Die Pollensaison ist zwar fast überstanden, die größte bevorstehende Bürde für Allergikerinnen und Allergiker ist nun aber die noch bevorstehende Blüte des Ragweeds, die vor allem den Osten und Süden des Landes betrifft. Für Betroffene einer Ragweedpollenallergie steht damit nochmals ein Aufflammen der allergischen Beschwerden in den nächsten Tagen bevor, Stichwort „Herbstheuschnupfen„. Denn erfahrungsgemäß ist die Belastungen durch Ragweedpollen in Österreich Ende August/ Anfang September am höchsten.
Die Expertinnen und Experten des österreichischen Pollenwarndiensts der MedUni Wien zeigen kurz vor der Ragweed-Blüte auf, wie man allergische Beschwerden senkt und warum gerade jetzt der Mund-Nasen-Schutz ratsam ist.
Jede/ jeder Achte hat eine Allergie
In Österreich geht man von etwa 1 Million PollenallergikerInnen aus. Darunter nimmt die Häufigkeit der Ragweedpollenallergie rund 11 Prozent ein. Da die Verbreitung von Ragweed vor allem im Osten Österreichs am höchsten ist, muss man generell davon ausgehen, dass dort auch die Sensibilisierung am höchsten ist. Daher belaufen sich aktuelle Schätzungen des österreichischen Pollenwarndiensts der MedUni Wien auf rund 115.000 Ragweedpollen-AllergikerInnen in Österreich [mit abnehmender Sensibilisierungsrate Richtung Westen Österreichs].
Grundsätzlich kann jede bzw. jeder im Laufe des Lebens von einer Pollenallergie betroffen sein. In Bezug auf Ragweed sind außerdem jene [potenziell] betroffen, die auf Beifuß reagieren, da die Kreuzreaktivität zwischen Beifuß und Ragweed sehr hoch ist.
Welchen Schaden verursacht Ragweed – und was schützt?
„Ragweed ist ein maßgebliches Problem für den Gesundheitssektor. Geschätzte 275 Millionen Euro pro Jahr entstehen an direkten und indirekten Kosten. Das betrifft nicht nur die Kosten für Medikamente und medizinische Leistungen, sondern auch den Schaden durch Fehltage und geminderte Leistungsfähigkeit„, erklärt Uwe Berger von der Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten der MedUni Wien. Zudem verursacht Ragweed auch im landwirtschaftlichen Bereich, insbesondere durch Ernteeinbußen, und bei Straßenmeistereien nicht zu unterschätzende Probleme und letztlich auch Kosten.
Allergenvermeidung ist das Ziel jedes Pollenallergikers. Wer sein Allergen meidet, leidet weniger. Auch in Bezug auf Pollen lässt sich das Allergen durchaus meiden bzw. der Kontakt minimieren. Berger: „Ragweedpollenallergikern ist der Urlaub im Westen Österreichs sehr zu empfehlen, da dort kaum Belastungen durch Ragweed auftreten. Außerdem sollte man auf ein sauberes Zuhause achten [Anmerkung: feucht wischen, Staub saugen mit HEPA Filter, keine Staubfänger, ev. Luftreiniger] und seinen Alltag anpassen – zum Beispiel die Haare abends waschen und draußen getragene Kleidung nicht im Schlafzimmer ablegen. Zudem sei allen PollenallergikerInnen der Mund-Nasen-Schutz ans Herz gelegt.“
Warum ein Mund-Nasen-Schutz?
„Ein Mund-Nasen-Schutz hilft nicht nur Covid-19 Infektionen zu reduzieren, sondern auch den Kontakt mit Pollen zu minimieren„, betont der Leiter des Pollenwarndiensts der MedUni Wien. Neueste Forschungen an der Medizinischen Universität Wien weisen in diese Richtung. Erste Daten zeigen einen Rückgang der Nasensymptome, der Lungensymptome, ein allgemein besseres Befinden, aber intensivere Augensymptome. Zusätzlich weist eine Voranalyse auf geringere Verkaufszahlen von Medikation bei Allergien und Nasenbeschwerden begleitet von höheren Verkaufszahlen für Augenpräparate. „Eine wissenschaftliche Publikation des Österreichischen Pollenwarndienstes der MedUni Wien wird nach weiteren Analysen zu diesem Thema im Spätherbst folgen.“
Tipp des Experten
„Tragen Sie daher den Mund-Nasen-Schutz am besten mit Sonnenbrille, um Ragweedpollen möglichst effektiv abzuhalten.“
Neben gezielter Allergenvermeidung ist ein proaktives Vorgehen bei Ragweed angesagt. Der Österreichische Pollenwarndienst der MedUni Wien hat zu diesem Zwecke den Ragweed Finder und eine Ragweed Finder App entwickelt, der über Ragweed aufklärt, hilft es zu erkennen und es ermöglicht, Fundorte zu melden. Für dieses Jahr wurden bereits fast 700 Fundmeldungen getätigt [Stand 24. August 2020], wovon mehr als 600 verifiziert und damit als tatsächliche Ragweedfunde bestätigt worden sind. Je mehr Bürger sich beteiligen und je mehr Funde gemeldet werden, desto besser kennt man die Hot Spots und desto zielgerichteter können Gegenmaßnahmen von den kooperierenden Landesregierungen getroffen werden.
Service
Die Ragweed App können sie kostenlos im Apple App Store und im Google Play Store downloaden.
Der Österreichische Pollenwarndienst der MedUni Wien hat in Zusammenarbeit mit der Firma Gamify auch ein „Covid-19 Spiel“ entwickelt, das dazu dient über geeignete Maßnahmen aufzuklären und insbesondere Kinder spielerisch zu schulen.
(Bilder (v.o.n.u.): Ragweedfinder.at, Pixabay.com, Ragweedfinder.at)