25.000 Österreicherinnen und Österreicher erleiden jedes Jahr einen Schlaganfall. Das entspricht einem Schlaganfall alle 20 Minuten. „Bei einem Schlaganfall zählt jede Minute. Deshalb ist es wichtig, schnell zu reagieren. Damit es erst gar nicht zu einem Schlaganfall kommt, kann jede und jeder selbst etwas beitragen, denn ein gesunder Lebensstil mindert das Risiko für einen Schlaganfall deutlich“, erklärt Bernhard Wurzer, Generaldirektor der Österreichischen Gesundheitskasse [ÖGK].
Die Zeit läuft
Bei einem Schlaganfall kommt es zu einer plötzlichen Durchblutungsstörung im Gehirn, wodurch die Gehirnzellen zu wenig Sauerstoff und Nährstoffe erhalten und absterben. Es ist wichtig, die Anzeichen eines Schlaganfalls zu erkennen und schnell Hilfe zu holen. „Die ersten vier bis fünf Stunden sind entscheidend“, betont Dr. Andreas Krauter, Chefarzt der ÖGK. In diesem Zeitfenster kann man bei einem Schlaganfall möglichst viel Gehirngewebe retten und Folgeschäden minimieren. Zudem sind dann die Heilungschancen vielversprechend.
Das Risiko einen Schlaganfall zu erleiden steigt mit zunehmendem Alter, wobei auch familiäre und genetische Vorbelastungen eine zentrale Rolle spielen. Männer und Frauen sind in Österreich beinahe gleich oft von einem Schlaganfall betroffen. Der Schlaganfall ist in Österreich immer noch die dritthäufigste Todesursache, wenngleich die Sterblichkeit durch Schlaganfälle in den letzten 30 Jahren stark abgenommen hat.
Gesunder Lebensstil ist entscheidend
Das wichtigste Mittel um einem Schlaganfall vorzubeugen ist ein gesunder Lebensstil. Das bedeutet ein gesundes Gewicht und gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung, Nichtrauchen und Alkoholkonsum nur in Maßen. Zudem sollte man Bluthochdruck vermeiden und regelmäßig den Cholesterinspiegel kontrollieren. Jeder fünfte Schlaganfall wird durch Vorhofflimmern ausgelöst. Dabei handelt es sich um die am häufigsten auftretende Form der Herzrhythmusstörung.
Als wichtige diagnostische Maßnahme zur Früherkennung hat die ÖGK mit 01.01.2024 das Coronar-CT in ganz Österreich als festen Bestandteil in das Leistungsportfolio integriert.
Schlaganfall [auch] bei jungen Erwachsenen
Wie bereits erwähnt, steigt das Risiko für einen Schlaganfall mit zunehmendem Alter, allerdings erhöht sich auch unter Menschen weit vor dem Senioren-Alter die Zahl der Betroffenen Jahr für Jahr. Grund ist vermutlich, dass sich auch die Risikofaktoren in immer frühere Lebensabschnitte verlagern.
In der jüngeren Gruppe der Schlaganfall-Erkrankten überwiegen deutlich die Frauen. Ihr Risiko für einen Hirninfarkt steigt aufgrund hormoneller Einflüsse: In der Schwangerschaft, im Wochenbett und durch hormonelle Verhütungsmittel steigt die Gefahr von Gerinnseln. Wenn diese sich lösen, wandern sie beispielsweise ins Gehirn und verstopfen dort ein Gefäß.
Schlaganfall-Ursache Nr. 1: Minder-Durchblutung
Eine akute Minder- oder Mangel-Durchblutung in bestimmten Hirn-Regionen ist die häufigste aller Schlaganfall-Ursachen. Sie ist für ungefähr 80 Prozent aller Fälle verantwortlich. Es gibt unterschiedliche Gründe, warum es zu einer Mangel-Durchblutung bestimmter Hirn-Regionen kommt. Die wichtigsten sind:
- Blutgerinnsel
Ein Blutpfropf verschließt ein Hirngefäß und unterbindet so die Blut- und Sauerstoff-Versorgung einer Hirn-Region. Das Gerinnsel hat sich oft im Herzen oder in einer „verkalkten“ Halsschlag-Ader gebildet und ist anschließend mit dem Blutstrom ins Gehirn geschwemmt worden. - „Gefäßverkalkung“ [Arteriosklerose]
Hirngefäße oder hirnversorgende Gefäße im Hals, wie etwa die Halsschlag-Ader, sind „verkalkt“: Ablagerungen an der Innenwand verengen ein Gefäß immer mehr oder verschließen es sogar ganz. Das zu versorgende Hirn-Areal erhält dann zu wenig Blut und Sauerstoff.
