Nach über eineinhalb Monaten in der Coronavirus bedingten Isolation erscheinen einst kaum vorstellbare Verhaltensmuster fast schon selbstverständlich. Das Tragen einer Mund-Nasen-Schutzmaske beim Betreten von Geschäften gehört ebenso zum Alltag wie das Einhalten eines Sicherheitsabstandes zu den Mitmenschen oder das regelmäßige Händewaschen. Sind wir gar in einer neuen Normalität angekommen?
Klar ist zumindest: Die Maßnahmen stoßen in Österreich weitgehend auf Akzeptanz und Verständnis, wie eine neue Studie* des digitalen Markt- und Meinungsforschungsinstituts Marketagent zeigt. Die heimische Bevölkerung hält die Anordnungen der Bundesregierung demnach durchaus für angemessen. Inwiefern Masken dabei eine tragende Rolle spielen, während zur „Stopp-Corona“-App lieber ein Sicherheitsabstand gehalten wird, zeigen die Ergebnisse.
Auf dem Weg zurück zur alten Normalität
Um möglichst bald zur alten Normalität zurückkehren zu können, müssen sich viele Menschen weltweit derzeit mit einer ganz neuen Normalität zurechtfinden. Zu diesem Zweck ist der Großteil der Österreicherinnen und Österreicher gerne bereit, die Einschränkungen und neuen Vorgaben der Bundesregierung einzuhalten: Für gut drei Viertel sind diese angemessen, um die Krise zu überwinden [76%)] Nur jeder Zehnte hält nichts von den Maßnahmen.
Zusätzlich zur Isolation und zum Einhalten eines Sicherheitsabstandes folgte am Dienstag nach Ostern die Verordnung, beim Betreten von Geschäften und in öffentlichen Verkehrsmitteln eine Mund-Nasen-Schutzmaske zu tragen. Was in manch anderer Kultur gang und gäbe ist, erschien in Österreich anfangs doch etwas ungewohnt bzw. fehl am Platz. Wie steht die Bevölkerung nach mittlerweile über einer Woche Maskenpflicht zum neuen Accessoire?
Die Mund-Nasen-Maske als „Must-have“
Knapp drei Viertel der Befragten sind der Meinung, dass das Tragen einer Maske seine Berechtigung hat [74%]. „Unter den Frauen halten sogar fast Acht von Zehn das Tragen einer Mund-Nasen-Schutzmaske für sinnvoll [79%)] Gut jede zweite Österreicherin nutzt dabei bevorzugt eine selbstgemachte Mund-Nasen-Schutzmaske [51%], während diese sich unter den Männern etwas geringerer Beliebtheit erfreuen [37%]
„, erklärt Thomas Schwabl, Geschäftsführer von Marketagent.
Grundsätzlich sind aber jene Masken, die in Geschäften und an öffentlichen Stellen verteilt wurden, am häufigsten in Verwendung [47%].
Das wichtigste Kriterium, das die eigene Maske dabei erfüllen soll, ist eine angenehme Passform [86%]. Für knapp drei Viertel der Befragten ist außerdem das Material bzw. Gewebe, aus dem die Maske gefertigt wurde, relevant [74%]. Überlegungen in Hinblick auf Nachhaltigkeit und Regionalität spielen ebenfalls eine Rolle: Der Mund-Nasen-Schutz soll wiederverwendbar sein [86%], von inländischen Produzenten [62%] sowie aus einer nachhaltigen Produktion [58%] stammen.
In Hinblick auf die Häufigkeit eines Maskenwechsels bzw. einer Reinigung herrscht noch Uneinigkeit innerhalb der Bevölkerung. Jeder Fünfte wechselt oder wäscht die Maske nach jeder Verwendung [21%]. Die Frauen sind hier besonders reinlich: Gut ein Viertel nutzt ein und denselben Mund-Nasen-Schutz nur einmalig [27%], während die Männer deutlich weniger Wert auf diesen Aspekt legen [14%]. Mehr als jeder zweite Österreicher legt sich nach zwei- bis fünfmaliger Verwendung eine neue Maske zu oder führt einen Waschgang durch [56%], jeder Zehnte tut dies noch seltener und die übrigen 14 Prozent der Befragten haben bisher völlig darauf verzichtet.
