Hören bedeutet nicht nur einfach Geräusche und Töne wahrzunehmen. Würden wir nichts hören, könnten wir unsere Umgebung nicht vollständig erfassen. Wir könnten uns weniger gut orientieren oder uns mit unseren Mitmenschen verständigen. Hören gibt uns sozusagen Sicherheit, warnt oder beruhigt. Wenn nun unser Gehör nachlässt, kann das unterschiedliche Konsequenzen und viele Ursachen haben. Welche und was sie dagegen tun können, lesen sie hier:
Schwerhörigkeit schlägt sich auch auf die Psyche
Wer nicht mehr so gut hört wie in früheren Jahren, fühlt sich oft gehemmt und ausgeschlossen. Dabei kann die Schwerhörigkeit von einer leichten Hörstörung bis hin zur Gehörlosigkeit reichen, dh akustische Signale werden nur mehr abgeschwächt, verändert oder gar nicht mehr wahr genommen. Häufig kommt zu einer Schwerhörigkeit auch eine Fehlhörigkeit. Die Betroffenen verstehen nicht mehr richtig, was ihr Gesprächspartner sagt, Wörter und Sätze kommen verzerrt an.
Generell steigt die Häufigkeit von Schwerhörigkeit und Hörstörungen im Alter an. Außerdem sind Männer eher davon betroffen als Frauen. Nach Expertenschätzung leidet in Österreich bis zu einem Fünftel der Bevölkerung an Hörstörungen.
Mögliche Ursachen von Schwerhörigkeit
Eine Hörstörung kann angeboren sein oder sich durch äußere wie innere Einflüsse entwickeln. Je nach Ursache tritt sie plötzlich auf und geht wieder vorüber. Oder sie setzt schleichend ein, wird mit der Zeit stärker und zu einem dauerhaften Hörproblem. Art und Form, wie Schwerhörigkeit sich äußert, geben zusammen mit anderen Begleitsymptomen schon Hinweise auf mögliche Auslöser.
Bei einem Hörsturz beispielsweise setzt die Hörminderung akut auf einem Ohr ein. Ein Druckgefühl im Ohr, Tinnitus und Schwindel kommen dazu. Für Hörprobleme, die von Ohrenschmerzen, Fieber oder Abgeschlagenheit begleitet werden, kann eine Mittelohr- oder Gehörgangsentzündung Ursache sein. Der erkrankte Teil des Ohres ist dann oft auch gerötet, geschwollen und überwärmt. Zudem kann (eitriger) Ausfluss aus dem Ohr kommen.
Ein überlauter Knall oder eine Explosion können das Hörorgan unmittelbar schädigen. Ein Knall- oder Explosionstrauma ruft einen stechenden Ohrschmerz mit plötzlicher Hörminderung bis hin zur Taubheit hervor. Menschen, die über längere Zeitspannen Lärm ohne ausreichendem Schutz ausgesetzt sind, entwickeln oft eine Lärmschwerhörigkeit, die meist schleichend einsetzt.
Eine Altersschwerhörigkeit stellt sich in der Regel ebenfalls langsam ein. Im Laufe mehrerer Jahre lässt das Hörvermögen stetig nach, was meist Angehörigen und Freunden zuerst auffällt.
Zwei Hauptformen der Schwerhörigkeit
Je nachdem, von welchem Ohranteil die Hörstörung ausgeht, unterscheiden Ärzte zwei Hauptformen der Schwerhörigkeit:
- Schallleitungsschwerhörigkeit: Störungen oder Erkrankungen im Außen- oder Mittelohr behindern oder verzerren die Weiterleitung der Schallwellen.
- Schallempfindungsschwerhörigkeit: Hier sind das Hörorgan mit den Sinneszellen im Innenohr oder der Hörnerv oft bleibend geschädigt, so dass die Schallsignale nicht mehr einwandfrei in das Hörsystem des Gehirns gelangen. Die Störung kann auch im Gehirn selbst liegen. Zu den typischen Innenohrschwerhörigkeiten gehören die Altersschwerhörigkeit und die Lärmschwerhörigkeit.
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Bei einer veränderten Hörwahrnehmung ist es auf jeden Fall ratsam, den HNO-Arzt aufzusuchen. Mit gezielten Hörtests und Untersuchungen kann der Arzt Ursache und Form der Hörstörung feststellen und die notwendige Therapie einleiten. Dabei wird auch der Grad der Schwerhörigkeit festgestellt. Diese unterteilt sich in
- Geringgradige Schwerhörigkeit: 20–40% Hörverlust
- Mittelgradige Schwerhörigkeit: 40–60% Hörverlust
- Hochgradige Schwerhörigkeit: 60–80% Hörverlust
- Resthörigkeit: 80–95% Hörverlust
- Taubheit: 100% Hörverlust
Sofort zum Arzt sollten sie jedenfalls bei akuten und/ oder plötzlich auftretenden Hörschwierigkeiten.
Mögliche Behandlungen
Die Behandlung richtet sich grundsätzlich nach der Ursache und der Art der Schwerhörigkeit. Ein vorübergehender Hörverlust vergeht häufig wieder, wenn die Ursache behandelt wurde. Das gilt etwa für einen Hörsturz, eine akute Mittelohrentzündung, eine Durchblutungsstörung. Hier helfen die jeweils notwendigen Medikamente und ein behutsamer Umgang mit dem angegriffenen Gehör.
Eine rechtzeitige Therapie bringt oft gute Heilungserfolge, vor allem bei Schallleitungsschwerhörigkeiten, deren Auslöser im Außen- und Mittelohr liegen. Hier können auch operative Eingriffe das gestörte Hörvermögen wieder verbessern oder normalisieren.
Liegt der Schaden im Innenohr, zielt die Behandlung ebenfalls auf die Grunderkrankung ab. Sind die Hörsinneszellen nur kurzfristig angegriffen, zB nach einem überlauten Discobesuch, erholen sie sich meist wieder. Das Ohr braucht dann Ruhe und mitunter auch Unterstützung durch passende Medikamente.
Länger anhaltende oder stark schädigende Einflüsse durch Lärm, Infektionen oder Giftstoffe behindern das Hörorgan oft dauerhaft. Entwickelt sich daraus eine chronische Schallempfindungsschwerhörigkeit, helfen Hörgeräte nicht nur, verschiedene Töne wieder wahrzunehmen, sondern auch Gesprächen besser zu folgen. Das gilt ebenso für eine Altersschwerhörigkeit.
Gehörschutz: Unterstützen und vorbeugen
Hören hat viel mit unserer körperlichen Gesundheit, aber auch mit unserer seelischen und geistigen Verfassung zu tun. Wer gestresst und angespannt ist, hört meist schlechter. Ein gesunder, ausgeglichener Lebensstil kommt also auch dem Gehör zu Gute. Immer wieder entspannen, Stress abbauen, eine vernünftige Ohrhygiene und vor allem Lärm vermeiden – damit schonen und schützen sie ihr sensibles Hörsystem am besten.
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