Anlässlich des Tags der Lebensmittelrettung am 2. Mai macht die Umweltschutzorganisation WWF Österreich auf die Verschwendung wertvoller Nahrungsmittel während der Corona-Pandemie aufmerksam. Laut einem neuen qualitativen WWF-Bericht* haben verändertes Konsumverhalten, Lieferengpässe und mangelnde Planbarkeit vermehrt zu Lebensmittelabfällen an Schwachstellen des Versorgungssystems geführt. „Komplexe Lieferketten sind eine gefährliche Achillesferse – wir müssen daher stärker auf regionale Versorgung und umweltschonende Produktion setzen, um krisensicher zu sein. Der Neustart nach der Corona-Krise kann nur gelingen, wenn wir ressourcenschonender wirtschaften,“ sagt Olivia Herzog, WWF-Programm-Managerin für nachhaltige Ernährung.
Der WWF fordert die Halbierung der Lebensmittel-Abfälle bis 2030 und sieht die Ergebnisse des Berichts als deutlichen Arbeitsauftrag an die Bundesregierung und die Lebensmittelbranche: „Wir können es uns nicht leisten, die Natur und das Klima unnötig zu belasten. Die Bundesregierung muss einen nationalen Aktionsplan gegen Lebensmittelverschwendung mit verbindlichen Reduktionszielen erarbeiten und ihn gemeinsam mit der Wirtschaft umsetzen.“
Essen darf nicht für den Müll sein
Laut der Umweltschutzorganisation gehen in Österreich jährlich rund eine Million Tonnen genießbarer[!] Lebensmittel entlang der Lebensmittel-Lieferkette verloren. Lösungsansätze orten die für den WWF-Bericht befragten Fachleute hauptsächlich bei unflexiblen Bestell- und Lagersystemen, starren Vertriebskanälen und unzureichender Kommunikation zwischen den Sektoren: „Gemüse, das etwa für die Gastronomie bestimmt war, fand während der Pandemie keine Abnehmer•innen. Landwirtschaftlichen Betrieben haben nötige Anlaufstellen gefehlt,“ sagt Cornelia Diesenreiter, Geschäftsführerin von Unverschwendet.
„Eine drastische Reduktion der unnötigen Verluste wertvoller Lebensmittel ist auch im Interesse des Handels,“ erklärt Herwig Gruber, Geschäftsführer von Kastner: „Der Verderb hat sich 2020 vervierfacht, Gastronomie-Packungen wurden zu Ladenhütern. Eine unserer Lehren aus der Pandemie ist: kleinere Sortimente und mehr Fokus auf österreichische Lieferant•innen.“
Auch in privaten Haushalten sind im vergangenen Jahr laut Einschätzung der Befragten bis zu 30 Prozent mehr Abfälle in der Biotonne angefallen, die sich aus vermeidbaren Lebensmittelabfällen, Zubereitungsresten und Grünschnitt zusammensetzen. „Essen darf nicht für den Müll sein. Für ein zukunftsfähiges Ernährungssystem ohne Verschwendung brauchen wir daher eine gemeinsame Kraftanstrengung vom Feld bis zum Teller,“ so Olivia Herzog.
300 Euro pro Jahr landen im Müll
Wie bereits gesagt: Entlang der Wertschöpfungskette fallen in Österreich jährlich etwa eine Million Tonnen vermeidbare Lebensmittelabfälle an. Oder anders ausgedrückt: Die Menge der genießbaren Lebensmittel, die pro Jahr in Österreich weggeworfen wird, reicht aus, um die gesamte Bevölkerung von Salzburg und Kärnten zu ernähren. „Diese Ressourcenverschwendung ist nicht nur in sozialer Hinsicht alarmierend, sondern hat vor allem auch negative ökologische Folgen für unsere Umwelt und unser Klima,“ betont Herzog. Die gute Nachricht: „Retten wir wertvolle Nahrung, schützen wir nicht nur Land und Boden, sondern erhalten zugleich auch wertvolle Ökosysteme und Lebensräume für viele gefährdete Tierarten,“ so die Expertin.
Ergebnisse einer aktuellen Studie zeigen, dass allein in Niederösterreich pro Tag rund 166 Tonnen vermeidbare Lebensmittelabfälle im Rest- und Biomüll entsorgt werden. Hochgerechnet für Niederösterreich entspricht das durchschnittlich 300 Euro pro Jahr und Haushalt.
