Hand hoch, wer seine Versicherungen regelmäßig checkt? Sehen sie? Aber genau das – nämlich die eigenen Versicherungen bzw. den Umfang des Versicherungsschutzes überprüfen – sollten man machen. Und zwar alle zwei Jahre. Warum und was das bringen soll, lesen sie hier.
Die Zeiten ändern sich – die Versicherungen meistens nicht
„Jede Lebenssituation hat ihre Besonderheiten. Es kommt darauf an, wie man ihr begegnet. Hierbei spielen Vorsorge und Absicherung eine entscheidende Rolle. Oberstes Gebot ist eine Unterversicherung und folgenreiche Vorsorgelücken zu vermeiden“, so Doris Wendler, Vorstandsdirektorin der Wiener Städtischen Versicherung. Denn so schnell wie die Lebensumstände, können sich auch die Bedürfnisse an Sicherheits- und Vorsorgelösungen ändern.
Aus diesem Grund sollten sie regelmäßig ihre Versicherungen überprüfen und sich dabei folgende Fragen stellen: Welcher Bedarf besteht? Entsprechen bestehende Versicherungslösungen den Bedürfnissen? Benötigt man zusätzlichen Versicherungsschutz? Muss zusätzlich ein „neues Risiko“ abgedeckt werden? Welche Versicherungen im Alter machen Sinn?
Gründe für einen Anpassungsbedarf der laufenden Versicherungen gibt es viele – von aufgeschobenen Vorsorgebereichen wie Gesundheit, Einkommensabsicherung, Pension oder Pflege über Änderungen des Haushalts beziehungsweise dessen Ausstattung, Kinder, die hinzukommen oder flügge werden bis hin zu neuen Gefahren, die sich beispielsweise durch die Digitalisierung ergeben.
Unterversicherung – Garant für hohe Verluste
Tritt ein Schaden ein – zum Beispiel im Haushalt – ist die Erleichterung groß, wenn der Schaden in vollem Umfang gedeckt ist. Voraussetzung dafür ist, dass die Wohnung und deren Inhalt angemessen versichert sind. Doch wird sie beispielsweise im Laufe der Jahre mit teurem Home-Entertainment-Equipment, Möbeln höherer Preisklasse und etwa einigen Kunstgegenständen ausgestattet und die Versicherung nicht dementsprechend angepasst, könnte im Fall des Falles die Schadenshöchstsumme überschritten werden.
„Durch eine Unterversicherung bei der Haushaltsversicherung kann sich rasch eine Differenz im fünfstelligen Bereich ergeben, da macht sich eine regelmäßige Überprüfung mehr als bezahlt“, betont Wendler. (Beispiel siehe unten)
Ändern sich die Bedürfnisse, bedeutet das nicht automatisch, dass alle bestehenden Versicherungen über den Haufen geworfen werden müssen: „Ich vergleiche das gerne mit der Garderobe – die wechselt man auch nicht komplett aus, sobald man ein paar Kilogramm wegtrainiert. Man passt lediglich die Sachen an, die nicht mehr sitzen, wie sie sollen“, so Wendler.
So können beispielsweise Studentenwohnungen bis zum 27. Lebensjahr des Kindes statt separat günstig mitversichert werden. Oder durch die Anschaffung einer Sicherheitstüre und /oder einer Alarmanlage kann bei Eigenheimen Prämie gespart werden. Ebenso bei Kfz-Versicherungen könnte sich genaues Hinsehen lohnen – hier kann man bei diversen Versicherungen vom Umwelt-, Klima- und/ oder Familienbonus profitieren. (Beispiele siehe unten)
Gestern, jetzt, später – zu spät?
