Das Coronavirus Covid-19 stellt in diesen Tagen und Wochen unser aller Leben auf den Kopf. Umso wichtiger ist es, die aktuellen Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus ernst zu nehmen und zu befolgen – vor allem jene, zu Hause zu bleiben.
Jede und jeder einzelne ist dazu angehalten, Verantwortung zu übernehmen. Der Schlüssel zum Erfolg lautet dabei Isolation, sprich eine Minimierung der sozialen Kontakte und das Einschränken des eigenen Bewegungsradius, im Idealfall auf die eigenen vier Wände. Für die meisten handelt es sich dabei um eine Ausnahmesituation.
Der Frage, wie die Österreicherinnen und Österreicher mit diesen neuen Gegebenheiten umgehen und damit zurechtkommen, widmet sich nun das digitale Markt- und Meinungsforschungsinstitut Marketagent in seinem aktuellen Isolationsreport*. Optimistisch stimmt dabei folgendes Ergebnis: Der Großteil der Befragten kann der Isolation noch etwas Positives abgewinnen.
Kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken
Der Coronavirus und alle damit verbundenen Maßnahmen, insbesondere die angeordnete Isolation, stellen die Österreicherinnen und Österreicher sowie viele andere Menschen weltweit vor neue Herausforderungen. Ein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken? Nicht für die österreichische Bevölkerung. „Nur jeder Zehnte kann den Regierungsmaßnahmen rein gar nichts Positives abgewinnen“, erklärt Thomas Schwabl, Geschäftsführer von Marketagent.
Stattdessen wird die Situation auch optimistisch gesehen. Knapp jeder Zweite freut sich über mehr Ruhe und Entspannung [46%]. „Auch die Konzentration auf Tätigkeiten, für die im Alltag sonst oft die Zeit fehlt, ist nun gut möglich [45%]“, ergänzt Schwabl. Etwa jeder Dritte nutzt außerdem die aktuelle Situation dazu, mehr Zeit mit Familie, Partner bzw. Kindern zu verbringen [35%] sowie sich wieder stärker auf das „Wesentliche“ zu besinnen [33%]. Doch inwiefern beeinflussen die Regierungsmaßnahmen unseren Alltag? Wie lebt es sich nun in der Isolation?
So lebt es sich in Corona-Zeiten
Um für die Isolation auf unbestimmte Zeit gerüstet zu sein, haben sich 72% der Befragten auf die neue Situation vorbereitet. Höchste Priorität hatte dabei der Kauf von Produkten auf Vorrat – möglicherweise auch in Form des ein oder anderen berühmt-berüchtigten „Hamsterkaufes“. Für mehr als 4 von 10 Österreicherinnen und Österreicher war dies ein essentieller Teil ihrer Vorbereitung auf die Isolation [44%].
Interessanterweise übten sich unsere deutschen und Schweizer Nachbarn diesbezüglich stärker in Zurückhaltung: Nur 38 bzw. 28 Prozent schafften sich hier einen Vorrat an.
Knapp 3 von 10 Österreichern trafen außerdem Absprachen bezüglich der Einrichtung eines Homeoffice [27%], gut jeder Fünfte versorgte sein Auto mit einem vollen Tank [21%] und 18 Prozent beschritten den Weg zum Bankomat, um nochmals Bargeld abzuheben.
Den Alltag neu gestalten
In der Isolation angekommen, gilt es nun, den neuen Alltag zu gestalten. Gerne wird die Zeit vermehrt dazu genutzt, um Liegengebliebenes zu erledigen [44%]. Ein kleiner Boom von Alternativen zum direkten sozialen Kontakt kann ebenfalls beobachtet werden: Mehr als 4 von 10 Österreichern schreiben häufiger Nachrichten, zum Beispiel über WhatsApp oder per SMS [43%], oder führen mehr Telefonate [41%].
„Im Vergleich zum Alltag vor der Corona-Krise stehen jedoch vor allem Fernsehen und das Schauen von Videos bei mehr als jedem Zweiten vermehrt am Programm [56%]. Knapp die Hälfte der Befragten surft außerdem öfter im Internet [48%]“, beschreibt Lisa Patek, Marketingleiterin von Marketagent, die Ergebnisse.
Wenig überraschend ist daher, dass in der Isolation nichts so unverzichtbar ist wie das Internet: Zwei Drittel der Österreicher würden dieses nicht missen wollen. Das Smartphone wurde ebenfalls zu einem der wichtigsten Begleiter [65%]. Unter den Frauen würden gar 7 von 10 nicht ohne ihr Handy auskommen wollen [69%].