Ein Großteil der Bevölkerung ist bereit, sich an Maßnahmen gegen vermeidbare Lebensmittelverschwendung zu beteiligen. Das ist nicht nur eine gute Nachricht, sondern auch gelebter Umweltschutz. Denn die Herstellung von Lebensmitteln ist energie- und ressourcenintensiv. Umso wichtiger ist es, gezielte Maßnahmen zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen zu setzen, denn die nicht fachgerechte Entsorgung bindet nicht nur Ressourcen in der Abfallwirtschaft. Umgelegt auf Niederösterreich bewirkt das Wegwerfen von genießbaren Lebensmitteln in den Restmüll jährlich die gleichen Treibhausgasemissionen wie zusätzliche 30.000 Autos auf den Straßen.
Ein Beispiel aus der Praxis zeigt wie´s geht
„Durch vorausschauende Planung beim Einkauf und bei der Zubereitung unserer Speisen gelingt es uns, Abfälle zu verringern. Dank der flexiblen Menügestaltung und des variablen Bestellsystems sowie der regelmäßigen Abstimmung mit den Kund•innen, werden Portionsgrößen und Anzahl der Speisen möglichst genau dem Bedarf unserer Gäste angepasst. So landet am Ende weniger Essen im Müll,“ zählt Gourmet Geschäftsführer Herbert Fuchs die wichtigsten Punkte gegen Lebensmittelverschwendung in der Gemeinschaftsverpflegung auf. Auch wenn der größte Hebel im Kampf gegen Food Waste im privaten Bereich liegt, sind neben der Politik, der Landwirtschaft und dem Handel, auch die Gastronomie und die Außer-Haus-Verpflegung gefordert, aktiv zu werden.
„Lebensmittel sind wertvoll. Gehen wir sorgsam damit um, können wir einen wertvollen Beitrag leisten, um den ökologischen Fußabdruck der Ernährung zu verringern,“ so Fuchs.
Bewusstsein schaffen, quer durch die Geschäftsfelder
Als langjähriger Partner von „United Against Waste“ und dem WWF Österreich macht sich Gourmet über viele Zugänge für den sorgsamen Umgang mit Lebensmitteln stark. Eigene Umweltteams arbeiten laufend daran, Umweltstandards zu optimieren und speziell geschulte Abfall-Coaches sowie regelmäßiges Abfall-Monitoring in Gourmet Betriebsrestaurants unterstützen dabei, Lebensmittel zu retten. Beim À la Carte-Liefersystem für Essen am Arbeitsplatz werden nur exakt jene Gerichte zubereitet, die von den Mitarbeiter•innen vorbestellt wurden. Dadurch bleiben keine Speisen übrig. In Kindergärten und Schulen sorgen Initiativen wie „Restlos gut“ und die kürzlich gestartete „Koch das Klima froh!„-Kampagne von Gourmet Kids für Sensibilisierung und bieten Anreize, gemeinsam die Lebensmittelverschwendung zu stoppen.
Ein gutes Beispiel ist nie allein
Auch das Lebensmittel- und Getränkeunternehmen Danone hat sich ein neues Ziel im Kampf gegen Lebensmittelverschwendung gesetzt und wird bis zum Ende des laufenden Jahres die eigenen Lebensmittelverluste um 30 Prozent reduzieren. Das Unternehmen hatte sich bereits vor fünf Jahren dazu verpflichtet, bis zum Jahr 2025 die Lebensmittelverluste weltweit um 50 Prozent zu verringern [im Vergleich zum Referenzjahr 2016]. „Die Bekämpfung von Lebensmittelverlusten ist für uns ein wichtiges Ziel, zu dem wir als Lebensmittelhersteller einen großen Beitrag leisten müssen. Deshalb haben wir uns ein neues und noch ambitionierteres Ziel gesetzt,“ so Nadir Hamidou, Operations Director bei Danone DACH.
