Wir leben seit mehr als zwei Jahren in und mit der Corona-Pandemie. Seit Wochen tobt ein furchtbarer Krieg in der Ukraine – Ereignisse, die für viele Menschen eine zum Teil extreme psychische Ausnahmesituation darstellen, Ereignisse, die oft psychologische Hilfe erfordern. Sind Menschen Situationen ausgesetzt, bei denen sie ihr eigenes Leben oder jenes anderer als gefährdet erfahren, können dadurch gravierende Belastungsreaktionen auftreten, die das alltägliche Leben negativ beeinflussen.
Selbst wenn derartige Lebenslagen und Situationen überstanden sind oder keine unmittelbare Gefahr für das eigene Leben [mehr] besteht – die Bilder im Kopf, Angst, Überforderung, Verluste, Trauer Unverständnis und Wut bleiben. Um sie in dieser Ausnahmesituation bestmöglich zu unterstützen, hat der Berufsverband Österreichischer Psychologinnen und Psychologen [BÖP] auf Grundlage aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse der Notfallpsychologie ein paar sehr hilfreiche Informationen zusammengestellt.
Wie geht es mir mit der Situation?
Verschaffen sie sich bewusst einen Überblick über die aktuelle Situation. Wie empfinden sie die Lage? Welche Gefühle löst diese in ihnen aus? Ist es beispielsweise Angst oder Wut oder eine andere Emotion? Wenn sie die belastenden oder unangenehmen Gefühle identifizieren und benennen, sind diese weniger bedrohlich und sie können sich etwas davon distanzieren. Versuchen sie zum Beispiel, diese Emotionen nieder zu schreiben, um das Gefühlschaos zu ordnen. Manchmal kann es auch hilfreich sein, die Gefühle kreativ zu verarbeiten oder beim Sport einfach raus zu lassen.
Welche Kraftquellen und Ressourcen habe ich?
Überlegen sie sich, was ihnen bisher in ihrem Leben in schwierigen und herausfordernden Situationen geholfen hat. Welche Verhaltensweisen haben sich in der Vergangenheit als für sie persönlich hilfreich erwiesen, um Herausforderungen zu bewältigen? Bleiben sie in Kontakt mit ihren Freundinnen und Freunden sowie mit ihrer Familie und sprechen sie mit anderen über ihre Erlebnisse. Gehen sie Beschäftigungen nach, die ihnen schon immer gut getan haben und die sie ablenken – zum Beispiel Sport, Kreatives oder Zeit in der Natur.
Bleiben sie körperlich aktiv und nutzen sie ihre Stärken, Talente und Fähigkeiten als Kraftquellen. Versuchen sie aktiv, positive Strategien zu finden, die auch jetzt in schwierigen Zeiten umsetzbar sind und meiden sie Alkohol sowie andere Suchtmittel – diese lösen keine Probleme sondern verursachen nur zusätzlich welche.
Wie kann ich die Ohnmacht überwinden?
Halten sie eine Tagesstruktur ein und sorgen sie so gut wie möglich für sich selbst. Eine Struktur im Alltag gibt Halt, sie bietet Orientierung und vermittelt Sicherheit. Achten sie beispielsweise auf regelmäßige Essens- und Schlafenszeiten, versuchen sie Bewegung im Freien täglich zu integrieren und erstellen sie für jeden Tag einen Plan.
Auch Personen, die von dem Krieg in der Ukraine aktuell nicht direkt betroffen sind, empfinden häufig Ohnmacht angesichts der schrecklichen Ereignisse und Bilder. Denken auch sie nach, welche konkreten Handlungen sie jetzt ausführen können, um sich selbst zu schützen. Sorgen sie gut für sich und nehmen sie bei Bedarf Hilfe an. Vielleicht ist es ihnen auch ein Bedürfnis, direkt Betroffene zu unterstützen. Viele Menschen spenden Geld oder wichtige Medikamente sowie andere dringend benötigte Sachspenden. Andere wiederum bieten Übernachtungsmöglichkeiten an oder engagieren sich ehrenamtlich. Das Gefühl von Gemeinschaft, Verbundenheit und Zusammenhalt kann aktuell besonders stärkend sein.
Welche Informationen nutze ich?
Gestalten sie ihren Medienkonsum bewusst und meiden sie dramatische oder falsche Meldungen. Nutzen sie nur gesicherte Informationen von offiziellen Stellen und beschränken sie die Zeit, in der sie sich mit belastenden, schlimmen Nachrichten befassen. Fakten helfen jedenfalls, überschwemmende Gefühle einzudämmen. Seriöse und klare Informationen geben Sicherheit und Orientierung.
Stichwort psychologische Hilfe – was kann ich tun, wenn es mir zu viel wird?
Bleiben sie mit ihren Sorgen und Ängsten nicht alleine und nehmen sie im Fall des Falles auch professionelle Unterstützung in Anspruch! Klinische Psychologinnen und Psychologen mit dem Schwerpunkt Notfallpsychologie sind Spezialistinnen und Spezialisten für derartige Extremsituationen und unterstützen sie gerne im Umgang mit den Belastungen. Wenden sie sich an Krisenhotlines, wie beispielsweise die BÖP-Helpline oder direkt an Klinische Psychologinnen und Psychologen [zu finden auf der Webseite www.psychnet.at].
Die Expertinnen und Experten werden sie unterstützen, die Krisensituation bestmöglich zu bewältigen!
SERVICE | HILFE
Das Beratungsservice des Berufsverbandes Österreichischer Psychologinnen und Psychologen steht ihnen Montag bis Donnerstag von 9 bis 13 Uhr unter der Telefonnummer 01/ 504 8000 oder per eMail an helpline@psychologiehilft.at zur Verfügung. Hier wird ihnen rasch und kompetent geholfen!
Darüber hinaus finden sie Hilfe auf der Webseite www.psychnet.at, dem Online-Informationssystem für psychologische Dienstleistungen des Berufsverbands.
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