Mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von 28 Kilogramm pro Person und Jahr sind Paradeiser das beliebteste Gemüse der Österreicher. Grund genug für GLOBAL 2000, der Frage nachzugehen, woher das Gemüse, das viele von uns das ganze Jahr über gerne essen, eigentlich kommt – und welche ökologischen Probleme mit seiner Produktion verbunden sind.
Saisonale Tomaten aus Freiland- und Folientunnelanbau überzeugen
Im Ressourcen-Check klar vorne liegt die Tomatenproduktion im Freiland oder im Folientunnel, die zwischen Juni und September – also gerade jetzt – Hochsaison hat. Im Folientunnel werden die Pflanzen direkt in der Erde, aber im Gegensatz zum Freilandanbau geschützt unter einer Folie angebaut. Beheizt werden Folientunnel meist gar nicht. Aus ökologischer Sicht ergibt diese Art von Anbau damit den vergleichsweise geringsten Ressourceneinsatz.
Der Großteil der jährlich rund 55 000 Tonnen in Österreich produzierten Tomaten wird in Glashäusern gezogen: diese sind meist etwa zehn Monate im Jahr mit Pflanzen belegt und werden während der kalten Jahreszeiten beheizt. Die meisten Tomaten aus dem Glashaus (außer Biotomaten) werden erdelos auf Substrat, zB auf Steinwoll- oder Kokosmatten, gezogen. Der Erntezeitraum im Glashaus ist wesentlich länger als der im Freiland und läuft in etwa von April bis November. Damit ergibt sich ein wesentlich höherer Energie- und Ressourceneinsatz als in der saisonalen Folientunnelproduktion.
Regional allein ist nicht genug
Regionalität ist ein Mega-Trend beim Einkauf: daher werden mittlerweile auch in Österreich im Winter Tomaten produziert, um für den wachsenden Absatzmarkt das ganze Jahr über für regionalen Paradeiser-Nachschub sorgen zu können. Das ist allerdings nur unter unverhältnismäßig hohen ökologischen Kosten möglich. Da die Tage im Winter kalt und kurz sind, Tomaten aber viel Licht und Wärme zum Wachstum brauchen, wird das Glashaus nicht nur beheizt, sondern auch mit speziellen Hochleistungslampen beleuchtet. Dementsprechend energieintensiv ist die Produktion.
Wegen des mit der Winterproduktion verbundenen hohen Kapital- und Investitionsaufwandes können es sich nur große Betriebe leisten, so zu produzieren, was zu riesigen Produktionsstandorten mit mehreren Hektar Größe führt. Diese wiederum können als einzelne Betriebe große Teile der im Handel benötigten Tomaten produzieren, und diese über oft exklusive Lieferbeziehungen absichern. Aufgrund des Erntezeitraums von Oktober bis Juni kommt es außerdem zu Überschneidungen mit der regulären Glashausproduktion. All das bedeutet weiteren Druck in Richtung landwirtschaftlicher Strukturwandel hin zu immer größeren Betrieben. Eine Situation, in der langfristig nur wenige, große Player in der Paradeiserproduktion übrig bleiben, ist nicht ausgeschlossen.
Ob im Folientunnel oder im regulären Glashaus: klaren Vorzug bekommen aus Öko-Sicht, die Bio-Tomaten, bei deren Produktion keine chemisch-synthetischen Düngemittel und Pestizide verwendet werden, und die auch im Glashaus auf Erde wachsen.
Am besten bio, regional und saisonal kaufen!
Wer einen Beitrag zu Nachhaltigkeit leisten und auf gesunde Ernährung achten will, der genießt Tomaten jetzt – und weicht im Winter auf andere Gemüsesorten aus. Denn das Herkunftsland der gekauften Tomaten ist und bleibt von großer Wichtigkeit. Der Kauf von nicht-heimischen Tomaten fördert niedrige Sozialstandards und einen hohen Wasserverbrauch in ohnehin wasserarmen Herkunftsländern wie zB Spanien oder Marokko.
Es geht also nicht um die Frage, ob im Winter Tomaten aus Spanien oder Österreich „besser“ sind. Die ökologisch beste Tomate ist die, die jetzt in Österreich Saison hat und biologisch produziert wird. Außerhalb der Saison ist und bleibt es jene, die im Winter gar nicht erst produziert oder gekauft wird. Vor wenigen Tagen war Welterschöpfungstag, also der Tag an dem rein rechnerisch die Ressourcen der Erde eines Jahres aufgebraucht sind: es ist dringend an der Zeit, dass wir verantwortungsvoll mit den Ressourcen unserer Erde haushalten.
Mehr Transparenz gefordert
Damit jede und jeder von uns beim Einkauf damit beginnen kann, fordert GLOBAL 2000 mehr Transparenz bei der Kennzeichnung von Obst und Gemüse ein. Denn derzeit ist für Konsumenten nicht ersichtlich, aus welcher Produktionsform die gekauften Tomaten eigentlich stammen. Nicht nur die regionale Herkunft, sondern auch die tatsächliche Herkunft, also aus welcher Art von Produktion ein Erzeugnis stammt, muss beim Kauf klar nachvollziehbar sein – nur so können Konsumenten sich aktiv für Nachhaltigkeit beim Einkauf entscheiden.
(Bilder: Pixabay.com, Video: Youtube.com/Global 2000)