Der Danone Ansatz: Alle Sektoren mitdenken
Als verantwortlicher Teil der Lebensmittelversorgungskette arbeitet Danone aktiv daran, die Verluste von Lebensmitteln umfassend zu bekämpfen: im Bereich der Landwirtschaft, in der Produktion aber auch in Zusammenarbeit mit dem Handel und Partner•innen oder letztlich im Kontakt mit den Endverbraucher•innen. Durch nachhaltige landwirtschaftliche Praktiken konzentriert sich Danone beispielsweise darauf, unnötige Nahrungsmittelverluste bereits an der Quelle zu vermeiden. Die Danone Milcherzeugerberater•innen arbeiten dabei sehr eng mit den Landwirt•innen zusammen, um zu garantieren, dass Rohmilch nicht aus Qualitätsgründen entsorgt werden muss.
In der Produktion wird kontinuierlich an neuen Technologien und Prozessoptimierungen gearbeitet, sodass Lebensmittelverluste im Produktionsprozess weitestgehend vermieden werden können. Mit dem sogenannten Molch, einer Art großem Teigschaber, werden so beispielsweise Fruchtreste, die an den Wänden der Fruchttanks zurückgeblieben sind, wieder der Grundmasse zugeführt. Aber auch unvermeidbare Produktionsreste oder nicht mehr genießbare Produkte werden bei Danone wiederverwertet – zur Biogas-Erzeugung und als Tierfutter [nur Produktionsreste].
In Zusammenarbeit mit dem Handel trägt Danone zur Reduktion von Lebensmittelverlusten bei, indem durch innovative Planungssysteme möglichst effiziente Logistik-Prozesse ermöglicht werden. Damit kann eine längere Frische der Produkte im Einzelhandel garantiert werden. Überschüssige und noch genießbare Produkte, die nicht an den Handel gehen, werden über einen Sekundärmarkt der Clearance-Verkäufe an Großabnehmer•innen wie Krankenhäuser oder Kantinen verkauft oder auch regelmäßig an gemeinnützige Organisationen gespendet.
Gemeinsam ein starkes Zeichen gegen Lebensmittelverschwendung setzen
„Wir glauben daran, dass die Gesundheit der Menschen mit einem gesunden Planeten eng verknüpft ist. Lebensmittelverschwendung ist daher für uns nicht akzeptabel – das gilt nicht nur aus ökonomischer, sondern auch aus ethischer und ökologischer Perspektive. Wir arbeiten dafür eng mit unseren Partner•innen zusammen, denn nur gemeinsam können wir ein starkes Zeichen gegen Lebensmittelverschwendung setzen,“ so Sigrid Eckhardt, Head of Corporate Affairs und Sustainability bei Danone Österreich.
Mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum wird häufig fälschlicherweise assoziiert, dass ein Produkt nach dessen Erreichen ungenießbar ist. Im Rahmen der Sensibilisierung der Verbraucher•innen für das Thema Lebensmittelverschwendung engagiert sich Danone deshalb beispielsweise als Partner der „Oft Länger Gut“ Kampagne von Too Good To Go. Auf den Danone Activia Joghurts ist so der deutliche Hinweis zu lesen, dass das Produkt auch nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums noch genießbar sein kann. Konkret mit der Aufschrift „Oft Länger Gut“ sind Konsument•innen dazu aufgefordert, ihre Sinne zu nutzen und die Produkte mittels Schauen, Riechen und Probieren auf Genießbarkeit zu testen.
Zum Tag der Lebensmittelrettung
Der WWF Österreich ruft am 2. Mai den Tag der Lebensmittelrettung aus, um auf die große Verschwendung wertvoller Nahrungsmittel aufmerksam zu machen. Zu diesem Anlass präsentiert die Umweltschutzorganisation einen Bericht, der die Auswirkungen der Pandemie auf Lebensmittelverschwendung aufzeigt.
*Den Bericht können sie HIER als Pdf downloaden.
Alle von Jahresbeginn bis zum 2. Mai produzierten Lebensmittel landen – rein rechnerisch – im Müll. Da unsere Nahrungsmittelproduktion energieintensiv ist und viel Fläche braucht, geraten Klima und Natur unter Druck, wenn produzierte Lebensmittel nicht gegessen werden.
Retten wir Essen, schützen wir Klima, Natur und die Geldbörse.
(Bilder: Pixabay.com, WWF/ Lisa Gaugl, Gourmet/ Alek Kawka, Danone GmbH/ Christina Haeusler)