Für viele Verbraucherinnen und Verbraucher – längst nicht nur für das junge Publikum – sind sogenannte „Finfluencer“ [eine Wortkreation aus Finanz und Influenzer] eine wichtige Informationsquelle in Finanzangelegenheiten geworden. Durch ihren niederschwelligen Ansatz und die oftmals unterhaltsame Präsentation erreichen sie viele Menschen zu diesem wichtigen Thema. Die österreichische Finanzmarktaufsicht [FMA] rät Verbraucher•innen, ihren kritischen Blick zu behalten und sich über Qualifikation und potenzielle Interessenkonflikte von Finfluencern zu informieren.
Auf keinen Fall blind vertrauen
Bevor man Tipps von Finfluencern folgt, sollte man prüfen, wer genau hinter den Empfehlungen steht bzw. über welche einschlägigen Ausbildungen und Erfahrungen er oder sie verfügt. Denn grundsätzlich können Soziale Medien eine wertvolle Informationsquelle sein, der sie aber auf keinen Fall blind vertrauen sollten! Vor allem bei kostenpflichtigen Workshops oder Coachings sollte auf jeden Fall die Qualifikation hinterfragt werden. Wichtig ist auch die Frage, ob der Finfluencer ein finanzielles Interesse am Vertrieb der Produkte hat, die empfohlen werden, etwa durch Affiliate Marketing.
Risiken auf einen Blick
Mangelnde Fachkenntnisse
Viele Finfluencer verfügen schlicht und ergreifend nicht über das nötige Fach-/ bzw. Finanzwissen, sondern suggerieren in durchwegs gut gemachten Videos und/ oder Blogbeiträgen selbiges.
Wecken von Bedürfnissen
Sehr oft laufen derartige Videos nach dem immer gleichen Schema ab: Ihnen wird vermittelt, dass sie bestimmte [Luxus-]Güter brauchen, um glücklich zu sein. Informationen und Emotionen werden dabei ganz gezielt vermischt, um ihnen letztlich das Geld aus der Tasche zu ziehen.
Intransparente Vergütungen
Häufig legen Finfluencer nicht offen, dass sie für ihre Empfehlungen bezahlt werden – was im Grunde einen Verstoß gegen die Kennzeichnungspflicht von bezahlter Werbung darstellt.
Hohe Verluste
Manche der beworbenen Finanzprodukte und Strategien wie CFDs, Kryptos oder Copytrading sind hochriskant und können zu Totalverlusten ihres eingesetzten Kapitals führen – und das zumeist ohne irgendwelchen Möglichkeiten, sein Geld im Sinne von Schadenersatzansprüchen zurück zu bekommen.
Tipps für den Umgang mit Finfluencern
Hinterfragen sie die Seriosität
Bevor sie den oftmals „exklusiven“ und „todsicheren“ Tipps eines Finfluencers folgen, prüfen sie, wer genau hinter den Empfehlungen steht. Nennt die Person auf ihrer Website einschlägige Ausbildungen und Erfahrungen in Finanzangelegenheiten? Oder steht nur die Behauptung „ich bin ein Finanzexperte“ im Raum?
Finanzielle Interessen prüfen
Profitiert der Finfluencer selbst finanziell von seinen Empfehlungen, etwa durch Affiliate-Marketing? Solche Empfehlungen sind in der Regel nicht objektiv, da lediglich die finanziellen Eigeninteressen des Finfluencers im Mittelpunkt steht.
Followerzahlen kritisch betrachten
Viele Likes und eine hohe Zahl von Followern wirken auf den ersten Blick durchaus beeindruckend, können aber sehr leicht manipuliert bzw. gekauft werden. Schauen sie sich bewusst etwaige Kommentare zu einzelnen Posts an, um sich ein Bild über die Seriosität des Experten/ der Expertin zu machen.
Achtung vor Betrugsmaschen
Finfluencer, die sie zu privaten Messenger-Diensten oder persönlichen Nachrichten einladen, verfolgen sehr oft sehr fragwürdige Absichten. Besonders bei Investitionen in CFDs oder Kryptos ist daher unbedingt Vorsicht geboten.
Vorsicht bei hohen Gewinnversprechen
Empfehlungen, die zu raschem Reichtum führen sollen, sind mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit unseriös und mit hohen Risiken verbunden.
Workshops und Coachings sorgfältig prüfen
Bevor sie an einem kostenpflichtigen Workshop oder Coaching teilnehmen, informieren sie sich über die Qualifikationen und Erfahrungen des Finfluencers. Viele dieser Angebote sind völlig wertlos, und oft werden sogar falsche Informationen verbreitet.
Unabhängige Informationen einholen
Verlassen sie sich niemals ausschließlich auf die Empfehlung eines einzigen Finfluencers. Ziehen sie verschiedene unabhängige Quellen heran, um ein vollständiges Bild zu erhalten, bevor sie eine Anlage-/ bzw. Investitionsentscheidung treffen.
Hören sie auf den „gesunden Hausverstand“
Wie bei grundsätzlich allen Investionsentscheidungen gilt auch hier: Seien sie kritisch, hören sie auf ihr Bauchgefühl und blenden sie ihren „gesunden Hausverstand“ nicht aus! Nur so können sie wertvolle Informationsquellen von unseriösen Angeboten und Akteuren unterscheiden.
Service
Die AK Wien hat zu diesem Thema eine Studie verfasst: „Praxischeck Finfluencer•innen: Welche Inhalte posten österreichische Influencer•innen, die sich mit Geld & Finanzen beschäftigen, im Web und in den Sozialen Medien?“ Diese können sie HIER kostenlos downloaden.
(Bilder: AdobeStock)