In Österreich leben aktuellen Schätzungen zufolge zirka 130.000 bis 150.000 Menschen mit der Form einer demenziellen Beeinträchtigung. Nicht zuletzt aufgrund der demographischen Entwicklungen und der zunehmenden Lebenserwartung ist allerdings von einem Anstieg dieser Zahl auf über 600.000 bis zum Jahr 2050 auszugehen.
Mit einem eigenen Podcast-Format über Demenz hat sich die Volkshilfe zum Ziel gesetzt, eine Krankheit, die oft ins Abseits gedrängt wird, selbstbewusst zum Thema zu machen. Vorurteile und Hemmschwellen sollen abgebaut, Betroffene und Angehörige gestärkt werden. 2022 ist das Format gestartet. Mittlerweile gibt es nicht nur Hörerinnen und Hörer in Österreich, sondern auch in Deutschland. 2024 geht es in die dritte Staffel des ungewöhnlichen Formats.
Podcast „Trotz Demenz“ gibt Einblicke in ein Leben mit Demenz
„Trotz Demenz“ ist ein Podcast-Format der Volkshilfe, das Licht auf die Herausforderungen und Chancen im Umgang mit Demenz werfen will. Zu hören sind Menschen, die offen über ihre persönlichen Erfahrungen sprechen: Betroffene und Familien, Pflegende und Expert•innen. Der Podcast bietet nicht nur Einblicke in die vielschichtige Realität von Demenz, sondern auch Ressourcen und Informationen zur Erkrankung selbst sowie zu Hilfs- und Unterstützungsangeboten. Treibende Kraft hinter der Idee war Teresa Millner-Kurzbauer, Leiterin der Demenzhilfe bei der Volkshilfe Österreich.
“Die Idee zum Podcast ist während eines Gesprächs mit einer pflegenden Angehörigen entstanden, die mir sagte, dass sie gern mehr Informationen zu Demenz hätte, aber untertags einfach keine Zeit zum Lesen findet – maximal nebenbei etwas Radio hören, ginge sich aus. Da hat es bei mir klick gemacht und ich wusste, wir wollen einen Podcast machen. Ein weiterer Anstoß ein solches Format zu produzieren, war die Überlegung, dass Betroffene in der Öffentlichkeit oft nicht oder nicht so leicht über Demenz sprechen. Diese Hemmschwelle lässt sich durch ein Format, bei dem man nicht gesehen wird einfach leichter überwinden.“ so Millner-Kurzbauer zu den Anfängen.
Das Thema Demenz von den Vorhang holen
Wie wichtig es ist, offen über Demenz zu sprechen, betont auch Volkshilfe-Direktor Erich Fenninger, der sich seit Jahren intensiv mit dem Thema auseinandersetzt. „Nach wie vor sehen wir in den Gesprächen mit Betroffenen und Angehörigen, dass sich die Menschen oft allein gelassen oder ausgegrenzt fühlen. Je mehr wir über Demenz sprechen, desto mehr Austausch, Verständnis und Unterstützung wird es in einer Gesellschaft geben, die nach wie vor viel zu stark auf Leistung und Anpassung ausgerichtet ist“, so Fenninger, der die Demenzhilfe Österreich, die vor allem Beratung und finanzielle Unterstützung leistet, vor zehn Jahren mitbegründet hat.
Die Themen des Podcasts sind breit gefächert und immer nah am Alltag der Menschen. In Staffel 1 erzählt unter anderem Volkshilfe-Demenzbotschafterin Johanna Constantini von der Erkrankung ihres Vaters und die frühere Ärztin Bea von ihrem Leben mit Alzheimer. Staffel 2 nimmt Hörer•innen auf einen akustischen Ausflug in ein Demenz-Tageszentrum in Oberösterreich mit, lässt die 91-jährige Schauspielerin Beatrice Ferolli ihr Gedächtnistraining-Projekt vorstellen und besucht die Initiator•innen des Pilotprojekts demenzfreundlicher Gemeinden im Burgenland.
Staffel 3 ist bereits in der Pipeline und wird noch vor dem Sommer erscheinen. Mit Asta Krejci-Sebesta hat sich die Volkshilfe eine erfahrene Podcast-Produzentin ins Haus geholt, die das Projekt umsetzt. Zu hören ist „Trotz Demenz“ auf allen gängigen Podcast-Plattformen. Der Podcast entsteht mit freundlicher Unterstützung des Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz.
Warnzeichen, auf die man achten sollte
Häufig wird Demenz erst im mittleren Stadium erkannt. Eine frühe[re] Diagnose hilft jedoch dabei, rechtzeitig mit einer Therapie zu beginnen und die Lebensqualität damit maßgeblich zu verbessern.
Immer mehr ältere Menschen sind besorgt, dass die bei ihnen auftretende Vergesslichkeit bereits Frühsymptom der Erkrankung sein könnte. Durch geeignete Gedächtnistests kann einem auch die Sorge genommen werden, an einer Demenz erkrankt zu sein. Bei einem Demenztest handelt es sich um wissenschaftlich erprobte und standardisierte Untersuchungsverfahren, mit denen die Hirnleistung beurteilt werden kann. Die Tests umfassen die zeitliche, räumliche und persönliche Orientierung sowie Prüfungen von Gedächtnis, Ausdrucksfähigkeit, logischem Denken und einfachen Tätigkeiten.
Warnzeichen für eine beginnende Demenz, die auf ein Frühstadium hinweisen, sind
- Vergessen von kurz zurückliegenden Ereignissen
- Verwirrung
- Probleme bei der Ausführung gewohnter Tätigkeiten
- Probleme bei der zeitlichen und örtlichen Orientierung
- Schwierigkeiten beim Fällen von Entscheidungen
- Depression und Rückzug
- Aggressivität und Gereiztheit
- Sprachliche Schwierigkeiten
Service
Alle Informationen zum Podcast sowie weitere wertvolle Informationen für Betroffene und deren Angehörige finden sie HIER.
(Bilder: AdobeStock, Volkshilfe, AdobeStock)