Sie schießen aus dem Boden, als gäbe es kein Morgen. Dabei gehört ihnen quasi das Morgen, sprich die Zukunft. Die Rede ist von Gesundheits-Apps, die immer mehr Menschen durch den Tag begleiten. Oder anders formuliert: die Digitalisierung im Gesundheitswesen ist längst keine Zukunftsvision mehr. Lesen sie hier, worauf sie bei der Nutzung von Gesundheits-Apps aufpassen sollten.
Sie messen, tracken, speichern, erinnern, etc.
Mittlerweile gibt es im Gesundheits- und Fitnessbereich mobile Apps wie den sprichwörtlichen Sand am Meer. Die einen (Apps) helfen zB dabei, ein bestimmtes Gesundheitsverhalten zu unterstützen, indem sie körperliche Aktivitäten messen, Stichwort Fitnesstracker, oder an die Einnahmen von Medikamenten erinnern. Die anderen wiederum bieten die Möglichkeit, Arzttermine zu vereinbaren, Krankheitsverläufe an den Arzt zu übermitteln oder Messwerte wie zB den Blutzucker zu bestimmen.
Doch so praktisch, nützlich und hilfreich sie auch sein mögen, am Ende des Tages gibt es – wie de facto überall sonst auch – neben den zahlreichen Vorteilen auch die einen oder anderen Nachteile bzw. Risiken. Vorteile ergeben sich unbestrittener Maßen durch das Aufzeichnen von Fortschritten beim Sport oder durch Unterstützung bei Therapien in Form von Aufklärung und Bereitstellung von Informationen. Dem gegenüber stehen allerdings Risiken durch Fehlinformation oder Missbrauch der persönlichen Daten.
Welche App sie persönlich nutzen, ist am Ende des Tages natürlich ihre Entscheidung. Sie sollten allerdings nicht blindlings jede App, die ihnen gerade unterkommt, installieren und mit all ihren Daten füttern. Ein kritischer Blick auf die Funktionalitäten und nötigen Angaben darf auf keinen Fall fehlen. Und – ganz wichtig: Eine App stellt in keinem(!) Fall einen Ersatz für einen Arztbesuch dar. Nur ihr Arzt/ Ärztin kann letztlich beurteilen, welche Therapie für sie die richtige ist.
Checkliste im Umgang mit Gesundheits-Apps
Unabhängig von den individuellen Anforderungen und Funktionalitäten einer App sollte diese folgende Punkte erfüllen, um sicher und stabil zu laufen:
-> die App beschreibt und erklärt klar verständlich den konkreten Anwendungsbereich, beispielsweise die tägliche Erinnerung an die Einnahme von Medikamenten;
-> die App klärt offen und transparent über die eigenen Grenzen auf, beispielsweise, dass die Nutzung der App einen Besuch beim Arzt/ Ärztin nicht ersetzen kann;
-> als Richtwert gilt: das letzte Update der App wurde innerhalb der letzten sechs Monate bereit gestellt und die App läuft grundsätzlich stabil ohne ständiger Abbrüche und Neustarts;
Apps, mit deren Hilfe sie Diagnosen stellen können, sollten sie doppelt und dreifach kritisch hinterfragen. Denn kommt es auf Grund der Nutzung einer App zu Fehldiagnosen, kann das durchaus fatale Folgen haben. Prüfen sie daher unbedingt, dass
-> die App keine abschließenden Diagnosen stellt mit entsprechenden Behandlungsempfehlungen;
-> die App lediglich der Therapieunterstützung dient, zB durch das Aufzeichnen von Werten;
In wichtiger Indikator für die Qualität einer – guten – App sind deren Bewertungen. Aber auch hier gilt, diese mit einem kritischen Blick zu betrachten. Denn nicht jede Bewertung hält, was sie verspricht. Achten sie darauf, dass
-> die App viele gute Bewertungen vieler verschiedener NutzerInnen aufweist;
Ein weiterer guter und v.a. seriöser Indikator für die Qualität einer App kann auch ein Siegel bzw. eine Zertifizierung einer Verbraucherschutzorganisation oder medizinischen Fachgesellschaft sein. Auch hier gilt: informieren sie sich vorab, welche Kriterien für den Erhalt des Siegels/ der Zertifizierung erfüllt werden müssen. Achten sie daher darauf, dass
-> die App mit einem Siegel und/ oder einer Zertifizierung ausgezeichnet ist;
-> die mit dem Siegel/ der Zertifizierung verbundenen Bewertungskriterien klar, offen und transparent nachvollziehbar sind;
Ein ganz wichtiger Punkt bei der Nutzung von Gesundheits-Apps ist der des Datenschutzes, eigentlich DER entscheidende. In diesem Sinn sollte jede App eine Datenschutzerklärung aufweisen, die
-> gut auffindbar und sichtbar ist, zB direkt in der App oder auf der Webseite des anbietenden Unternehmens;
-> über die Art, den Umfang und Zweck der Datenerhebung sowie über etwaige Weitergabe der Daten an Dritte informiert;
-> angibt, in welchem Land wie – verschlüsselt, anonymisiert – ihre Daten gespeichert werden;
-> angibt, ob und wie sie der Speicherung ihrer Daten widersprechen können;
Wie eigentlich sonst überall auch, wenn sie sich im Internet bewegen, gilt für Apps: überlegen sie sich immer vorab, welche Daten sie preisgeben möchten. Generell sollten Apps allerdings folgende Eigenschaften aufweisen:
-> es werden nur die persönlichen Daten verlangt, die für die Funktionalität der App wichtig erscheinen;
-> Zugriffsberechtigungen auf Funktionen ihres Smartphones oder Tablets – zB auf den Kalender – werden nur angefordert, um die Nutzung der App zu gewährleisten;
-> die App erlaubt es, erhobene und gespeicherte Daten auch wieder zu löschen;
Auch eine App muss ein Impressum aufweisen, das ist rechtlich vorgegeben. Oft kann schon das Nicht-Vorhandensein eines Impressums ein Hinweis auf eine qualitativ fragwürdige App sein.
-> benutzen sie keine App, die kein Impressum aufweist;
-> das Impressum der App muss zumindest den Namen und die Anschrift des/ der Anbietenden enthalten;
-> das Impressum muss Informationen zur direkten und unmittelbaren Kontaktaufnahmen wie Telefonnummer oder eMail Adresse enthalten;
Apps programmieren sich nicht von selbst, sprich die Entwicklung einer App muss finanziert werden. Neben der Finanzierung über Sponsoren und/ oder Fördermittel gibt es für die Finanzierung von Apps weitere Möglichkeiten wie zB sogenannte „in-App-Käufe“ oder Werbung innerhalb der App. Achten sie hier immer auf etwaige versteckte Kosten, die während der Nutzung entstehen können.
-> Achten sie darauf, ob eine App ein bestimmtes Produkt, wie zB ein Medikament, empfiehlt – hier sollten sie die Objektivität und (fachliche) Unabhängigkeit der App infrage stellen;
-> die App sollte neutral und ihre Inhalte nicht durch kommerzielle Interessen beeinflusst sein.
Information
Die hier angeführten Punkte/ Checkliste zur sicheren Nutzung von Gesundheits-Apps folgen den Empfehlungen des Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V. in der Broschüre „Digitalisierung und Patientensicherheit – Checkliste für die Nutzung von Gesundheits-Apps“, APS e.V. (Hrsg, 2018), Berlin.
Diese Handlungsempfehlung finden sie außerdem zum kostenlosen Download im Internet unter www.aps-ev.de.
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