Oft wissen es Patienten nicht, doch es entspricht den Erfahrungswerten und dem aktuellen medizinischen Standpunkt: Ein künstliches Knie- oder Hüftgelenk ist kein Ausschlussgrund für sportliche Betätigungen – auch nicht fürs Schifahren. Sondern ganz im Gegenteil!
Um dies unter Beweis zu stellen sind Sportorthopäden des Orthopädischen Spitals Speising/ Wien und Schiprofis mit 18 ehemaligen Patienten, die an der Klinik einen Gelenksersatz erhalten hatten, nach Schladming auf Schitraining gefahren. Ziel war, den betroffenen Menschen Anleitungen für ein sicheres, ergonomisches und angstfreies Pistenerlebnis zu vermitteln – trotz oder gerade wegen ihrer künstlichen Knie- oder Hüftgelenken.
Die drei Speisinger Experten – Prim. Univ. Doz. Dr. Christian Wurnig, Prim. Univ. Prof. Dr. Martin Dominkus und Oberarzt Dr. Michael Enenkel – vermittelten den Teilnehmern Tipps und Tricks aus orthopädischer Sicht. Und die Schiprofis – Vierfachweltmeister Reinhard Tritscher, Abfahrtsmeister Michael Tritscher und Schiprofi Franz Kröll – führten das Training auf der Piste durch.
Das Schifahren geht sogar besser
Das Resümee der Teilnehmer, zwischen 50 und 70 Jahre alt, nach dem Schiwochenende: Es ist ohne grobe Einschränkungen möglich, mit Knie- oder Hüft-Endoprothese Schi zu fahren. Teilweise geht dies sogar besser als zuvor, da ja Schmerzen und Beschwerden wegfallen und somit stärkerer Druck auf die Schier ausgeübt werden kann. Der „Schifahrstil“ kann somit deutlich verbessert werden.
„Der Gelenksersatz ist tatsächlich kein Hindernis“, betont Christian Wurnig, „Voraussetzung für die sportliche Betätigung auf der Piste sollte jedoch sein, dass man schon vor der Operation schibegeistert war und halbwegs sicher auf den Brettern unterwegs gewesen ist“. Zudem ist eine Wartezeit von mehreren Monaten nach dem Eingriff nötig, bevor es auf die Piste gehen kann.
Am Rande der Veranstaltung betonte Martin Dominkus, dass Sport ganz generell nach dem durchgeführten Gelenksersatz für die Prothesenstabilität förderlich ist, da ja damit die Muskeln als Stütze rund um die Endoprothese aufgebaut werden.
Keine Sorgen sollten sich übrigens die betroffenen Schifahrer nach Stürzen machen: Eine Gefahr für einen schnelleren Verschleiß oder gar Lockerung der Prothese besteht bei Pistenunfällen in der Regel nicht.
In diesem Sinn: auf zur nächsten Pistengaudi 🙂
Bilder: Tom Eitzinger/ Orthopädisches Spital Speising