Aus Angst vor einer Infektion mit dem Coronavirus Covid-19 haben in den vergangenen Wochen und Monaten viele Menschen einen Zahnarztbesuch vermieden bzw. bereits fixierte Termine verschoben. In diesem Sinn war auch die über eine Nachrichtenagentur publizierte Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation WHO, nicht dringende zahnärztliche Behandlungen zu verschieben, auch wenig „hilfreich“. Hintergrund dessen war, wie es heißt, einer weiteren Verbreitung des neuartigen Corona-Virus vorzubeugen.
Das Wichtigste gleich vorweg: Diese Empfehlung gilt nicht für Länder mit einer niedrigen Infektionsrate wie eben in Österreich. Das stellte nicht zuletzt die WHO selbst ausdrücklich klar.
Empfehlung [derzeit] für Österreich nicht relevant
Die gute Nachricht, nämlich dass in Österreich – trotz aktuell leicht steigender Infektionszahlen – generell die Infektionsrate niedrig ist, macht die WHO-Empfehlung derzeit für uns irrelevant. Und das aus zwei ganz konkreten Gründen:
Erstens besteht in Österreich spätestens seit der Entdeckung der Krankheit AIDS und des sie auslösenden HI-Virus vor mittlerweile etwa 40 Jahren in den heimischen Zahnarztordinationen ein besonders hoher Hygienestandard – dieser gehört mit zu den besten der Welt. Da die zahnärztliche Tätigkeit zumeist mit wassergekühlten Instrumenten und sehr nahe am Patienten/ an der Patientin erfolgt, ist es für die heimische Zahnärzteschaft also seit Jahrzehnten völlig selbstverständlich, im Umfeld ihrer Arbeit Hygienemaßnahmen einzuhalten, die jegliches Infektionsrisiko für Patient, Personal und Zahnarzt/ Zahnärztin auf ein Minimum reduzieren.
Und zweitens liegt eben die Covid-19-Infektionsrate in Österreich im internationalen Vergleich von Anfang an auf sehr niedrigem Niveau. Dieses Niveau ist in keiner Weise etwa mit Erdteilen oder Ländern vergleichbar, in denen bedeutend schlechtere hygienische Bedingungen oder ungünstigere sozialpolitische Faktoren herrschen, als das hierzulande der Fall ist, auf die sich die WHO mit ihrer Empfehlung aber ebenso bezieht. Daher muss in Österreich für die normale zahnärztliche Versorgung auch keine weitere Reduktion der Übertragungsraten abgewartet werden, was in anderen der 193 Staaten der Welt aber möglicherweise sehr wohl erforderlich sein kann.
Keine besondere Infektionsgefahr beim Zahnarztbesuch
Des Weiteren zeigt die bisherige Erfahrung mit Sars-CoV-2, dass die Zahnmedizin sogar in den von Covid-19 am meisten betroffenen Ländern wie China [Wuhan – mutmaßlicher Ausgangsort der Corona-Pandemie], Italien und Südkorea weder Infektionen weiterverbreitet, noch dass in ihrem Umfeld eine besondere Infektionsgefahr für alle anwesenden Personen [Patientinnen und Patienten, Personal sowie Zahnärztinnen und Zahnärzte] bestünde. Auch die Situation in Österreich bestätigt ganz klar diese Fakten.
Die Österreichische Zahnärztekammer meint daher, dass unter Einhaltung der bestehenden Hygienemaßnahmen [Hände waschen, Mund-Nasen-Schutzmaske] und der allgemeinen Empfehlungen der österreichischen Bundesregierung in den heimischen Zahnarztordinationen der Normalbetrieb und die Erbringung des gesamten zahnmedizinischen Leistungsspektrums aufrechterhalten werden kann.
Ganz im Gegenteil: die Zahnärztekammer warnt sogar ausdrücklich davor, Kontrolluntersuchungen und prophylaktische Maßnahmen wie Mundhygienesitzungen aus übertriebener Angst vor Infektionen zu vernachlässigen. Gerade diese sind notwendig, um Erkrankungen im Zahn-, Mund- und Kieferbereich rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln. Nur so können schwere Folgeschäden für den gesamten Körper abgewendet werden. Denn aus einer kleinen Karies kann sich innerhalb weniger Wochen eine schmerzhafte Wurzelentzündung oder ein Abszess entwickeln, was letztlich im Krankenhaus behandelt werden müsste.
Hygiene in Zahnarztpraxen minimiert das Risiko
Obwohl während des Lockdowns spürbar weniger Patientinnen und Patienten beim Zahnarzt/ Zahnärztin waren, füllen sich inzwischen die Praxen wieder. Einige Zahnärzte/ Zahnärztinnen schicken lediglich sogenannte Risikopatienten nach Hause – das allerdings auch nur, wenn sie keine Schmerzen haben und eine rein ästhetische Behandlung wünschen.
Zum Schutz der Praxis-Teams sollen derzeit feine Wasserdämpfe in den Ordinationen vermieden werden, die Viren aus dem Mund des Patienten verbreiten könnten. Solche feinen Tröpfchen [Aerosole] entstehen durch die Anwendung zahnmedizinischer Geräte mit hoher Drehzahl oder Ultraschall.
Laut Empfehlung der Ärztekammer lassen sich Aerosole durch den Einsatz anderer Geräte, zum Beispiel langsamerer Bohrer, minimieren. Die Behandlung mit ständigem Absaugen dauert dadurch zwar etwas länger – ist aber sicherer für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Fazit: Auch trotz Corona zum Zahnarzt/ Zahnärztin gehen!
Eines ist fix: Die Zahnarztpraxen sind hygienisch auf Corona eingestellt. Daher sollten sie auf keinen Fall ihren Zahnarztbesuch aufschieben oder gar absagen. Niemand muss aus Angst vor einer Infizierung mit Sars-CoV-2 den Besuch beim Zahnarzt/ Zahnärztin meiden. Durch hohe Hygienestandards und Pandemie bedingte Planungs- und Distanzmaßnahmen sind die Ordinationen auf eine umfassende und sichere Patientenbetreuung sehr gut vorbereitet.
Denn wie gesagt: Gerade für die Zahngesundheit ist die regelmäßige Vorsorge und frühzeitige Behandlung von Erkrankungen besonders wichtig, um spätere schwerwiegende Schäden zu verhindern – ihre Zähnen sagen schon mal danke! 🙂
(Bilder: Pixabay.com)