Insgesamt zeigen sich die Österreicherinnen und Österreicher bei der Maskennutzung jedoch konsequent. Nur knapp drei Prozent der Befragten geben an, bisher gar keine Maske getragen zu haben. „Langfristig durchsetzen wird sich der Mund-Nasen-Schutz hierzulande aber wohl nicht. Mehr als jeder Zweite empfindet ihn als Störfaktor [53%]“
, so Lisa Patek, Marketingleiterin von Marketagent.
Trotzdem könnte die Maske in der aktuellen Situation ein gewisses Sicherheitsgefühl vor einer möglichen Ansteckung in Geschäften bieten, denn gut sechs von zehn Befragten fühlen sich beim Tätigen ihrer Einkäufen sicher [62%]. Acht von Zehn befürworten hier die Lockerung der Maßnahmen durch die Bundesregierung, die die Wiedereröffnung der Einkaufsmöglichkeiten und Geschäftslokale nun nach und nach durchsetzt. Während mehr als die Hälfte der Befragten hier dieses schrittweise Vorgehen gutheißt [54%], würde gut ein Viertel sogar eine vollständige Öffnung aller Geschäfte präferieren [26%]. Nur ein Fünftel der Befragten fühlt sich diesbezüglich noch äußerst unwohl und plädiert dafür, auf Nummer sicher zu gehen und mit den Lockerungen noch länger abzuwarten.
Sicherheitsabstand zur „Stopp-Corona“-App
Eine viel beworbene Maßnahme zur Bekämpfung des Coronavirus ist auch die Stopp-Corona-App des Roten Kreuzes. Diese polarisiert jedoch stark. In der österreichischen Bevölkerung lassen sich drei etwa gleich große Lager identifizieren:
Gut drei von zehn Befragten halten die App für sinnvoll zur Unterbrechung der Infektionskette. Dem widerspricht ein Drittel der Österreicherinnen und Österreicher, die dieser Entwicklung gar nichts abgewinnen können. Die übrigen 36 Prozent sehen immerhin einen teilweisen Nutzen. Trotzdem kann sich mehr als die Hälfte der Befragten, die die Stopp-Corona-App bisher noch nicht heruntergeladen haben, auch nicht vorstellen, dies in Zukunft zu tun [55%]. Nur knapp jeder Fünfte würde die App noch auf dem eigenen Smartphone oder Tablet installieren [19%].
Die Gründe für die tendenzielle Ablehnung und Skepsis sind in erster Linie datenschutzrechtlicher Natur. Knapp sechs von zehn Befragten ist der Eingriff in die Privatsphäre zu hoch [58%] und es bestehen Bedenken sowie Unsicherheit hinsichtlich des Schutzes [56%] und der Verwendung [44%] der eigenen Daten. Ein weiteres Manko ist für mehr als vier von zehn Befragten, dass Bluetooth bzw. die Standortfreigabe dauernd aktiviert sein müssen [45%].
Mehr als jeder Zweite sieht außerdem keine Notwendigkeit der Installation der App, da er bzw. sie ohnehin den entsprechenden Sicherheitsabstand einhalten würde [53%]. Für gut ein Viertel der Befragten hat die Stopp-Corona-App schlicht und ergreifend keinen Nutzen [27%].
*Über die Studie | Service
Im Rahmen der Studie wurden im Zeitraum zwischen 16.04. – 20.04.2020 insgesamt 500 Personen im Alter zwischen 14 und 75 Jahren mittels CAWI | Marketagent Online Access Panel befragt.
Eine Präsentation der Studienergebnisse können sie HIER als Pdf downloaden.
(Bilder: Pixabay.com)