Eine Absicherung des eigenen Hab und Guts ist für die meisten Menschen selbstverständlich. Diese Gewissenhaftigkeit fehlt allzu oft in den Bereichen, die die eigene Person betreffen: Eine Vorsorge für die eigene Gesundheit, die Berufsunfähigkeit, den Pflegebedarf sowie die Pension sind Themen, die gerne auf später verschoben werden. Verständlich, wenn es noch kein eigenes Einkommen gibt, dieses noch zu gering ist oder vorübergehend andere Ausgaben im Mittelpunkt stehen. (Beispiele siehe unten)
Ändern können sich aber nicht nur die Lebensumstände oder die Versicherungsprodukte, auch neue Gefahren können entstehen. Dazu zählen beispielsweise auch jene aus dem Internet. Laut Statistik Austria waren 89 Prozent der österreichischen Haushalte im Jahr 2018 mit einem Internetzugang ausgestattet. Das bedeutet, dass jeder einzelne dieser Haushalte auch den entsprechenden Gefahren aus dem Netz ausgesetzt ist.
Ebenso leicht, wie sich Kriminelle aus dem Darknet digitalen Zutritt zu den Häusern und Wohnungen beschaffen können, ist es auch, sich im Rahmen eines Versicherungschecks dagegen abzusichern: Ein Baustein zur bestehenden Haushaltsversicherung schützt vor Bezahlbetrug. Und eine Rechtsschutzversicherung kann unkompliziert erweitert werden, damit sie auch bei rechtlichen Problemen, die sich aus dem Netz ergeben – wie Mobbing, Stalking oder Datenmissbrauch – Schutz und Hilfe bieten.
Ein paar konkrete Beispiele
Thema Unterversicherung
Beispiel 1: Haushaltsversicherung
Folgen einer Unterversicherung bei Totalschaden: Wohnung 110 m², komfortable Ausstattung, versichert in der Kategorie zweckmäßige Ausstattung
- zweckmäßige Ausstattung: VS 100.000 Euro, Monatsprämie 22 Euro
- komfortable Ausstattung: VS 160.000 Euro, Monatsprämie 28 Euro
-> im Falle eines Totalschadens erhält der Versicherungsnehmer somit 100.000 Euro und bleibt auf der Differenz von 60.000 Euro sitzen. 6 Euro mehr pro Monat sind also eine Investition, die sich im Ernstfall mehr als lohnt.
Beispiel 2: Haushaltsversicherung
Nachträglicher Einbau Sicherheitstüre: Wohnung 110 m², komfortable Ausstattung
- Keine Anpassung der Versicherungssumme: 28 Euro/ Monat bzw. 336 Euro/ Jahr
- Anpassung der Versicherungssumme: 10 Prozent Sicherheitsnachlass ergeben eine Ersparnis von 35 Euro/ Jahr; das heißt, in 10 Jahren beträgt die Ersparnis somit eine gesamte Jahresprämie!
Beispiel 3: Kfz-Versicherung
Hybrid-Wagen, Haftpflicht Versicherungssumme 30 Mio. Euro, Bonus/ Malus Stufe 0
- Werden bei einem Hybridfahrzeug der Umwelt- und Klimabonus der Wiener Städtischen berücksichtigt, sinkt die Jahresprämie um rund 40 Prozent*!
Thema Vorsorge
Beispiel 4: Berufsunfähigkeitsversicherung
Erwerbsmäßiges Jahresbruttoeinkommen 42.000 Euro (netto 27.585 Euro)
- Durchschnittlich beträgt die staatliche BU-Pension 60 Prozent vom Nettoeinkommen.
- Bei Berufsunfähigkeit fallen bei diesem Beispiel 11.386 Euro pro Jahr an Einkommen weg. Das entspricht einer Versorgungslücke von 950 Euro/ Monat.
- 60 Prozent des letzten Nettoeinkommens reichen oft nicht aus, um den gewohnten Lebensstandard zu sichern.
Beispiel 5: Pensionsvorsorge
Krankenschwester, geb. 1981, zwei Kinder, vollzeitbeschäftigt, Letzteinkommen netto 2.383 Euro
- Pensionsantritt mit 62 Jahren (Korridorpension) – Nettopension 1.590 Euro -> Lücke: 793 Euro
- Pensionsantritt mit 65 Jahren (Alterspension) – Nettopension 1.923 Euro -> Lücke: 460 Euro
*Aufgrund der hohen Preisspanne bei (Hybrid-)Fahrzeugen wird hier statt einer absoluten Zahl die prozentuelle Ersparnis angegeben, in der sich sowohl niedrigere als auch höhere Preisklassen wiederfinden.
(Bilder: Pixabay.com)