Angststörungen, Depressionen und andere seelische Schmerzen treten bei älteren Menschen genauso auf, wie bei jüngeren – zwar oft aus anderen Gründen als in den übrigen Lebensabschnitten, aber letztlich nicht weniger häufig. Aktuelle Zahlen belegen, dass immerhin rund ein Viertel der über 60-Jährigen an psychischen Erkrankungen leidet. Da – leider – auch verschiedene Wissenslücken die psychische Gesundheit von Senioren betreffend bestehen, versuchen wir, ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen.
Depression, Demenz & Co. gehören NICHT zum Alter dazu
Depression, Demenz & Co sind zwar Erkrankungen, an denen viele ältere Menschen leiden, sie sind aber deswegen keine wie oftmals fälschlich angenommen „normalen“ Begleiterscheinungen des Älterwerdens. Von den Über-90-Jährigen haben rund 30 Prozent eine Demenz. Das heißt im Umkehrschluss: 70 Prozent nicht.
Aber auch jene, die an seelischen Schmerzen im Alter leiden, sei gesagt: diese müssen nicht einfach hingenommen werden, sondern auch hier gibt es Hilfe, indem man sich beispielsweise in eine Psychotherapie begibt.
Vielfältige Ursachen für seelische Schmerzen
Die Ursachen für seelische Krankheiten im Alter sind vielfältig. Oft werden sie durch Verluste von nahestehenden Menschen ausgelöst wie zum Beispiel durch den Tod der PartnerIn, einer FreundIn oder der NachbarIn. Das Gefühl der Sinnlosigkeit, nicht mehr gebraucht zu werden und häufiges allein sein tragen dazu bei, sich psychisch schwach und krank zu fühlen.
Vor allem die Einsamkeit zählt zu den schwerwiegendsten Problemen von Senioren. Mit der Pensionierung ist man nicht mehr länger eingebettet in sein gewohntes berufliches – und auch soziales – Umfeld. Darüber hinaus wandeln sich in dieser Phase auch oft der Lebensstil und die bisherigen Werte. In dieser Übergangsphase treten gehäuft depressive Erkrankungen auf. Die Betroffenen fühlen sich isoliert, freud- und perspektivenlos und ziehen sich zunehmend zurück – was die Situation noch mehr negativ beeinflusst, Stichwort Teufelskreis.
Aber auch die Verschlechterung des eigenen Gesundheitszustandes bzw. der körperlichen Verfassung kann bei manchen zu Depressionen führen. Gerade in solchen Situationen ist es wichtig, sich nicht „aufzugeben“, sondern trotzdem Möglichkeiten zu suchen, mit anderen Menschen, mit denen man sich austauschen kann, in Kontakt zu bleiben. „Lebenslanges Lernen“ durch Hobbys, Weiterbildungen oder Kurse tragen dazu bei, sich nicht wertlos zu fühlen, eine Aufgabe zu haben und soziale Kontakte zu pflegen.
Den Teufelskreis durchbrechen
Wie schafft man es aber nun, aus dem Teufelskreis einer psychischen Erkrankung auszubrechen? Das „Zauberwort“ heißt: geistig und körperlich aktiv bleiben, denn damit stärkt man letztlich auch die Psyche und kann mit schwierigen Situationen besser umgehen.
Ob beim Wandern, Nordic Walking oder Schwimmen: Körperliche Bewegung und Training wirken – auch – Depressionen entgegen. Wer darüber hinaus auch noch rege und neugierig bleibt und sich seinen Sinn für Humor bewahrt, beugt zusätzlich vor. Nutzen sie die Zeit, um kognitiv aktiv zu bleiben. Widmen sie sich neuen Beschäftigungen, die sie schon immer mal ausprobieren wollten, oder gehen sie wieder alten, „verstaubten“ Interessen nach.
Eine gute Gelegenheit dazu bieten auch diverse Vereine oder ehrenamtliche Tätigkeiten, wo sie außerdem auch noch in ein – neues – soziales Umfeld eingebettet sind – sozusagen ein besonders wirksamer Schutz vor Vereinsamung, Isolation und Depression im Alter.
Schließlich gilt es auch, sich gesund und ausgewogen zu ernähren. Denn das psychische Wohlergehen geht – auch – durch den Magen. Eine gesunde Ernährung stellt zum Beispiel sicher, dass Blutdruck oder Blutzucker gut eingestellt sind. Kommt es beispielsweise zur Entgleisung des Blutzuckerspiegels oder zu Bluthochdruck, steigt damit einhergehend das Risiko für Depressionen.
Keine Angst vor professioneller Hilfe
Bevor aber der seelische Leidensdruck zu groß wird, sollten Senioren auf keinen Fall davor zurückschrecken, sich an eine PsychotherapeutIn zu wenden – auch wenn sie es davor noch nie in ihrem Leben gebraucht haben.
Es kann beispielsweise helfen, schwierige Lebensverhältnisse aufzuarbeiten und sich bewusst an Erlebtes zu erinnern und zu reflektieren. Eine Psychotherapie kann dabei helfen, das Leben umzustrukturieren und einen neuen Sinn darin zu finden.
Das hilft ungemein, wieder zu mehr Lebensqualität und einem leidensfreien Lebensabend zu gelangen.
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