Dass unsere Ernährungsgewohnheiten mitunter auch globale Auswirkungen haben, ist – leider – nichts neues. So werden diverse Obst- und Gemüsesorten, aber auch Futtermittel und Fleisch rund um den Globus transportiert, um auf unseren Tellern zu landen. Unter anderem fließt der Großteil des Soja-Imports in Futtermittel – und so quasi indirekt in die heimischen Küchen. Aber gerade dieses Beispiel zeigt, dass ein Umdenken und Wandel unserer Ernährungsgewohnheiten sämtliche Soja-Importe überflüssig machen könnte. In diesem Sinn sollten wir alle uns an der Nase nehmen und umzudenken beginnen.
60 Kilo Soja * 8.916.845 = 535.010,7 Tonnen, und zwar nur in Österreich
Mehr als 60 Kilogramm Soja konsumieren die Menschen in Europa durchschnittlich pro Kopf – doch den meisten ist das gar nicht bewusst. Denn 55 Kilogramm davon sind in Form von Futtermitteln in Fleisch, Eiern, Milch oder Fisch „versteckt“, wie ein neuer Report der Umweltschutzorganisation WWF zeigt. Das Problem: Der Großteil dieses Futtersojas stammt aus Südamerika und ist dort für massive Naturzerstörung verantwortlich.
„Mit unserem Konsum in Europa tragen wir zur Zerstörung von Wäldern, Grasländern und Feuchtgebieten auf anderen Kontinenten bei. Es braucht daher ein starkes EU-Gesetz für entwaldungsfreie Lieferketten, das Wälder und Ökosysteme schützt“, fordert Hannah-Heidi Schindler, WWF-Expertin für nachhaltige Ernährung.
Anbau von Soja ist ein Haupttreiber für die Zerstörung von Ökosystemen
Die Sojaproduktion in Südamerika hat sich in den letzten Jahrzehnten fast verdoppelt. Der Anbau von Soja ist ein Haupttreiber für die Zerstörung von Ökosystemen und setzt massiv Treibhausgase frei. Ein Ernährungswandel kann diese Entwicklung stoppen: „Mit einer Reduktion des österreichischen Fleischkonsums um ein Fünftel würden so viele Flächen frei werden, dass der gesamte Restbedarf an Soja-Futtermitteln hierzulande produziert werden kann„, rechnet WWF-Expertin Schindler vor. Importe in Höhe von über 500.000 Tonnen Soja würden dadurch wegfallen – und sogar noch eine Restfläche von 4.000 Hektar übrig bleiben.
Es braucht [auch] eine gesetzliche Regelung
Derzeit verhandeln die EU-Mitgliedsländer ein Gesetz, das die Entwaldung für in die Europäische Union importierte und innerhalb der EU gehandelte Güter stoppen soll. Der im November veröffentlichten Entwurf der Europäischen Kommission ist aber noch sehr lückenhaft – zum Beispiel wären viele Ökosysteme wie artenreiche Savannen von der Regelung ausgenommen.
Im Rahmen der Initiative „Together4Forests“ fordert der WWF daher Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger auf, sich für eine Nachschärfung des Entwurfs einzusetzen. „Ministerin Köstinger muss sich für ein wirksames Waldschutz-Gesetz stark machen. Produkte, für die Wälder zerstört werden, haben in unseren Supermarktregalen nichts verloren“, fordert Schindler. „Alle relevanten Produkte und Lieferketten müssen rückverfolgbar und transparent sein. Darüber hinaus braucht es wirksame Kontrollen und Sanktionen bei Verstößen.“
Zum Report „Mapping the European Soy Supply Chain“:
Im Jahr 2020 konsumierten Menschen in Europa durchschnittlich 237 Eier, 117 Kilogramm verschiedener Milchprodukte, 58 Kilo Schweinefleisch, Geflügel, Rindfleisch und anderes Fleisch sowie 2 Kilo Zuchtfisch. In einigen Fällen, wie bei Huhn und Lachs, ist die Menge an Sojafutter fast gleich der des produzierten Lebensmittels. 95 Gramm Soja werden benötigt, um 100 Gramm Zuchtlachs und 96 Gramm Soja für 100 Gramm Hühnerbrust zu produzieren. Weitere Beispiele, in welchen Produkten Soja versteckt ist, finden sich HIER.
#Together4Forests
Der WWF setzt sich seit langem für EU-Rechtsvorschriften gegen Entwaldung ein. Im Rahmen der #Together4Forests-Kampagne haben der WWF und 160 weitere Umwelt-NGOs 1,2 Millionen Menschen mobilisiert, um im Dezember 2020 ein starkes EU-Gesetz für entwaldungsfreie Lieferketten zu fordern. Darauf hat die Kommission im November 2021 eine Verordnung vorgeschlagen, um die von der EU verursachte Entwaldung und Waldschädigung einzudämmen.
Für einen wirksamen Schutz muss der Entwurf aber noch deutlich verbessert werden, da wie erwähnt wichtige Ökosysteme wie Savannen, Grasland und Torfgebiete durch den Vorschlag der Europäischen Kommission nicht geschützt werden. Ebenfalls erfasst werden müssen zumindest diese Produkte und Rohstoffe: Soja, Palmöl, Kaffee, Kakao Kautschuk und Mais, Rindfleisch und andere Fleischsorten sowie insbesondere alle Holzprodukte.
Machen sie mit
Mit einer E-Mail-Aktion ruft der WWF gemeinsam mit vielen weiteren Organisationen im Rahmen der Initiative „Together4Forests“ Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger dazu auf, sich für ein starkes EU-Waldschutz-Gesetz stark zu machen: www.wwf.at/together4forests-aktion.
Machen sie mit. Sich selbst zuliebe und für die nachfolgenden Generationen!
(Bilder: AdobeStock)