Schlaganfall-Ursache Nr. 2: Hirnblutung
Bei etwa 20 Prozent aller Schlaganfälle sind Blutungen im Kopf die Ursachen. Die Blutung tritt dabei an unterschiedlichen Stellen auf.
Symptome eines Schlaganfalls
Ein Schlaganfall verursacht verschiedene neurologische Störungen und Ausfälle. Welcher Art diese sind und wie stark sie ausfallen, richtet sich vor allem danach, welche Hirnregion wie stark von der Schädigung betroffen ist und ob es sich um einen „stummen“ beziehungsweise „stillen“ Infarkt handelt.
Bei einem „stummen“ Schlaganfall handelt es sich um einen eher leichten Hirnschlag, der sich beispielsweise in der Nacht ereignet und dessen Auswirkungen keine starken und anhaltenden Beschwerden verursacht. Betroffene bemerken einen solchen Schlaganfall dann nicht direkt. Häufen sich diese stillen Infarkte jedoch, kommt es auch hierbei zu den typischen Schlaganfall-Symptomen.
Die wichtigsten Symptome, an denen Sie einen Schlaganfall erkennen, sind:
Lähmung, Taubheits-Gefühl
Ein häufiges Anzeichen für einen Schlaganfall ist ein akut auftretendes Schwäche-, Lähmungs- oder Taubheits-Gefühl auf einer Körperseite. Typisch sind etwa ein herabhängender Mundwinkel, ein gelähmter Arm oder ein plötzlich eingeschlafener Fuß. Ist die linke Körperhälfte betroffen, spricht das für einen Schlaganfall in der rechten Hirnhälfte. Zeigt dagegen die rechte Körperseite Schlaganfall-Symptome wie Taubheits-Gefühle oder Lähmungs-Erscheinungen, deutet dies auf einen linksseitigen Hirnschlag hin.
Manchmal kommt es auch nicht unmittelbar zu einer Lähmung, sondern zunächst zu einem Kribbeln, das sich beispielsweise an den Händen ausbreitet. Das deutet darauf hin, dass die Empfindung und Reizleitung über die Nerven gestört ist.
Seh-Störungen
Schlaganfall-Symptome betreffen oft auch die Augen: Geplatzte Adern und Blutungen im Auge, Doppelbilder, verschwommenes Sehen und vorübergehender Seh-Verlust auf einem Auge, Blitze oder Flimmern im Auge sind beispielsweise Anzeichen für einen Schlaganfall, insbesondere wenn sie ganz plötzlich auftreten.
Oft kommt es auch zu einem jähen halbseitigen Gesichtsfeld-Ausfall. Das Gesichtsfeld ist jener Teil des Umfelds, den man sieht, ohne die Augen oder den Kopf zu bewegen. Wenn ein Teil dieses Gesichtsfelds – zum Beispiel die linke Seite – plötzlich ausfällt, kommt es leicht zu Stürzen oder Unfällen, weil der Betroffene etwa ein von der linken Seite herannahendes Fahrzeug nicht sieht.
Neben dem Schlaganfall im Gehirn gibt es aber auch die Möglichkeit, dass nur die Augen betroffen sind – also ein Schlaganfall im Auge vorliegt.
Eine geplatzte Ader und eine dadurch bedingte Blutung im Auge bedeutet nicht zwingend, dass Sie einen Schlaganfall haben. Dahinter steckt möglicherweise eine mechanische Reizung oder auch ein kurzzeitig erhöhter Blutdruck, beispielsweise durch Anstrengung. Treten jedoch Seh-Störungen auf, klären sie die Beschwerden unbedingt mit ihrem Arzt ab!
