„Was Hänschen nicht lernt…“ – dass unser Körper und unser Geist mit zunehmendem Alter an Leistungsfähigkeit abnehmen, ist schlicht und ergreifend so. Mit 20 ist man nun mal „besser“ unterwegs als mit 60. Ein simples Mäuse-Experiment zeigt nun, warum die Lernfähigkeit im Alter schwindet, warum wir langsamer lernen und Schwierigkeiten haben, uns auf Neues einzustellen.
Ein altes Sprichwort lautet ja bekanntlicher Weise „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.“ Oder etwas unromantischer formuliert: Senioren haben sprichwörtlich eine lange Leitung. Nun haben Australische Forscher diesem Phänomen bei Mäusen nachgespürt. Dabei konnten sie den Verfall eines bestimmten Teils des Nervensystems als Ursache dafür ausgemacht, dass das Erlernen neuer Verhaltensweisen im Alter schwerer fällt.
Das Mäuse-Experiment, oder: Was Hänschen nicht lernt…
Ein Team von Wissenschaftlern der University of Queensland in Brisbane setzten in ihrem Experiment junge und alte Mäuse in eine Kammer. Sie trainierten die Tiere darauf, mit ihren Schnauzen zwei Hebel zu drücken: einen für normale und einen für gesüßte Getreidepellets.
Dann wurden die Tiere in eine zweite Box gesetzt, in der sie eine Stunde lang unbegrenzten Zugang zu den Pellets hatten – allerdings nur zu einer Sorte.
Direkt danach wurden die Mäuse wieder in ihre ursprüngliche Kammer verfrachtet, wo sie wie gehabt zwischen beiden Geschmacksrichtungen wählen konnten. Sowohl die jungen als auch die alten Mäuse waren der zuvor für eine Stunde verfügbaren Pellets überdrüssig und drückten lieber den Hebel für die andere Sorte.
Aber dann…
… vertauschten die Forscher die Futtertypen der beiden Hebel. Junge Mäuse kapierten das schnell und wählten wieder die gewünschte der beiden Möglichkeiten. Die „Senioren“ aber kamen durcheinander und drückten verwirrt beide Hebel gleich oft.
Die Theorie dahinter ist klar: Wenn sich Bedingungen ändern, ist es nötig und sinnvoll, seine eigene Strategien anzupassen, sprich bisher „erfolgreiche“ Handlungen zu adaptieren oder ganz neue zu erlernen.
Parallel zum Verlust der Verhaltensflexibilität verfalle im Alter ein bestimmter neuronaler Pfad, so die Studienautoren im Fachjournal „Neuron„. Das führe wiederum zu Fehlern bei der Aktivierung von Neuronen in der Hirnregion des Striatums – in dieser Hirnregion wird die Fähigkeit, zwischen mehreren Handlungsmöglichkeiten auszuwählen, gesteuert. Wurde dieser Pfad bei jungen Mäusen künstlich mit einem Wirkstoff unterbrochen, waren sie genauso verwirrt wie die älteren Artgenossen.
Kein Grund, Trübsal zu blasen
So trostlos die Ergebnisse dieser speziellen Studie klingen: unzählige andere Studien haben gezeigt, dass unser Gehirn kein geschlossenes und unveränderliches System ist, an dem unablässig der Zahn der Zeit nagt. Auch bei Erwachsenen werden neue Nervenzellen gebildet – und das nicht nur in der Hirnregion für Lernen und Gedächtnisbildung.
Daher gilt es, unsere Gehirn ein Leben lang zu trainieren. Oder, um es mit den Worten von Henry Ford zu sagen: „Jeder der aufhört zu lernen, ist alt, mag er 20 oder 80 Jahre zählen. Jeder, der weiterlernt, ist jung, mag er 20 oder 80 Jahre alt sein.“
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