Essenzielle Dienste in der Isolation erweist mehr als jedem Zweiten auch der Fernseher [56%], wobei die Wichtigkeit hier mit dem Alter zunimmt. Jugendliche setzen im Gegensatz dazu lieber auf Streaming-Dienste. Die Hälfte der österreichischen Bevölkerung empfindet außerdem den Computer bzw. Laptop als unverzichtbar. Nur den fünften Rang erkämpft sich die Partnerin bzw. der Partner. Immerhin gut 4 von 10 Befragten möchte in der Isolation nicht ohne die eigene bessere Hälfte ausharren.
Wie schön war’s vor der Isolation…
Obwohl die Österreicherinnen und Österreicher bisher gut mit der Isolation zurechtkommen, geht diese selbstverständlich trotzdem nicht spurlos an ihnen vorüber. Mehr als jeder Zweite vermisst es, sich ohne zu überlegen frei bewegen zu können [56%].
Die Regierungsmaßnahme der Isolation wird dabei von knapp zwei Drittel der Befragten [65%] als Einschränkung der eigenen Arbeits- und Freizeitgestaltung empfunden. Besonders die jüngeren Generationen trauern ihrer Freiheit hinterher: Von jeweils mehr als 40% der 14- bis 19-Jährigen sowie 20- bis 29-Jährigen wird die Maßnahme als massive Beschränkung wahrgenommen. Währenddessen steht die Generation 69+ der verordneten Isolation vergleichsweise entspannt gegenüber. Nur jeder Zehnte fühlt sich in seinen Freiheiten stark eingeschränkt.
Die aktuelle Situation bringt die Bedeutung des sozialen Umfelds besonders klar zum Vorschein, denn der Verzicht auf das Treffen von Familie und Freunden ist für mehr als 6 von 10 Befragte der größte Störfaktor an der aktuellen Situation [62%]. Besonders Frauen leiden unter dieser sozialen Isolation [66%]. Freunde und Familie werden von mehr als die Hälfte der Befragten auch besonders vermisst [je 54%]. Dabei zeigt sich die Wichtigkeit des familiären Umfeldes für die Österreicherinnen: Während das Treffen von Familienmitgliedern nur 45 Prozent der Männer abgeht, bedrückt dies unter den Frauen mehr als 6 von 10 [62%].
Unannehmlichkeiten der Isolation
Neben der Einschränkung der direkten sozialen Kontakte werden auch notwendige Verschiebungen und Absagen von Terminen von jedem Zweiten als äußerst störend empfunden [51%]. Eine Unannehmlichkeit der Isolation ist für mehr als ein Drittel außerdem die Einschränkung der Einkaufsmöglichkeiten sowie der Zugänglichkeit aller gewünschten Waren und Geschäfte [36%]. Knapp jeder Fünfte klagt über Unwohlsein aufgrund von Terminen, die nicht wahrgenommen werden können [19%].
Dem ein oder anderen beschert die aktuelle Situation auch ein paar zusätzliche Sorgenfalten. Besonders die Besorgnis um das Wohl seiner Lieben, verbunden mit dem Gefühl, bei Erkrankung von Nahestehenden nichts tun zu können, belastet mehr als jeden Zweiten [54%]. Speziell Frauen sind davon betroffen [61%].
Gut ein Drittel der Österreicherinnen und Österreicher ist außerdem nervös, sich trotz der Maßnahmen selbst anzustecken, beispielsweise bei einem notwendigen Einkauf [35%]. Finanzielle Bedenken bezüglich der Entwicklung des Finanzmarktes [28%] oder des Verlustes von Arbeitsplatz oder Einkommen [21%] quälen ebenfalls und knapp jeder Fünfte sorgt sich, dass er in einer Notsituation alleine dastehen könnte [18%].
Isolation – we can do this
Mittlerweile ist mehr als eine Woche in Isolation überstanden und ein bisschen länger halten die Österreicherinnen und Österreicher es durchaus noch aus. Ein Viertel kann sich vorstellen, die Maßnahmen bis zu einem Monat durchzuziehen, knapp ein Drittel bis zu 2 Monaten, jeder Sechste bis zu 3 Monaten und 1 von 10 Befragten sogar bis zu einem halben Jahr. Durchschnittlich würden die Österreicher 70 Tage gut in der Isolation zurechtkommen. Dieser Ausblick stimmt zuversichtlich.
Wie lange die Maßnahmen nun tatsächlich notwendig sein werden, lässt sich noch nicht sagen, jedoch sind sich 8 von 10 Österreicherinnen und Österreicher einig: Diese Erfahrung der Isolation wird unsere Gesellschaft nachhaltig beeinflussen.
Über die Studie
*Im Rahmen der Umfrage wurden zwischen 23.03.–25.03.2020 insgesamt 2.913 Interviews mit Personen aus Österreich ab 14 Jahren mittels Online Access Panel durchgeführt.
Eine Zusammenfassung der Fragen können sie HIER als Pdf downloaden.
(Bilder: Pixabay.com)