Dass es einen Vitaminmangel geben kann, wenn wir uns nicht gesund ernähren, ist uns bekannt. Aber haben sie schon mal von einer Vitamin-Überdosis gehört? Gibt es so etwas überhaupt und wenn ja, kann das auch – so wie bei Drogen – tödlich sein? Wir sind diesen Fragen mal nachgegangen. Die Antworten lesen sie hier:
Vitamine sind gesund
Vitamine stärken unsere Knochen, Muskeln und unser Immunsystem. Sie sind am Stoffwechsel beteiligt, helfen Haut und andere Zellen und Blutkörperchen aufzubauen und fangen freie Radikale im Körper ab. Oder anders gesagt, wir benötigen Vitamine für zahlreiche lebenswichtige Funktionen. Da unser Körper diese Stoffe bis auf die Vitamine D und K aber nicht selbst produzieren kann, müssen wir sie über die Nahrung zu uns nehmen.
Im Normalfall geschieht das sozusagen ganz nebenbei und automatisch über die Ernährung. In Obst und Gemüse stecken die meisten Vitamine. Aber auch in Fleisch, Fisch oder Milchprodukten finden sich die lebensnotwendigen Stoffe. Und nicht zuletzt lernen wir alle schon in der Schule, wie wichtig das Essen von „viel Vitaminen“ ist.
Entsprechend sind auch Erkrankungen, die auf Vitaminmangel zurückzuführen sind, sehr gut beschrieben. Aber wie schaut es mit einer Überdosierung – beispielsweise durch die Einnahme von [zu vielen] Nahrungsergänzungsmitteln – aus? Was passiert, wenn wir zu viele Vitamine zu uns nehmen? Kann so eine Vitamin-Überdosis – in letzter Konsequenz – auch tödlich sein?
Hypervitaminose oder zu Deutsch: Vitamin-Überdosis
Im Normalfall ist es de facto unmöglich, Obst, Gemüse oder andere vitaminreiche Lebensmittel in so rauen Mengen zu konsumieren, dass man eine zu hohe Dosis Vitamine zu sich nimmt. Wenn überhaupt, dann ist es in der Praxis nur möglich, durch die Einnahme von Vitaminpräparaten und/ oder Nahrungsergänzungsmitteln zu viel von den entsprechenden Stoffen zu bekommen.
Allerdings ist nicht eindeutig festgelegt, ab wann man von einer Überdosierung sprechen kann. Man kann davon ausgehen, dass wir bis zum Dreifachen der jeweils empfohlenen Tagesmengen sicher sind. Nehmen wir mehr zu uns, kann es zu negativen Auswirkungen wie zB Müdigkeit, Kopfschmerzen, Übelkeit, Durchfall, Schwindel, Erbrechen oder Herzrhythmusstörungen kommen. Und da wiederum vermehrt bei den nicht wasserlöslichen Vitaminen [Vitamin A, D, E und K]. Ein Zuviel an wasserlöslichen Vitaminen [Vitamin C und B1, 2, 3, 5, 6, 7, 9 und 12] wird nämlich in der Regel über die Nieren aus unserem Körper geschwemmt.
Die Vitamine im Überblick
Vitamin A – empfohlener Tagesbedarf: 0,8 – 1mg
Dieses Vitamin sammelt sich in der Leber und wird nicht mit dem Urin ausgeschieden. Wissenschaftler fanden heraus, dass eine massive Überdosierung von mehr als 3.000 mg pro Tag (je nach Größe +/- 100 Eier täglich) folgende Nebenwirkungen hervorrufen kann: Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Schwindel, Sehstörungen, Juckreiz und Haarausfall. Besteht der Vitaminüberschuss über mehrere Jahre hinweg, können die Vergiftungen tödlich enden.
Vitamin B – empfohlener Tagesbedarf: Frauen 1,2mg; Männer 1,5mg
Als Folge eines Vitamin B-Überschusses können Nervenschäden auftreten, die sich durch Lähmungserscheinungen, Reflexausfälle, Störungen des Temperatursinns oder Gefühlslosigkeit in Händen und Füßen äußern. Aber: Eine Überdosierung von Vitamin B ist praktisch nicht möglich, da der Körper die nicht benötigte Mengen einfach ausscheidet.
Vitamin C – empfohlener Tagesbedarf: 100mg
Grundsätzlich sollte eine Menge von 2.000 mg pro Tag nicht überschritten werden, um ein Auftreten von Durchfall und Verdauungsstörungen zu vermeiden. Zusätzlich können bei der Einnahmen solcher Mengen Symptome wie Erbrechen, Kopfschmerzen und Schlaflosigkeit auftreten.
Vitamin D – empfohlener Tagesbedarf: 0,02mg
Eine hohe Dosis an Vitamin-D-Präparaten – mehr als 0,1 mg täglich über einen längeren Zeitraum – ist für den Körper gefährlich. Die Überdosierung kann eine erhöhte Kalziumkonzentration im Blut verursachen. Die Folge: Kalzium sammelt sich in den Blutgefäßen und den Nieren, was wiederum zu einem raschen Abfall der Nierenfunktion führen kann – bis hin zu Nierenversagen. Betroffene fallen in ein sogenanntes hyperkalzämisches Koma oder Kalziumkoma – das durchaus tödlich enden kann.
Vitamin E – empfohlener Tagesbedarf: Frauen 12mg, Männer 14mg
Nimmt man über einen längeren Zeitraum täglich mehr als 800mg Vitamin E zu sich, sprechen Mediziner von einer Überdosierung. Die Folge können Symptome wie Verdauungsstörungen, Übelkeit, Kopfschmerzen, Müdigkeit sowie eine erhöhte Blutungsneigung sein.
Vitamin K – empfohlener Tagesbedarf: 0,06 – 0,08mg
Eine Überdosierung mit den Vitaminen K3 und K4 kann zu Erbrechen, einer Thrombose und Auflösung der roten Blutkörperchen führen. Die Folge können lebensgefährliche Blutungen sein.
Vitaminpräparate nach Rücksprache mit dem Arzt/ Ärztin
Wie oben bereits erwähnt, nehmen wir im Normalfall alle notwendigen Vitamine über die Nahrung zu uns. Zusätzlich Vitaminpräparate einzunehmen ist daher nur dann sinnvoll, wenn der Arzt/ Ärztin explizit einen Mangel festgestellt hat. Die Ursache dafür kann zB eine Störung des Vitaminstoffwechsels sein. Bei einer Erkrankung der Magenschleimhaut etwa kann der Körper Vitamin B12 im Darm nicht aufnehmen.
Alte Menschen essen oft weniger und nehmen dadurch auch weniger Vitamine zu sich. Für sie ist es – nach Rücksprache mit dem Arzt/ Ärztin – oft ratsam, auf Vitaminpräparate zurückzugreifen.
Was allerdings mit Sicherheit nicht funktioniert ist, einen ungesunden Lebensstil – viel Alkohol, Zigaretten, wenig Sport oder Bewegung, wenig Schlaf – mit Vitaminpillen auszugleichen. Denn diese Präparate enthalten nicht alle Mikronährstoffe, die für den Körper wichtig sind. In Lebensmitteln stecken weit mehr gesundheitsfördernde Stoffe als „nur“ Vitamine. Am besten daher: ausgewogen ernähren, gesund leben, auf Sport und Bewegung nicht vergessen – dann brauchen sie auch keine zusätzlichen Präparate. Und sie laufen dann auch sicher nicht Gefahr, sich eine Vitamin-Überdosis zu verpassen… 😉
(Bilder: Pixabay.com)