Sprach- und Sprachverständnis-Störung
Plötzliche Sprach-Störungen sind weitere mögliche Schlaganfall-Symptome. Sie sind oft unterschiedlich stark ausgeprägt. So ruft ein leichter Schlaganfall Symptome wie eine stockende, abgehackte Sprache hervor. Manche Betroffenen verdrehen plötzlich Silben, verwenden falsche Buchstaben oder sprechen verwaschen oder lallend. In schweren Fällen sind manche Schlaganfall-Patienten gar nicht mehr in der Lage zu sprechen.
Eine plötzlich auftretende Sprachverständnis-Störung ist ebenfalls ein Hinweis auf einen Schlaganfall. Der Betroffene hört dabei zwar noch die Worte, aber begreift plötzlich nicht mehr, was jemand zu ihm sagt.
Schwindel
Plötzlicher Schwindel mit Gang-Unsicherheit zählt ebenfalls zu den möglichen Schlaganfall-Symptomen. Manche der Betroffenen nehmen ihn als Dreh-Schwindel wahr. Das heißt, sie fühlen sich so, als würden sie Karussell fahren. Andere dagegen empfinden einen Schwank-Schwindel: Für sie scheint der Boden wie auf einem Schiff auf rauer See zu schwanken. Auch das Gefühl, in einem Fahrstuhl schnell in die Tiefe zu sausen, ist ein mögliches Anzeichen für einen Schlaganfall.
Symptome wie Gleichgewichts-Probleme und Verlust der Koordination begleiten oft den Schwindel.
Sehr starke Kopfschmerzen
Wenn sich plötzlich sehr starke Kopfschmerzen einstellen, deren Heftigkeit für den Betroffenen völlig neu und unbekannt ist, steckt möglicherweise ebenfalls ein Hirnschlag dahinter. Häufig gesellen sich zu den Schmerzen Übelkeit und Erbrechen als weitere mögliche Schlaganfall-Symptome.
Mentale Störungen
Bei einem Schlaganfall sind Betroffene häufiger auch in ihren mentalen Fähigkeiten beeinträchtigt, das bedeutet, dass sie unter Störungen des Bewusstseins oder auch Desorientierung leiden. Sie nehmen beispielsweise den Raum um sich herum, die Zeit, andere Personen, Geräusche oder Sachverhalte nicht richtig wahr oder haben Schwierigkeiten, Zusammenhänge zu verstehen.
Manchmal sind Schlaganfall-Patienten ängstlicher als Gesunde oder wirken stark abwesend.
Wie erfolgt die Diagnose Schlaganfall?
Ob schwerer oder leichter Schlaganfall – jeder Hirnschlag ist ein Notfall! Schon bei bloßem Verdacht sollten sie sofort den Notarzt unter 144 oder 112 [internationale Notrufnummer] rufen!
Mit dem FAST-Test lässt sich einfach und schnell auf einen Schlaganfall hin prüfen. Der Schlaganfall-Test funktioniert wie folgt:
- F wie „face“ [Gesicht]
Bitten sie den Patienten zu lächeln. Wenn das Gesicht dabei einseitig verzogen ist, deutet dies auf eine Halbseiten-Lähmung infolge eines Schlaganfalls hin. - A wie „arms“ [Arme]
Bitten sie den Patienten, die Arme gleichzeitig nach vorne zu strecken und dabei die Handflächen nach oben zu drehen. Wenn er dabei Probleme hat, liegt vermutlich eine unvollständige Lähmung einer Körperhälfte infolge eines Schlaganfalls vor. - S wie „speech“ [Sprache]
Bitten sie den Patienten, einen einfachen Satz nachzusprechen. Ist er dazu nicht in der Lage oder klingt seine Stimme verwaschen, liegt vermutlich eine Sprach-Störung infolge eines Schlaganfalls vor. - T wie „time“ [Zeit]
Rufen sie sofort den Notarzt!
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