl einer nicht entleerten Blase –, ist in den meisten Fällen eine medikamentöse Behandlung ausreichend. Wenn die Beschwerden allerdings zu schwerwiegend sind und die medikamentöse Behandlung keine Wirkung zeigt, ist eine Operation erforderlich – natürlich nur nach genauesten Untersuchungen und Abklärung durch einen Urologen.
Mythos 07: Ein schwacher Harnstrahl im Alter ist harmlos
Richtig – aber nicht immer.
Im Lauf der Jahre wird der Harnstrahl bei Männern schwächer, das ist völlig normal. Schuld daran muss dabei gar nicht zwingend die Prostata sein. So wird u.a. auch der Blasenmuskel schlaffer. Lässt die Stärke des Strahls aber plötzlich nach oder wird Mann in der Nacht oft von quälendem Harndrang geweckt, sollte ein Urologe um Rat gefragt werden. Denn gerade ein häufiger Harndrang ist ein typisches Zeichen für eine stark verengte Harnröhre – und das ist eben nicht immer harmlos.
Kann der Urin nicht ungehindert aus der Blase entweichen, können sich hier Bakterien vermehren und es kann zu Reizungen kommen. Das kann soweit gehen, dass eine vergrößerte Prostata die Harnröhre abklemmt. Dann geht nichts mehr, was zum einen extrem schmerzhaft ist, und zum anderen sogar die Nieren schädigen kann.
Mythos 08: Untersuchungen beim Urologen sind unangenehm und schmerzhaft
Stimmt nicht.
Leider ist dieser Irrglaube nach wie vor Grund dafür, dass Männer erst dann zum Urologen gehen, nachdem sie bereits ein Jahr Beschwerden haben – im Durchschnitt. Dabei ist ein Besuch beim Urologen zumeist kurz und schmerzlos. Vielmehr müssen Männer hierfür nur ein wenig Schamgefühl überwinden.
Zum Standard bei der Prostata Untersuchung gehört das Abtasten der Prostata vom Enddarm aus. Ein kurzer Druck, vielleicht zehn Sekunden lang – vorbei. Außerdem kann der Urologe mit Hilfe einer Ultraschalluntersuchung die Größe der Drüse einschätzen. Dazu wird eine Sonde in den Enddarm eingeführt. Auch das dauert kaum eine Minute.
Mythos 09: Radfahren führt zu Problemen mit der Prostata
Stimmt nicht.
Das ist ein Mythos, der sich – warum auch immer – hartnäckig hält. Allerdings muss kein Mann vom Sattel steigen, um seine Potenz oder seine Prostata zu schützen. Was allerdings schon sein kann ist, dass nach dem Radfahren aufgrund des Drucks, den der Sattel auf die Prostata ausübt und die dadurch entstehenden Reizungen, der PSA-Wert erhöht ist – wenn auch nur geringfügig.
An einem stark erhöhten Wert ist aber sicher nicht die letzte Radtour schuld. Selbst Profiradfahrer zeigen in Tests keine stark erhöhten PSA-Werte.
Mythos 10: Häufiger Sex ist gut für die Prostata
Nichts genaues weiß man nicht…
Studien dazu gibt es zwar einige, Klarheit gebracht hat allerdings bisher keine. Die meisten Studien zeigen zwar, das häufiges Ejakulieren das Risiko, an Prostatakrebs zu erkranken, eher verringert, eindeutig sagen lässt sich das aber nicht. Vorsichtiges Fazit: Sex ist zumindest nicht schädlich… 😉
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